Witten. . Keine kompletten Zugausfälle wie bei der Deutschen Bahn, aber Verspätungen bis zu 30 Minuten. Ein Wittener, der Montagfrüh bei der Arbeit in Hamm sein musste, fuhr schon gestern Mittag los. Trotz Notfahrtplan gab es noch Überraschungen.
Abellio hat vielen Wittenern, die am Wochenende trotz Bahnstreik Zug fahren mussten oder wollten, den Fußballnachmittag oder Stadtbummel gerettet. Am Sonntag blieb allerdings selbst die Privatbahn nicht von den Auswirkungen verschont. Es kam teilweise zu Verspätungen bis zu 20 oder 30 Minuten. Im Großen und Ganzen lief es in Richtung Essen oder Hagen aber wie am Schnürchen. Selbst Dortmund wurde bedient – sogar von der streikenden GDL.
Nein, er sei kein Beamter, der nicht streiken dürfe, sagt der Lokführer der S5/S8, die am Sonntagmittag zur vollen Stunde nach Dortmund startete. Es gebe eben auch Gewerkschaftsmitglieder, die nicht damit einverstanden seien, „was die da oben machen“. Der gute Mann gehört tatsächlich der GDL an, die seit dem frühen Samstagmorgen erneut versuchte, Deutschland lahmzulegen. Witten kam einmal mehr mit einem blauen Auge davon.
Nur wenige Fahrgäste
Übrigens war der Lokführer nicht unbedingt nur sauer auf den umstrittenen Gewerkschaftsboss Weselsky, dem viele auf dem Wittener Hauptbahnhof „Machtgehabe“ und „Missbrauch des Streikrechts“ vorwarfen und die deshalb nur wenig Verständnis für diesen erneuten Streik aufbrachten. Nein, der Lokführer der S 5/S8 dachte weiter: Schraube man die Löhne zu sehr in die Höhe, fürchtete er, würde man immer mehr an die Privatbahnen verlieren – und am Ende Arbeitsplätze riskieren. Er selbst gehe ja in einigen Jahren in Rente. Aber die jüngeren Kollegen, die sich jetzt vielleicht über einen hohen Tarifabschluss freuten, würden sich später vielleicht noch wundern.
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„Freude“ war nicht unbedingt das richtige Wort für das, was die wenigen Fahrgäste, die am Wochenende trotz Streik den Wittener Bahnhof aufsuchten, erlebten. Wie gesagt: Abellio kam fast immer, oft auch pünktlich, womit die Verbindungen nach Siegen, Hagen, Bochum und Essen aufrechterhalten wurden. Bei der Deutschen Bahn fielen viele Züge aus. Die S 5, die zwischen Dortmund und Witten verkehrt, fuhr gar nicht, ebenso wenig der Wupper-Express RE 4. Die einzige Verbindung in die Westfalenmetropole blieb die S 5/S8, die von Dortmund über Witten und Düsseldorf nach Mönchengladbach pendelt. An diesem Wochenende war aber schon in Wuppertal Schluss – auf den Streik kamen noch Bauarbeiten obendrauf.
Immer noch Überraschungen
Olaf Pelger (44) ging „auf Nummer sicher“ und startete schon am frühen Sonntagnachmittag zur Arbeit nach Hamm. Eigentlich musste er dort erst Montag um halb acht erscheinen. Aber da der Streik bis in den frühen Montagmorgen ging, wollte er nichts riskieren. Geduldig wartete der gelernte Maurer, der wegen seiner Bandscheibe zum Orthopädieschumacher umschult, auf die S5/S8 nach Dortmund. Abfahrt 15.03 Uhr. Sie kam überpünktlich. Komisch, dass niemand applaudierte, als der rote Zug einfuhr...
Selbst wer den Notfahrtplan im Internet verfolgte, war nicht vor Überraschungen gefeit. „Dieser Zug fällt aufgrund des Lokführerstreiks aus“, lautete die ernüchternde Durchsage, als Altenpfleger Thomas Kohlmann am Samstag auf den RE 4 nach Dortmund wartete. „Super!“ Dabei zeigte ihm der „DB-Navigator“ im Handy gerade noch eine fließende Linie, so dass der 48-Jährige glaubte: „Der Zug ist jetzt schon hinter Hagen.“ Immerhin war der Dortmunder morgens noch rechtzeitig zur Arbeit in der Boecker-Stiftung erschienen.
Pünktlich zum Anpfiff gegen die Hertha dürften es die Schalke-Fans Daniel (27) und Marcus (43) geschafft haben. Sie fuhren wie immer mit Abellio – „bis Bochum und dann weiter nach Gelsenkirchen“. Dass der Weg nach Dortmund erschwert war, juckte die Blau-Weißen nicht. „Wer will schon nach Dortmund?“