Wirbel um Line-up – Mayday-Veranstalter bezieht Stellung
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Dortmund. Kein Platz für Superstars? Der Organisator des Dortmunder Techno-Events Mayday reagiert im Interview auf die Kritik am Line up für 2015.
Die Veröffentlichung des Line up für die Mayday 2015 am 30. April in Dortmund hat für Kontroversen im Netz gesorgt. Vor allem das Fehlen großer Headliner wurde kritisiert. Im Interview mit DerWesten bezieht Oliver Vordemvenne, Geschäftsführer des Veranstalter i-Motion, Stellung. Dabei grenzt er das Konzept der Mayday klar von anderen Elektro-Festivals ab und erklärt, warum Top-Stars wie Hardwell oder Tiesto keinen Platz in den Westfalenhallen hätten.
Nach der Veröffentlichung des Line up für die Mayday 2015 gab es in sozialen Medien wie Facebook viele Diskussionen. Einigen Kommentatoren fehlten die großen Namen unter den 50 Djs und Live-Acts.
Oliver Vordemvenne: Der Anspruch der Mayday ist stets innovativ zu sein. Dabei wollen wir eine große Bandbreite der elektronischen Musik darstellen. Beim Line up der Mayday legen wir auf das Wert, was unseren Besuchern gefällt. Dazu gehören international renommierte Künstler als auch Djs, die in anderen Ländern bereits Stars sind und sich nur in Deutschland noch nicht auf dem Radar befinden. Die Kritik unter unseren Facebook-Posts ist uns nicht neu.
Vordemvenne: Wir erleben das immer wieder nach der Veröffentlichung des Line up bei Veranstaltungen. Die Kritik ist häufig größer als die Zustimmung. Für uns ist nicht der Gradmesser, was irgendwelche Leute bei Facebook schreiben, sondern wer am Ende zur Mayday kommt. Diesmal deuten die Kommentare daraufhin, dass wohl „die Älteren“ unzufrieden sind, weil etwa Paul van Dyk und Sven Väth nicht spielen. Im letzten Jahr haben sich die Jüngeren beschwert, weil nach deren Meinung neue Acts fehlten.
Es gibt aber auch den Vorwurf, dass der Mayday diesmal die großen Headliner fehlen...
EDMVordemvenne: Das Wort Headliner gab es vor zehn Jahren bei der Mayday doch gar nicht. Dieser Star-Kult ist eine Mutation in der elektronischen Musik-Szene hin zum Rock'n'Roll. Das funktioniert bei großen Festivals wie Tomorrowland und ist gewiss auch nichts Schlechtes. Das machen wir bei der Mayday aber nicht mit und haben ein ganz anderes Konzept.
Wie sieht das aus?
Vordemvenne: Bei uns ist nicht ein DJ sondern das Festival der Headliner. Die Mayday ist schließlich kein Konzert eines Hardwell oder Tiesto. Im Mittelpunkt steht der Besucher, während der DJ „als Dienstleister“ fungiert. So haben wir auch keine einseitige Ausrichtung beziehungsweise Fokussierung auf die Bühne, wie man das von Konzerten kennt. Das größere Teil der gesamten Showtechnik hängt auf den Floors über dem Publikum.
ParookavilleTrotzdem braucht jedes Line up bestimmte Künstler, weswegen die Besucher bis zu 68 Euro - wie bei der Mayday - für ein Ticket ausgeben...
Vordemvenne: Bei uns stimmt in erster Linie das Gesamt-Paket. Die gesamte Bandbreite elektronischer Musik wird auf fünf Floors von über 50 Künstlern präsentiert. Darüber hinaus haben wir mit ATB und Robin Schulz internationale Superstars gebucht. Da steht hinter dem Namen halt Bochum beziehungsweise Osnabrück. Das ist manchmal etwas schwierig, wenn der Prophet aus dem eigenen Lande stammt.
Raver feiern Mayday in Dortmund
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Vor einigen Jahren bestand das Mayday-Line-up oft aus den weltweit beliebtesten Djs. Diesmal sind aus den „Top 100“-Liste (gewählt von den Lesern des DJ Mag) nur ATB und Headhunterz dabei.
TomorrowlandVordemvenne: Vor zehn Jahren war es noch viel einfacher sein Wunsch-Line-up zusammenzustellen. Auf den vorderen Plätzen der „Top 100“ sind viele Djs, die man kaum noch bezahlen kann, weil die Gagen explodiert sind. Wenn wir uns da bedienen wollten, würde der Ticketpreis für die Mayday schnell auf weit über 100 Euro steigen. Das kommt für uns nicht in Frage, weil Mayday keine elitäre Veranstaltung sein soll, sondern ein Rave für alle mit einer Leidenschaft für elektronische Musik.
Wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?
Vordemvenne: Die elektronische Musik erlebt derzeit einen globalen Boom. Es sind viele große Festivals entstanden. Heute stehen wir in einem weltweiten Wettbewerb mit zahlreichen anderen Veranstaltern, weshalb wir auch einige Absagen bekommen, weil die Djs schlicht bereits woanders gebucht oder auf Tour auf einem anderen Kontinent sind.
Umso überraschender ist es, dass sich die Besucherzahl der Mayday in den letzten Jahren gegen den Trend entwickelt – waren es 2011 noch 27.000, so ist die Zahl im vergangenen Jahr auf 21.000 Gäste gesunken.
Vordemvenne: Das muss man etwas differenzieren. Den Rekord erzielten wir auf unserer Jubiläums-Veranstaltung im Jahr 2011. Das durchschnittliche Niveau der Mayday sehen wir bei 20.000 bis 25.000 Besuchern. Die Tendenz ist uns allerdings bewusst. Vielleicht haben wir zu sehr an dem Thema Tradition und der Mayday als ,Mutter aller Raves' festgehalten. Das ist für ein Großteil unserer Besucher, die im Schnitt 23 Jahre alt sind, gar nicht so sexy. Jetzt wollen wir den Fokus wieder mehr auf die Musik legen und gerade den jüngeren Besuchern das passende Line up bieten.
Die besten Mayday-Bilder
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Welche Künstler sind dafür gebucht worden?
Vordemvenne: Headhunterz, Kryder und Danny Avila sind bei den Jüngeren schwer angesagt und legen alle drei in der Arena auf. Aber auch Claudia Gawlas und Adam Beyer im Techno-Empire sind absolute Top-Acts.
Bei dem diesmal sehr früh veröffentlichten „Time Table“ für die Mayday fallen die unterschiedlichen Stile der DJs auf.
Vordemvenne: Wir verzichten bewusst darauf, einen Spannungsbogen in der Arena aufzubauen und wollen stattdessen die unterschiedlichen Facetten der elekronischen Musik zeigen. So ist erstmals seit langer Zeit mit Camo & Krooked ein ,Drum & Bass'-Act in der größte Halle zu sehen.
Zudem geht es diesmal eine Stunde später los...
Vordemvenne: Der Start der Dortmunder Mayday um 18 Uhr ist ein Relikt aus alter Zeit. Früher wurden ja auch schon vorher große Parkplatz-Partys vor den Westfalenhallen gefeiert. Das gibt es heute in der Form nicht mehr. Deshalb starten wir diesmal erst um 19 Uhr.
Weitere Informationen zu Line up, Timetable und Tickets gibt es auf der Mayday-Homepage.
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