Essen/Düsseldorf. Die Booster-Impfungen in NRW sind angelaufen. 4,5 Millionen Menschen haben nun Anspruch auf eine dritte Corona-Impfung. Die Voraussetzungen:

  • 4,5 Millionen Menschen in NRW haben Anspruch auf eine Corona-Booster-Impfung, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag auf einer Pressekonferenz.
  • 80 Prozent der Patienten auf den Corona-Intensivstationen in NRW sind nach Ausführungen von Laumann ungeimpft. "Die restlichen 20 Prozent sind hochaltrige Menschen", sagte der Minister.
  • Haben Sie Anspruch auf eine Booster-Impfung in NRW? Hier gibt es den Überblick.

Die Landesregierung und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) im Rheinland und Westfalen-Lippe ermutigen rund 4,5 Millionen Menschen in NRW zur Auffrischungsimpfung. „Ein gewaltiger Teil der Bevölkerung hat einen Anspruch darauf“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag. In den Altenheimen hätten bisher rund 90 Prozent der Bewohner diese so genannte „Booster-Impfung“ erhalten. Dies habe „reibungslos geklappt“, so der Minister.

In den kommenden Wochen werden in Nordrhein-Westfalen Bürger über 70 Jahren Briefe des Gesundheitsministers erhalten, in denen ihnen zur Auffrischungsimpfung geraten wird. Sie sollten sich möglichst schnell Termine geben lassen, weil die Praxen zwei Wochen auf bestellten Impfstoff warten müssten, raten Hausärzte.

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Mediziner und Patientenschützer hatten zuletzt mehr Tempo bei der Auffrischungsimpfung angemahnt. Laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission soll sie in der Regel sechs Monate nach der zweiten Corona-Impfung unter anderem Menschen ab 70 Jahren verabreicht werden.

Für diese Menschen empfiehlt die Stiko die Booster-Impfung

NRW hält sich an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Diese empfiehlt eine Booster-Impfung für die folgenden Gruppen:

  • Menschen ab 70 Jahren
  • Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen
  • Pflegepersonal und medizinisches Personal mit direktem Kontakt zu Patienten
  • Personen, die den Impfstoff von Johnson & Johnson oder ihre komplette Impfserie von AstraZeneca bekommen haben
  • Personen, die nach einer Corona-Infektion eine Dosis von einem Vektorimpfstoff bekommen haben
  • Personen mit Immunschwäche oder Immunsuppression
  • Enge Kontaktpersonen von Personen mit schwerer Immunschwäche
  • Menschen ab 60 Jahren nach individueller Abwägung
Corona in NRW: Für bestimmte Berufsgruppen und Menschen ab 70 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Booster-Impfung. (Symbolbild).
Corona in NRW: Für bestimmte Berufsgruppen und Menschen ab 70 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Booster-Impfung. (Symbolbild). © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

KV Nordrhein: NRW beim "Boostern" überdurchschnittlich schnell

NRW lege beim „Boostern“ im Ländervergleich ein überdurchschnittliches Tempo vor, erklärte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Frank Bergmann. Allein in den nordrheinischen Praxen seien in der vergangenen Woche 32.000 Menschen „geboostert“ worden.

Probleme, die nach Einschätzung der beiden KV-en gute Nachfrage nach Auffrischungsimpfung bedienen zu können, sehen die Kassenärzte nicht. „Wir werden diese Altersgruppe in den nächsten Wochen und Monaten gut impfen können“, versicherte Bergmann. In absehbarer Zeit benötigten in Westfalen-Lippe rund 25 000 Menschen pro Tag eine Auffrischungsimpfung, sagte der Vorsitzende der dortigen KV, Dr. Dirk Spelmeyer. Das Tempo ziehe deutlich an.

Spelmeyer empfiehlt nicht nur Senioren die Auffrischung, sondern – nach einem Beratungsgespräch mit dem Hausarzt – zum Beispiel auch dem Kita-Personal und dem Lehrpersonal an Schulen, weil das Infektionsrisiko für diese Menschen größer sei. Zur „Booster“-Spritze wird auch jenen geraten, die sich mit dem nur einmal zu verabreichenden Impfstoff von Johnson & Johnson immunisieren ließen, denn unter ihnen soll es etwas mehr Impfdurchbrüche geben als unter doppelt Geimpften.

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Nach der Frage, ob er selbst schon eine Auffrischungsimpfung bekommen habe, scherzte Minister Laumann (64): „Nein, bei mir ist die zweite Impfung noch gar nicht lang genug her. Und außerdem bin ich, wie Sie sehen, unter 70.“

Er selbst hat noch keine
Er selbst hat noch keine "Booster-Impfung" bekommen: NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) scherzte: „Bei mir ist die zweite Impfung noch gar nicht lang genug her. Und außerdem bin ich, wie Sie sehen, unter 70.“

Corona-Lage in NRW: Inzidenz nur noch knapp unter 100

Der Herbst schreitet voran, die Corona-Zahlen steigen. So liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW (Stand 29. Oktober) mit 99,7 knapp unter der 100er-Marke. Deutschlandweit liegt die Inzidenz deutlich höher (139,2). Wie die Landesregierung am Donnerstag mitteilte, wird die Maskenpflicht ab dem 2. November in den NRW-Schulen gelockert. So muss keine Jahrgangsstufe mehr im Unterricht an einem festen Sitzplatz einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

"Diese Maßnahmen haben wir durch ein Sicherheitskonzept ergänzt", erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Freitag auf einer Pressekonferenz. Durch die Corona-Tests in den Grundschulen (zwei Mal die Woche) und in den weiterführenden Schulen (drei Mal die Woche) "erwischen wir im Grunde alle Infektionen in diesem Bereich", sagte Laumann. Diese Tests sollen bis Weihnachten fortgeführt werden. Insgesamt habe das Land NRW die steigenden Zahlen aber im Blick.

Booster-Impfung in NRW: "Medizinisches Problem wird von Ungeimpften verursacht"

Prof. Dr. Ulf Dittmer, Leiter der Klinik für Virologie am Universitätsklinikum Essen, führt die steigenden Corona-Zahlen in NRW auf die Ungeimpften zurück. „Das medizinische Problem Covid-19 wird in der derzeitigen Welle hauptsächlich von Ungeimpften verursacht“, sagte der Virologe. Hier gibt es das vollständige Video-Interview mit dem Corona-Experten.

"Bei den Fällen, die auf der Intensivstation landen, sind über 80 Prozent nicht geimpft", sagte Minister Laumann. Die anderen 20 Prozent seien "hochaltrige Menschen", teilweise auch mit Vorerkrankungen. Insgesamt seien in der Altersklasse über 18 Jahren über 85 Prozent geimpft.