Witten. . Bacon Bombs, Cowboy Beans – überall wird Grillen als Barbecue nach US-amerikanischer Art betrieben. Zwei Grill-Experten aus dem Ruhrgebiet haben jetzt in ihrem Buch „Pottfeuer“ gezeigt, dass all diese Gerichte auch nur auf Omas deutschen Rezepten beruhen. Dazu gibt’s Tipps zum „Grillen anne Ruhr“.

„Im Ruhrgebiet muss man ja nur aus der Haustür fallen, steht da einer mit dem Grill.“ Sagt Axel Kähne, der Mietgriller aus Wetter, und blickt auf seinen liebsten Mitgriller Markus Mizgalski. Zusammen haben die Freunde das Buch „Pottfeuer“ geschrieben. Thomas Mader traf „Acki und Mitze, unter Grillern duzt man sich“, gemäß Untertitel zum „Grillen anne Ruhr“ in Witten für eine Fortbildung der feurigen Art.

Ruhrpott-BBQ statt American Barbecue – wat is dat denn?

Mitze: Wo man hinschaut, wird auf amerikanische Art gegrillt – so viele „Bacon Bombs“ wie in den letzten Wochen habe ich noch nie gesehen. Oder „Cowboy Beans“ ...

Acki: Aber die Gerichte, die nun wieder nach Deutschland kommen, sind eigentlich Rezepte aus Omas Küche: Die „Bacon Bomb“ ist ein Hackbraten im Speckmantel und die „Cowboy Beans“ – hamwa Bohnen mit Specksoße für gesacht. Einmal stand ich beim Metzger und wollte Spare Ribs haben; der hat mich nicht verstanden. Da sagte die Oma neben mir: „Ich hätte gern Schälrippchen“.

Mitze: Wir haben also versucht, die traditionellen Rezepte aus dem Ruhrpott auf dem Grill umzusetzen. Sogar Eintöpfe kann man gut machen in gußeisernen Töpfen.

Acki: Einige Rezepte stammen sogar von Henriette Davidis, die 1845 das damals bekannteste Kochbuch Deutschlands geschrieben hat. Sie hat ja ein bisschen flussaufwärts in Wetter-Wengern gelebt.

Typisch fürs Ruhrgebiet

Und welche Grillgerichte sind typisch für das Ruhrgebiet?

Acki: Unsere Vorfahren hatten ja nicht ganz so viel Geld und haben deswegen oft die eher günstigen Schnitte vom Fleisch gegessen. Es wurde also viel geschmort, um das Fleisch zart zu bekommen. Das kann man sehr gut mit einem „Dutch Oven“ hinbekommen, einem Gusseisentopf, den man in die Glut stellen kann. Den bekommt man für 30 Euro.

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Teflon geht nicht ...

Mitze: Nein, gar nicht. Die Temperaturen sind zu hoch.

Acki: Sehr typisch sind auch Fische aus der Ruhr: Zander, Forelle, Hecht oder Karpfen. Die kann man auf einer Holzplanke zubereiten; das Brett kokelt von unten an, der Fisch nimmt den Geschmack von Rauch und Holz an.

Mitze: Auch viele Kräuter zum Räuchern oder Marinieren findet man im Ruhrgebiet. Mein persönlicher Favorit ist Bärlauch.

Acki: Mittlerweile werden auch gute Rassen vom Schwein an der Ruhr gezüchtet, das Bunte Bentheimer zum Beispiel. Wenn man sich die Mühe machte, es vom Erzeuger auf dem Hof zu kaufen, bekommt man das Fleisch auch zu einem guten Preis. In Hattingen weiden auch Auerochsen in den Ruhrwiesen – sehr original.

Wild grillen macht Spaß und ist verboten

Und wo an der Ruhr schmeißt Ihr am liebsten den Grill an?

Acki: Es gibt ja viele schöne Grillplätze. Wild grillen macht zwar Spaß, ist aber nicht erlaubt. (Anmerkung der Redaktion: Eine Übersicht gibt's online zum Beispiel hier)

Mitze: Das Problem ist ja meistens die Müllentsorgung; wenn die Leute die Lampe zu stark am Glühen haben, dann lassen sie ihre Tankstellengrills einfach liegen.

Acki: Das ist eine Kulturfrage. Die Angler haben ja oft ihre Räucheröfen dabei und kriegen es auch hin. Aber zwischen Bochum und Essen find ich’s an der Ruhr schon sehr sympathisch ...

Okay, mal ganz praxisnah: Wie wird die Bratwurst perfekt?

Acki: Die vom Metzger ist schon toll. Man kann sie oben rautenförmig einschneiden, dann dringt die Hitze besser ein, und sie ist auch innen heiß, wenn sie außen braun wird. Außerdem setzt sich die Soße oder die Glasur im Muster fest. Dafür kann man zum Beispiel etwas Honig mit einer Prise Zimt und einer Messerspitze Chiliflocken nehmen. Der Honig karamelisiert dann auf der Wurst.

Kein Bier aufs Fleisch

Thema Bier ...

Mitze: Ahhhhhh!

Acki (ironisch): Ist genau richtig.

Mitze: Das ist ein No-Go! Mit Bier kannst Du ein paar Sachen machen: Du kannst es in der offenen Dose lassen und ein Huhn draufstülpen. Du kannst es statt Wasser in das Fettauffangbecken geben, dann aromatisiert der Dampf ein wenig. Oder Du schüttest es in den Typen, der neben dem Grill steht.

Acki: Wenn man es über dem Grillgut auskippt, spült es die Marinade runter. Es spritzt und verdampft auf den Kohlen und sprüht Asche nach oben; das ist nicht so lecker.

Was empfehlt Ihr Eurem vegetarischen Grillkumpel?

Acki: Öfter mal Fleisch zu probieren – ob er Vegetarier bleiben will.

Mitze: Aus dem Revier wegziehen.

Acki: Nein, im Ernst: Grillt Gemüse statt Sojaprodukte! Feine Drillinge mit einem Sößchen zum Beispiel. Zucchini, Auberginen, die Italiener sagen Antipasti, wir nennen es: Grillgemüse von gestern.