Essen. Ausziehen und die Hüllen fallen lassen reicht eben doch nicht, um bei RTL Superstar zu werden. Im Halbfinale flog der Österreicher Richard raus – und das, obwohl er vor den Zuschauern unter die Dusche stieg. Im Finale stehen überraschenderweise drei statt zwei Kandidaten: Daniel, Meltem und Aneta.
Es war die Show der Überraschungen. Und das, obwohl doch eigentlich jede DSDS-Sendung nach demselben Schema abläuft, die gleichen Charaktere weiterkommen, die Jury-Kommentare austauschbar und die Fan-Anruf-Aufrufe immer die selben sind. Das Halbfinale von Deutschland sucht den Superstar aber machte Spaß.
Überraschung Nummer 1: Nicht Nazan Eckes eröffnete mit ihrer netten und professionellen Art die Show am Samstagabend. Nein, im ersten Augenblick hätte man meinen können, statt DSDS „Let's Dance“ oder doch das Dschungelcamp zu sehen. Denn Daniel Hartwich stand da auf der großen Showbühne.
Daniel Hartwich ersetzt erkrankte Nazan Eckes
Und die kurze Irritation wandelte sich schnell in die gute Gewissheit, dass er viel mehr sein sollte als der Ersatz für die erkrankte Eckes. Mit Ironie und spitzen Sprüchen zeigte Hartwich, was der Moderation der Show sonst immer fehlt: Persönlichkeit und Eigenständigkeit.
Er stichelte gegen die Jury, testete die Kandidaten schon einmal auf ihre Dschungecamp-Tauglichkeit und stellte sich immer wieder erfrischend gegen das ganze Konzept der Casting-Show. RTL sollte überlegen, bei der nächsten Staffel nicht nur einige Jury-Mitglieder auszutauschen.
Überraschung Nummer 2: Jury-Chef Dieter Bohlen eröffnete eine Regeländerung. Eine große Regeländerung, die nicht nur das Halbfinale, sondern auch das Finale um einiges langweiliger macht. Im Finale sollen nicht, wie eigentlich geplant, zwei Kandidaten stehen und um den Titel Superstar kämpfen. Nein, im Halbfinale sollte nur einer gehen und im Finale somit dann drei Sänger um den Sieg singen.
Warum dieser Kurswechsel? So richtig gab Bohlen darauf keine Antwort. Er gab sich weich, lieb und wollte Harmonie. Doch gerade zum Ende der DSDS-Staffeln wollen die Zuschauer und Fans eigentlich genau das nicht mehr. Sie wollen Entscheidungen, Kämpfe und spannende Kopf-an-Kopf-Rennen.
Drei Kandidaten im Finale von Deutschland sucht den Superstar
Nun gut, RTL will Anrufe und von denen gibt es vermutlich mehr, wenn drei Kandidaten im Rennen bleiben. Schade, diese offensichtliche Entscheidung für die Geldmachererei ist sogar irgendwie für RTL-Verhältnisse traurig.
Eine klare Aussage gab es immerhin von Bohlen zur Zukunft von Deutschland sucht den Superstar. Nach seiner Aussage, er werde den Song für den Gewinner nicht schreiben, gab es Spekulationen, ob Bohlen die Lust an dem Format verloren habe. Doch der Jury-Chef machte deutlich: „DSDS wird immer wiederkommen.“
Überraschung Nummer 3: In den vergangenen Staffeln war es meist nicht unbedingt ein Nachteil, wenn sich die Kandidaten und Kandidatinnen freizügig auf der Bühne zeigten. Für den Österreicher Richard reichte dieses Rezept jetzt aber nicht mehr aus, um ins Finale einzuziehen. In der Challenge ging es darum, sich eine imposante Eröffnung für den eigenen Song auszudenken. Aneta zeigte sich als Kämpferin vor dem Destiny's Child Song „Survivor“, Meltem ließ sich aus schwindelerregender Höhe auf die in gruseligem Dunkel und Rauch liegende Bühne herabsenken. Auch das passend zum Song: „My Immortal“ von Evanessence.
Daniel Ceylan zeigt Bohlen und Co. seine verrückt geniale Seite
Richard wollte mit seinem Oberkörper die Zuschauer begeistern. Er stellte sich in absurdem, rosa-stichigem Licht gemeinsam mit dürftig bekleideten Mädchen unter die Dusche im Hof vor dem Kölner Coloneum. Der Sinn oder irgendein Zusammenhang zum Song „Lila Wolken“ von Marteria wurde nicht deutlich. „Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind“ - vielleicht, weil die Dusche die Müdigkeit wegspült? Naja, Interpretationen blieben letztlich unnötig, die Zuschauer wählten Richard raus.
Backstage mit Daniel Ceylan bei DSDS
Überraschung Nummer 4, und das Highlight des Halbfinals: Daniel Ceylan. Immer schien er sich vor allem mit Glück Runde um Runde weiter zu singen. Nie so ganz professionell vor der Kamera. Den meisten immer ein bisschen zu echt und zu sehr „er selber“ und zu wenig der Kandidat mit Ehrfurcht vor der großen Show.
DSDS Doch was der junge Mann aus Meschede am Samstagabend zeigte, war zwar wieder nicht Ehrfurcht, aber es war die große Show. Ob es nun an dem Besuch bei einer Heilerin lag, die ihn mit Gebüsch verhaute oder an den Ratschlägen zum Umgang mit dem Trubel von Dolly Buster – sicher kann man das vielleicht nie sagen, aber Daniel Ceylan verwandelte DSDS in eine Party.
Seine Performance begeisterte sogar den kritischen Gast-Moderator Hartwich. Umringt von Krankenschwestern in knappen Kleidchen ließ sich Daniel in einem Krankenbett auf die Bühne fahren. Verrückt geworden? Vielleicht, denn bei seinem Song „For You“ von den Disco Boys zeigte er sich von einer anderen Seite – komplett selbstbewusst und voller Leidenschaft. Das wollte die Jury und auch das Publikum sehen und wählten den Sänger aus Meschede ins Finale.