Berlin. 25.000 Euro Schmerzensgeld will die Lufthansa den Hinterbliebenen des Germanwings-Absturzes zahlen. Die lehnen das Angebot zornig als unangemessen ab.

Hinterbliebene der Germanwings-Katastrophe haben das Schmerzensgeld-Angebot der Lufthansa als "unangemessen" abgelehnt. Die Angehörigen seien zornig über das Verhalten der Airline, teilte Rechtsanwalt Elmar Giemulla am Samstag in Berlin mit. Das angebotene Schmerzensgeld sei mit pauschal 25.000 Euro "zu wenig", sagte er und forderte mindestens 100.000 Euro für jedes Opfer.

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Giemulla vertritt nach eigenen Angaben 36 Familien. In seinem Brief an die Anwälte der Lufthansa begründet er, warum er eine "sechsstellige Zahl im unteren Bereich" als "ererbtes Schmerzensgeld" für die Opfer für angemessen hält. Bemessungsgrundlage dafür müsse die Zeit sein, in der die Insassen des Flugzeuges Todesängste ausstanden.

Giemulla bezieht sich auf die offiziellen Untersuchungen zur Katastrophe und geht davon aus, dass die Passagiere von Flug 4U9525 mindestens sechseinhalb Minuten lang mitbekommen haben müssen, was sich am und im Cockpit abspielte. Spätestens mit dem Moment, in dem der Pilot erfolglos versuchte, ins Cockpit zurückzukommen, hätten alle Passagiere bemerkt, "dass sie sich in einer ausweglosen Situation befanden, die sie Sekunde für Sekunde ihrem unausweichlichen Tod näherbrachte". Es sei nicht leicht zu entscheiden, wie eine "derart lange und verzweifelte Todesangst angemessen zu entschädigen ist", räumt der Anwalt der Hinterbliebene ein. Aber: sicher "nicht mit 25.000 Euro!"

Kreis der Angehörigen weiter fassen

Auch das Angebot der Lufthansa, nächsten Angehörigen wie Eltern, Kindern oder Lebenspartnern ohne weitere Prüfung jeweils ein Schmerzensgeld von 10.000 Euro zu zahlen, nannte der Anwalt unangemessen. Die Gruppe sei zu klein gefasst, zudem müsse der Betrag auch hier "im unteren sechsstelligen Bereich liegen", schrieb er in seinem Brief.

