Los Angeles. Medikamentensucht scheint eine wahrscheinliche Ursache für den Tod des "King of Pop". Jacksons Hautarzt beschimpfte seine Kollegen als "Kriminelle": Sie hatten dem Star schwere Beruhigungsmittel verschafft. Zudem verdichten sich die Gerüchte um Jackos Grabstätte.
Nach der bewegenden Trauerfeier für den unerwartet gestorbenen Michael Jackson konzentrieren sich die Ermittlungen zur Todesursache auf eine mögliche Medikamentensucht des Stars. Jacksons Dermatologe Arnold Klein bezeichnete am Mittwoch Kollegen als «Kriminelle», die dem Sänger offenbar schwere Beruhigungsmittel verschafften. Wann und wo der «King of Pop» beigesetzt werden sollte, war weiter unklar.
Fünf behandelnde Ärzte im Fokus
Die Ermittlungen zu Jacksons Todesursache konzentrierten sich Berichten zufolge auf fünf Ärzte, die den Sänger behandelt hatten. Eine zentrale Frage ist dabei, wer ihm das starke Beruhigungsmittel Diprivan verschaffte. Das auch als Betäubungsmittel bei Operationen benutzte Medikament war nach Jacksons plötzlichem Herzstillstand am 25. Juni in seiner Villa in Los Angeles gefunden worden. Jacksons Leibarzt Conrad Murray hatte nach dem Tod des 50-Jährigen Vorwürfe zurückgewiesen, er habe seinem Patienten das Medikament verabreicht.
Auch Jacksons Dermatologe Klein sagte in Interviews mit den TV-Sendern ABC und CNN, er habe dem Sänger «diesen Mist nie gegeben, über den jetzt alle reden». Es sei ihm aber bekannt gewesen, dass Jackson beispielsweise bei einer Tournee in Deutschland Diprivan genommen habe. Er habe es mit Hilfe eines Anästhesisten eingenommen, damit er nachts schlafen konnte. «Ich habe ihm gesagt, dass er völlig verrückt ist.» Kollegen, die dem ehemaligen «King of Pop» die starken Medikamente besorgt hätten, bezeichnete Klein als «Kriminelle». Er selbst sei bislang von niemandem befragt worden, auch nicht von der Polizei von Los Angeles, hob Klein hervor.
Hinweis auf regelmäßigen Medikamentenkonsum
Trauer um Michael Jackson
In den Tagen vor seinem Tod sei ihm Jackson gesund erschienen, sagte der Hautarzt weiter. «Er war sehr glücklich und tanzte.» Er habe sich aber immer Sorgen um Jackson gemacht, wegen «anderer Ärzte». «Das Problem mit Michael war doch: Egal was er wollte, irgend jemand würde es ihm beschaffen.» Wie ABC und CNN unter Berufung auf Ermittlerkreise berichteten, war Jacksons Leichnam von Injektionsstichen bedeckt. Dies könne ein Hinweis auf einen «regelmäßigen intravenösen Medikamentenkonsum» sein, hieß es demnach. Eine offizielle Erklärung zur Todesursache soll aber erst nach Auswertung der toxikologischen Tests in etwa vier Wochen veröffentlicht werden. In Jacksons Totenschein ist keine Todesursache verzeichnet.
Nach der tränenreichen Trauerfeier für Jackson am Dienstag waren Ort und Termin der Beisetzung des Sängers weiter unklar. Weder die Polizei noch der Friedhof «Forest Lawn», der im Totenschein als vorübergehende Aufbahrungsstätte genannt wurde, wollten am Mittwoch Angaben über den Verbleib des goldenen Sargs mit Jacksons Leiche machen. Mehrere Medien berichteten, Jackson solle verbrannt und seine Asche über der «Neverland"-Ranch verstreut werden. Die «Los Angeles Times» meldete auf ihrer Website, Jacksons Leiche sei unter sicherem Verschluss. Eine endgültige Entscheidung über die Beisetzung sei noch nicht gefällt.
Die Trauerfeier für den Sänger im Staples Center von Los Angeles hatten am Dienstag hunderte Millionen Menschen weltweit an den Bildschirmen verfolgt. Nach Angaben der US-Mediengruppe Nielsen schalteten allein in den USA mehr als 31 Millionen Bürger ein. Mehr Zuschauer erreichten nur die Beisetzung des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan (35 Millionen) und die der britischen Prinzessin Diana (33,2 Millionen). (AFP)