Mülheim. Verkehrssünder haben beim Blitzmarathon kaum Chancen, zu entkommen. So erging es auch einem Lkw-Fahrer, der per Handy vor der Aktion gewarnt wurde.

Dirk Weyer schaut durch die Laserpistole, zielt auf das Kennzeichen eines Autos in 400 Metern Entfernung. Dann drückt er mit dem rechten Zeigefinger ab: 58 Kilometer pro Stunde zeigt das Gerät an. "Um ihn anzuhalten, reicht das nicht." So wie Weyer in Mülheim haben am Donnerstag Tausende Polizisten beim Blitzmarathon Autofahrer aus dem Verkehr gezogen.

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In Mönchengladbach beispielsweise einen Lkw-Fahrer, diesen jedoch nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit: Der Mann wurde mit seinem 40-Tonner gestoppt, weil er ein Handy am Ohr hatte. Den Polizeibeamten verriet er den Grund: "Gerade hat mein Disponent angerufen, der mir sagte, ich solle vorsichtig fahren, weil in NRW Blitzmarathon ist!". Der Fahrer aus Traunstein in Bayern hatte noch Zeit, seinem Chef zu sagen, dass er gerade wegen dieses Handygesprächs angehalten wird.

In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen und weiteren Bundesländern werden die Einsatzkräfte bis in den späten Abend hinein verstärkt die Geschwindigkeit von Auto- und Lastwagenfahrern kontrollieren. Allein in Nordrhein-Westfalen sind 2200 Beamte im Einsatz.

Drei Stunden Kontrolle – kein Fahrer angehalten

Seit 7.15 Uhr steht Dirk Weyer zusammen mit seinem Kollegen Thorsten Wißing an der Bundesstraße 1. 50 Stundenkilometer sind an dieser Stelle erlaubt, ab Tempo 60 wollen die beiden die Fahrer anhalten. Doch in den ersten drei Stunden der Kontrolle müssen sie niemanden stoppen. "Der Gegenverkehr warnt die anderen Autofahrer, da wird sehr viel aufgeblinkt", sagt Weyer, der bereits seit 40 Jahren im Polizeidienst ist. Zudem ist der Verkehr am Morgen sehr dicht, Möglichkeiten zum Rasen gibt es auf dieser Strecke so kaum.

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Die Berichterstattung über den Blitzmarathon sorgt dafür, dass die meisten Autofahrer deutlich langsamer unterwegs sind. Auch in den vergangenen Jahren sind der Polizei im Rahmen dieser Aktion weniger Raser ins Netz gegangen als an normalen Tagen. Etwa drei Prozent der Fahrzeuge waren im vergangenen Jahr zu schnell. "An anderen Tagen liegt die Quote eher bei fünf bis sechs Prozent", sagt Manfred Schröder, Leiter der Verkehrsinspektion 1 bei der Polizei Essen.

Am Tag des Blitzmarathons ist es sicherer auf den Straßen

Der Polizei ist dieser Effekt willkommen, dadurch ist es am Tag des Blitzmarathons sicherer auf den Straßen. Denn jeder Dritte Verkehrstote ist ein Opfer von überhöhter Geschwindigkeit. "Es ist fast nicht zu ermessen, was für ein Leid hinter einem Verkehrstoten steht", sagt Schröder. "Ich musste im Polizeidienst bereits viele Todesmeldungen überbringen. Spaß macht das nicht."

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Doch die Wirkung des Blitzmarathons hält nicht allzu lange an. "Am Freitag ist es meistens noch ruhig, am Samstag wird dann aber schon wieder Gas gegeben", berichtet Wißing aus seiner Erfahrung. Doch auch am Tag des Blitzmarathons selbst erwischen die Beamten bei den bundesweiten Kontrollen einige Unbelehrbare. In Thüringen stoppten sie bei Suhl einen Fahrer, der mit 143 Kilometern pro Stunde unterwegs war - bei erlaubten 80 km/h.

Die Mülheimer Verkehrspolizisten Weyer und Wißing haben mit solchen Verkehrssündern kein Mitleid. "Die Geldbußen sind aus meiner Sicht zu gering", sagt Weyer. "Schließlich gibt es für die Fahrer keinen Grund zu klagen: Sie entscheiden über alles selbst, was sie im Auto machen." (dpa)

Der Live-Ticker zum Blitzmarathon zum nachlesen: