Am Niederrhein. .

Neue Pläne des Bundesumweltamtes für die geplante Güterferntrasse Betuwe überraschen Politik und Bürgerinitiativen: Plötzlich soll die Linie bei Emmerich-Elten auf die rechte Rheinseite führen.

Ein Gutachten des Bundesumweltamtes schlägt vor, die Trassenführung der Güternferntrasse Betuwelinie (zum Betuwe-Spezial auf DerWesten) zu veränderm. Doch diese Überlegungen stoßen auf heftige Kritik bei Politik und Bürgerinitiativen.

1,1 bis 1,4 Milliarden Euro

Das Bundesumweltamt schlägt in einer Studie eine alternative Trassenführung für die heftig umstrittene Betuwelinie vor. Das Ausbauvorhaben Emmerich - Oberhausen sei nicht überzeugend, heißt es in der „Ausbaukonzeption für einen leistungsfähigen Schienengüterverkehr“. Daher plädieren die Autoren der Studie für einen linksrheinischen Trassenausbau von Kleve bis Krefeld. Dazu müsste auf 35 Kilometern ein zweites Gleis gelegt werden. Die Überlegungen stoßen in der Politik und bei Bürgerinitiativen auf einhellige Ablehnung.

Die Studie kritisiert, dass mit den bisherigen Planungen eine „ineffiziente Mischstrecke“ entstünde, auf der Personen- und Güterverkehr konkurrieren würden. Zudem seien die Kosten für das dritte Gleis und einen umfassenden Lärmschutz mit 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro zu hoch. Für einen linksrheinischen Ausbau spreche, dass dieser durch schwächer besiedeltes Gebiet führen würde und eine „angeblich gut erhaltene Rheinbrücke“ bei Griethausen existiere, über die man den Güterverkehr von Elten nach Kleve leiten könne.

Die Trassenplanung jetzt wieder aufzuschnüren, sei „völlig kontraproduktiv“, sagte Verkehrsstaatssekretär Horst Becker der NRZ. Dies würde die Realisierung der Betuwelinie auf deutscher Seite um acht bis zehn Jahre verzögern. „Uns liegt daran, dass die Strecke Emmerich-Oberhausen zügig dreigleisig mit dem zwischen Bund, Land und Bahn vereinbarten Lärmschutz ausgebaut wird“, so Becker weiter.

Barbara Hendricks (SPD) für raschen rechtsrheinischen Ausbau

Auch die Kreis Klever SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Hendricks plädiert für den raschen rechtsrheinischen Streckenausbau. Sie gehe im übrigen nicht davon aus, dass die aktuelle Studie das Planfeststellungsverfahren beeinflussen werde. Der Kreis Klever FDP-Abgeordnete Paul K. Friedhoff warnt, dass die Kosten für eine linksrheinische Trassenführung höher wären als die jetzt eingeplanten.

Auch andere Vertreter linksrheinischer Kommunen im Kreis Kleve sprechen sich gegen die linksrheinische Trasse aus, auf der rechten Rheinseite löst die neue Studie bei Betuwe-Gegnern und Politikern Verwunderung und Skepsis aus.

Vertreter diverser Bürgerinitiativen äußerten sich im Gespräch mit der NRZ ebenfalls kritisch – es gelte angesichts des zunehmenden Güterverkehrs auf der Strecke jetzt, den aktiven Lärmschutz auszubauen, anstatt neue Planspiele zu beginnen, lautete der Tenor.