Zürich. .
Am Mittwoch hat der Prozess gegen den früheren Schweizer Banker Rudolf Elmer begonnen. Er hatte Steuerhinterzieher an die Behörden und an Wikileaks verraten – und sich mit seiner Bank einen Kleinkrieg geliefert.
In Zürich hat am Mittwoch der mit Spannung erwartete Prozess gegen den früheren Schweizer Banker Rudolf Elmer begonnen. Der Manager hatte von seinem damaligen Arbeitgeber, dem Bankhaus Julius Bär, Kundendaten entwendet und diese an Steuerbehörden und die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-jährigen Nötigung, Drohung sowie Verletzung des Bankgeheimnisses vor. Im Falle einer Verurteilung drohen Elmer eine achtmonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie eine Geldbuße von rund 2000 Franken.
Experten halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass Elmer wegen der Verletzung des Bankgeheimnisses schuldig gesprochen wird, da er zur fraglichen Zeit nicht in der Schweiz, sondern auf den Cayman Islands arbeitete. Dort hatte Elmer Kundendaten seines früheren Arbeitgebers entwendet und diese später an Steuerbehörden im In- und Ausland weitergereicht. Ein paar Jahre später tauchten die Datensätze auch auf der Enthüllungsplattform Wikieaks auf. Elmer will mit den Daten nach eigenen Angaben beweisen, dass die Bank vermögenden Kunden systematisch bei der Hinterziehung von Steuern behilflich gewesen sei.
Zwei CDs für Julian Assange
Erst am Montag hatte Elmer Wikileaks-Gründer Julian Assange auf einer Pressekonferenz in London zwei CDs übergeben, die Bankdaten von Wirtschaftsbossen, Politikern und Künstlern enthalten sollen. Auch wegen des Schulterschlusses mit Wikileaks stößt der Fall international auf großes Interesse. Zum Prozess haben sich zahlreiche Journalisten aus aller Welt angesagt.
Beobachter gehen davon aus, dass der Prozess nur einige Stunden dauern wird. Womöglich könne sogar noch im Tagesverlauf ein Urteil gesprochen werden. Die Anklage wirft Elmer vor, er habe mit den Daten versucht, von Julius Bär 50.000 Dollar zu erpressen. Zudem habe er Angestellte der Bank bedroht und eine Bombendrohung ausgesprochen. Elmer argumentiert, Julius Bär habe ihn von einer Detektei ausspionieren und unter Druck setzen lassen. Deshalb habe er sich genötigt gesehen, gegen die Bank vorzugehen.
rtr