Essen. Mit einigen Veränderungen im Ablauf hat “The Voice of Germany“ im Halbfnale auf den Absturz bei der Zuschauerquote reagiert. Während es im Finale eine leichte Favoritin gibt, kamen sich die Coaches Rea Garvey und Samu Haber nach dem Cross Battle auf ungewöhnliche Art und Weise näher.
Das Halbfinale von „The Voice of Germany“ am Freitagabend war vielleicht die schwierigste Ausgabe für Sat.1 in den bisherigen vier Staffeln. Nachdem die Musikshow in der vergangenen Woche eine Million Fernsehzuschauer verloren hatte, galt es für „The Voice of Germany“ gegen den Fluch der Liveshows anzukämpfen. Viele Fans bevorzugen mittlerweile die perfekte durchkomponierte Dramaturgie aus dem Schneideraum, während die Liveshows durch Langatmigkeit, zu vielen Werbepausen, schlechtem Ton und schwächeren Leistungen der Kandidaten an Attraktivität verloren haben.
Man kann Sat.1 wirklich nicht vorwerfen, dass sie auf Schwächen nicht reagieren. Trotz der kurzen Sendeabstände wurde an dem Konzept der Show gefeilt. So hat es „The Voice of Germany“ dank einiger Änderungen im Halbfinale halbwegs zurück in die Spur geschafft. Dass die Werbeblöcke und Programmhinweise abnehmen würden, ist bei einem Privatsender natürlich illusorisch. Aber wenn Sat.1 das Geschehen im Musik-Studio zeigte, gestaltete sich der Ablauf wesentlicher flüssiger.
"The Voice of Germany" verbessert den Ablauf
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So wurden nichtssagende Interviews von Doris Golpashin in der Kandidaten-Lounge sowie das Vorlesen von Tweets aus dem Netz fast vollständig gestrichen. Die Lobeshymne aus der Jury von Rea Garvey, den Fantas Smudo und Michi Beck, Stefanie Kloß und Samu Haber fielen wesentlich kürzer aus. Auch bei der Tonabmischung gab es Fortschritte, nachdem in den ersten Liveshows die Sängerinnen und Sänger oft kaum eine Chance gegen die Band hatten.
Moderator Thore Schölermann mühte sich um mehr Souveränität und Distanz zu den Kandidaten. Ganz ohne Pannen und Peinlichkeiten ging es trotzdem nicht. So wähnte sich Schölermann nach einigen Minuten bereits im Finale, und später machte er Großbritanniens Queen zum König. Dass Joko Winterscheidt rein „zufällig“ im Publikum saß, um für seine neue Show „Mein bester Feind“ mit Klaas Heuer-Umlauf zu werben – geschenkt. Aber der Studio-Band für ihre Leistung eine Geschenkbox eines Sponsors während der Show zu überreichen, war eine unnötig peinliche Werbe-Aktion.
Rea Garvey küsst Samu Haber auf den Mund
Musik gab es zwischendurch natürlich auch. Im ersten Cross-Battle traf die lieblich-schüchterne Lina Arndt auf den Hamburger Kiez-Musiker Rene Nocon. Obwohl beide melancholische Töne anschlugen, sind sie so unterschiedliche Künstler, dass ein Vergleich schwer war. Im Halbfinale von „The Voice of Germany“ fiel das Votum der Coaches weg, so dass allein die Zuschauer per SMS und Anruf den Ausgang des Duells bestimmten. Lina Arndt berührte das Publikum an diesem Abend einen Tick mehr, weshalb sie beim Zuschauer-Voting mit 59 Prozent vorne lag.