Trauerfeier für Absturz-Opfer

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Mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt haben am Freitag rund 1400 Menschen im Kölner Dom der Opfer des Absturzes der Germanwings-Maschine am 24. März gedacht. Unter den... © dpa
...Gästen waren Bundespräsident Joachim Gauck (2. v.l.) und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (2.v.r.). Der Domdechant Robert Kleine (l.) begrüßte die Gäste. Bei dem...
...Gästen waren Bundespräsident Joachim Gauck (2. v.l.) und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt, Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (2.v.r.). Der Domdechant Robert Kleine (l.) begrüßte die Gäste. Bei dem... © dpa
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...ökumenischen Gottesdienst sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen: "Unbegreifliches ist geschehen. Eltern und Kinder, Männer und Frauen, Freundinnen und Freunde, Kollegen und Kolleginnen wurden aus dem Leben gerissen. Familien, Häuser und Nachbarschaften, Schulen, Dörfer und Städte, ein ganzes Land, ja mehr als nur ein Land, rücken zusammen im Aushalten-Müssen und im Begreifen-Wollen." © dpa
Eine Kerze für jedes Absturz-Opfer brannte...
Eine Kerze für jedes Absturz-Opfer brannte... © imago/Revierfoto
...im Altarraum des Kölner Doms.
...im Altarraum des Kölner Doms. © imago/Revierfoto
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki betonte im Trauergottesdienst die Kraft der Liebe. Liebe sei stärker als der Tod. Liebe bleibe. Sie mache das Leid so schmerzlich. Aber gebe sie nicht auch die Kraft, das Leid zu ertragen?, fragte der Erzbischof am Freitag im Kölner Dom. Jeder werde sich an...
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki betonte im Trauergottesdienst die Kraft der Liebe. Liebe sei stärker als der Tod. Liebe bleibe. Sie mache das Leid so schmerzlich. Aber gebe sie nicht auch die Kraft, das Leid zu ertragen?, fragte der Erzbischof am Freitag im Kölner Dom. Jeder werde sich an... © dpa
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...die kostbaren Momente mit den Lieben erinnern. Die seien unzerstörbar. Die Christen glaubten an das ewige Leben. "Wir glauben, dass diese 150 Menschen nicht verschwunden und ins Nichts gegangen sind, als sie aus der Welt geschieden sind", sagte Woelki weiter. © dpa
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Auch Notfallseelsorger sprachen während der... © dpa
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...Trauerfeier im Kölner Dom. Zuvor hatten sie... © dpa
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...Gästen wie NRW-Ministerpräsidentin Kraft... © dpa
...kleine Engel aus Holz übergeben: Sie sollen den Angehörigen und Helfern der Germanwings-Katastrophe symbolisch Halt und Zuversicht geben. Die Holzengel lagen am Freitag bei der Trauerfeier im Kölner Dom an jedem Platz. Bundespräsident...
...kleine Engel aus Holz übergeben: Sie sollen den Angehörigen und Helfern der Germanwings-Katastrophe symbolisch Halt und Zuversicht geben. Die Holzengel lagen am Freitag bei der Trauerfeier im Kölner Dom an jedem Platz. Bundespräsident... © dpa
...Joachim Gauck hielt vor den Kerzen für die Opfer der Katastrophe inne. Gauck...
...Joachim Gauck hielt vor den Kerzen für die Opfer der Katastrophe inne. Gauck... © dpa
...sagte:
...sagte: "Es ist etwas zerstört worden, das in dieser Welt nicht mehr geheilt werden kann. Da ist er wieder, dieser Schock, der uns am 24. März getroffen hat." "Vielleicht ist es ja das, was uns so sehr erschreckt hat: die Sinnlosigkeit des Geschehens", sagte Gauck weiter. "Wir sind konfrontiert mit einer verstörenden Vernichtungstat." Bei vielen Menschen sei die Trauer in Wut und Zorn umgeschlagen. Aber auch die Angehörigen des Co-Piloten hätten eine geliebten Menschen verloren. © dpa
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sprach den Angehörigen der Absturz-Opfer zu. In den vergangenen Wochen der Trauer habe sie...
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sprach den Angehörigen der Absturz-Opfer zu. In den vergangenen Wochen der Trauer habe sie... © dpa
... auch viele Momente tiefer menschlicher Verbundenheit erlebt - etwa am Düsseldorfer Flughafen, in Frankreich oder in Haltern.
... auch viele Momente tiefer menschlicher Verbundenheit erlebt - etwa am Düsseldorfer Flughafen, in Frankreich oder in Haltern. © dpa
"Im Namen des Präsidenten der französischen Republik, im Namen des französischen Volkes, das diese Katastrophe bewegt und schockiert hat, bringe ich mein Mitgefühl zum Ausdruck gegenüber allen Familien, gegenüber allen Hinterbliebenen", sagte der französische Staatsminister Alain Vidalies. © dpa
Der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz sagte im Kölner Dom:
Der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz sagte im Kölner Dom: "Wir müssen versuchen, die entstandene Lücke mit Liebe und vor allem mit Hoffnung zu füllen." © dpa
Auch der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr (3.v.r.) war am Freitag mit Begleitern zu der Trauerfeier nach Köln gekommen.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr (3.v.r.) war am Freitag mit Begleitern zu der Trauerfeier nach Köln gekommen. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Der Domvorplatz war für die Öffentlichkeit gesperrt, die Trauerfeier...
Der Domvorplatz war für die Öffentlichkeit gesperrt, die Trauerfeier... © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
...wurde auf Leinwände am Bahnhofsvorplatz...
...wurde auf Leinwände am Bahnhofsvorplatz... © imago/Revierfoto
... direkt neben dem Kölner Dom übertragen.
... direkt neben dem Kölner Dom übertragen. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Trauende hatten zwischen Dom und Hauptbahnhof Kränze abgelegt und...
Trauende hatten zwischen Dom und Hauptbahnhof Kränze abgelegt und... © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
... Kerzen als Erinnerung an die Absturz-Opfer entzündet.
... Kerzen als Erinnerung an die Absturz-Opfer entzündet. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © dpa
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März.
In Köln gedachten die Menschen der Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes am 24. März. © imago/Revierfoto
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Die Katastrophe und die damit verbundenen Umstände seien "mit einem 'normalen Unfall' nicht annähernd vergleichbar", argumentiert der Jurist. Er schreibt weiter: "Die Hinterbliebenen konnten wegen des Zustandes der Verstorbenen nicht von ihnen Abschied nehmen. Sie haben keine Toten, sondern im wörtlichen Sinne 'sterbliche Überreste' beerdigt."

Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine am 24. März in den französischen Alpen kamen alle 150 Menschen an Bord ums Leben, darunter viele Deutsche. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft sperrte der Copilot seinen Kollegen aus dem Cockpit aus und brachte die Maschine absichtlich zum Absturz. Der 27-Jährige hatte nach Überzeugung der Ermittler psychische Probleme und Suizidgedanken, die er vor seinem Arbeitgeber verheimlichte. Germanwings ist eine Tochter-Gesellschaft der Lufthansa. (we/ mit dpa)