Paris/Düsseldorf. Die Bergung der 150 Toten des Absturzes von Germanwings-Flug 4U9525 hat Priorität. Eine provisorische Straße soll jetzt die Arbeiten erleichtern.
Fast eine Woche nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs in Frankreich bleibt der zweite Flugschreiber der Maschine unauffindbar. Lufthansa-Manager Kay Kratky verwies am Sonntagabend auf eine mögliche Beschädigung des Geräts. Das Flugzeug sei mit Tempo 800 und damit mit unvorstellbarer Wucht an dem Bergmassiv nordöstlich von Marseille zerschellt, sagte Kratky in der ARD-Talkshow "Günther Jauch". "Es könnte sein, dass die Belastung hier zu groß war und er keine Signale sendet."
Germanwings-AbsturzDie Ermittler erhoffen sich von den auf dem Flugschreiber gespeicherten Daten Aufschluss darüber, was an Bord des Airbus geschah, bevor er vergangenen Dienstag mit 150 Menschen an Bord zerschellte. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der 27 Jahre alte Copilot die Maschine mutwillig zum Absturz gebracht. Warum - darauf haben die Ermittler noch keine Antwort geben können.
Nach einer nächtlichen Unterbrechung soll die Suche nach Opfern und dem Flugdatenschreiber am Morgen fortgesetzt werden. Gleichzeitig wird ein Weg ins Absturzgebiet in der Nähe des Örtchens Seyne-les-Alpes geschaffen. Der Zugang könnte Montagabend fertig sein und soll vor allem ermöglichen, schwereres Bergungsgerät in die Region zu bringen. Bisher werden Ermittler und Bergungskräfte tagsüber mit Hubschraubern in das unwegige Gebiet gebracht. Die Bergung der Toten hat absoluten Vorrang, sagte Staatsanwalt Brice Robin der Deutschen Presse-Agentur.
Germanwings will am Montag über das neue Betreuungszentrum für die Angehörigen der Opfer informieren. Das Unternehmen lädt am Morgen zu einer Pressekonferenz in Marseille. Frühestens am Montag will auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungsergebnisse bekanntgeben.
Die Behörde hatte am Freitag lediglich erklärt, es seien in der Wohnung des Copiloten "zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen" gefunden worden. Der 27-Jährige aus Montabaur verheimlichte seinem Arbeitgeber nach Erkenntnissen der Ermittler eine Erkrankung. Die Fahnder suchten nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden.
Weder Abschiedsbrief noch Bekennerschreiben
Sie fanden weder einen Abschiedsbrief noch ein Bekennerschreiben. Für Berichte, wonach der Copilot an starken psychischen Problemen und auch Sehstörungen gelitten haben soll, war bis Sonntag keine Bestätigung der Behörden zu erhalten.
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Der Copilot soll den Airbus A320 auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich in einen Sinkflug versetzt haben, als der Kapitän das Cockpit kurz verließ. Die französische Staatsanwaltschaft schloss aus den Aufzeichnungen des rasch gefundenen Sprachrekorders, dass der 27-Jährige den Piloten aus dem Cockpit aussperrte. Französische Ermittler untersuchen allerdings weiterhin auch die Möglichkeit eines technischen Defekts der Maschine.
Am 17. April soll im Kölner Dom mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt der Opfer gedacht werden. Im westfälischen Haltern, wo um 16 Schüler und zwei Lehrerinnen getrauert wird, soll es am Mittwoch einen öffentlichen Gottesdienst geben. (dpa)