Halbfinale von "The Voice"
So ganz hat sich die 18-jährige Berlinerin noch nicht an das große Showbusiness gewöhnt. Das Interview mit Doris Golpashin dauerte zwar nur 60 Sekunden, trotzdem schaffte sie es nicht, sich auf die Fragen der Co-Moderatorin zu konzentrieren. Etwas durch den Wind waren zu dem Zeitpunkt auch die Coaches. „Wenn ich gewinne, küsse ich Rea auf den Mund", hatte Samu Haber angekündigt. Trotz seiner Niederlage gab es den Bruderkuss trotzdem, weil Rea Garvey zur Tat schritt. Zum Glück verzichtete Stefanie Kloß auf den von Smudo und Michi Beck daraufhin angebotenen „Sandwich“-Kuss. So stand schnell wieder die Musik im Vordergrund.
Andrei Vesa kann auf den "Samu Haber"-Bonus hoffen
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Leistungstechnisch lagen Andrei Vesa (Team Samu Haber) und Ben Dettinger (Team Stefanie Kloß) nicht weit auseinander. Trotzdem stimmten 81,4 Prozent der Zuschauer für Vesa, was den Verdacht nahe legt, dass einige Stimmen nicht unbedingt explizit an den 18-Jährigen gingen, sondern eher an das Team von Samu Haber, damit der Finne als Coach mit einem Schützling im Finale von „The Voice of Germany“ vertreten ist. Das will der „Sunrise Avenue“-Sänger noch genießen und dann eine längere Auszeit nehmen, hatte er kürzlich angekündigt.
Eindeutig für sich entscheiden konnte Marion Campbell (Team Stefanie Kloß) ihr Cross Battle gegen Calvin Bynum (Team Fanta). Bei der Stimmgewalt von Campbell, half es Bynum auch nicht, dass er aus „Under The Bridge“ von den „Red Hot Chilli Peppers“ eine coole Soul-Nummer gemacht hatte. Seine Gegnerin brillierte mit dem Annie-Lennox-Song „No More I Love You's“. Mit ihrer kraftvollen Stimme und energischen Bewegungen erinnerte sie etwas an eine junge Tina Turner.
Charley Ann Schmutzler leichte Favoritin im "The Voice of Germany"-Finale
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Mit der Leistung von Marion Campbell konnte an diesem Abend nur Charley Ann Schmutzler („Cry Me A River“ von Michael Buble) mithalten. Die 21-jährige Schauspielerin besitzt eine außergewöhnliche Stimme, mit der sie es auch auf die internationale Bühne schaffen kann. „Charley, was ist aus Dir geworden, das ist ja Wahnsinn“, schwärmte Michi Beck, der mit Smudo in den Blind Auditions als einzige für die Berlinerin gebuzzert hatten. Da hatte Soft-Metaller Philipp Leon Altmeyer aus dem Team von Rea Garvey im Halbfinale keine Chance. Er bekam nur 18,6 Prozent der Stimmen, was der Musiker aus Völklingen sichtlich enttäuscht mit versteinertem Gesicht registrierte.
Nach diesem Auftritt dürfte Charley Ann Schmutzler als leichte Favoritin gegenüber Marion Campbell ins Finale von „The Voice of Germany“ gehen. Jeder Gewinner der Cross Battles durfte seine eigene Final-Single vorstellen. Auch hier sticht Schmutzler mit „Blue Heart“ leicht hervor, da die Fantas Smudo und Michi Beck dem radiotauglichen Song eine coole Beat-Note gegeben haben. Die Download-Zahlen der Kandidaten-Singles gehen bereits mit in die Gesamtwertung für den Ausgang des Finales von „The Voice of Germany“ ein. Außenseiterchancen haben Lina Arndt und Andrei Vesa, wobei letzterer erneut vom „Team Samu Haber“-Bonus profitieren könnte.
The Voice of GermanyDavid Guetta, Ed Sheeran und Take That als prominente Gäste
Nachdem im Halbfinale Coldplay und Gregory Porter als Gäste glänzten, bekommen die Kandidaten im Finale von „The Voice of Germany“ am kommenden Freitag prominenten Beistand von internationalen Superstars wie David Guetta, Olly Murs, Take That, Ella Henderson, Ed Sheeran und Hozier.