Beirut. . Die Hälfte aller Flüchtlinge sind minderjährig – zu viele für die libanesischen Klassen.
Seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien haben etwa neun Millionen Syrer ihre Häuser und Städte verlassen, die Hälfte von ihnen Kinder. Nach Zahlen des UNHCR, des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, irren die meisten von ihnen als so genannte Binnenflüchtlinge durchs Land, auf der Suche nach einem sicheren Ort, der jeden Tag woanders sein kann – oder nirgends. Drei Millionen Menschen sind über die Grenzen ins Ausland geflohen.
Die größte Zahl syrischer Flüchtlinge hat das Nachbarland Libanon aufgenommen: Neben vier Millionen Einwohnern leben neuerdings etwa 1,5 Millionen Syrer. So viele jedenfalls sind offiziell registriert. Das wäre in etwa so, als hätten die 80 Millionen Deutschen es mit 30 Millionen Flüchtlingen zu tun. Tatsächlich hat die Bundesrepublik seit Ausbruch des Konflikts etwa 72 000 Syrer registriert, rund 25 000 stellten allein in diesem Jahr einen Asylantrag – bislang.
Unterricht in zwei Schichten
Hunderttausende Syrer haben in anderen Nachbarstaaten Zuflucht gesucht, in Jordanien, im Irak oder, vor allem seit der IS immer unberechenbarer wird, in der Türkei. Die weitaus meisten aber zogen über die Berge in den Libanon, ausgerechnet in dieses selbst politisch wie religiös zerstrittene, arme Land, das jahrelang unter syrischer Besatzung litt.
Laut UNHCR und Kinderhilfswerk Unicef sind ungefähr die Hälfte aller Flüchtlinge Kinder. Sie haben mit ihrem Zuhause auch ihre Schulen verlassen müssen. Hunderttausende können aber auch im Libanon nicht zur Schule gehen. Weil das System dort auf den Andrang nicht eingerichtet ist, viele Kinder aber auch zu traumatisiert sind, um geregeltem Unterricht folgen zu können. Jüngst verabschiedetes Ziel der libanesischen Regierung ist, kurzfristig etwa 100 000 Kinder zusätzlich zu beschulen – was nur geht, wenn die Lehrer im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten.