Witten. . Das Friedhofsamt soll die Einrichtung eines Bestattungswaldes prüfen. Den Auftrag erteilten die Parteien im Umweltausschuss auf Antrag des Bürgerforums einstimmig. In anderen Städten, Hagen zum Beispiel, kann man sich schon im Wald unter Bäumen beisetzen lassen. Für Witten wäre es was ganz Neues.

Früher hieß es mal scherzhaft: „Ich brauche die Kirche nicht, um zum lieben Gott zu beten, das kann ich auch im Wald tun.“ Und die Antwort: „Dann kannst du dich ja auch vom Förster beerdigen lassen.“ Im Wald können sich vielleicht auch die Wittener eines Tages beerdigen lassen. Und der Förster könnte dabei eine Rolle spielen – wenn auch nicht die des Bestatters.

Die Bestattungskultur ist im Wandel. Die klassische Erdbestattungen nehmen ab. Dass die „mobilen“ Kinder die Gräber der Eltern über Jahrzehnte unterhalten, wird zur Ausnahme. Das Wittener Bürgerforum machte jetzt im Umweltausschuss den Vorstoß, in Witten einen Bestattungswald einzurichten. Es rannte bei den andere Fraktionen offene Türen ein. Der Prüfauftrag ans Friedhofsamt erging einstimmig.

Stadt könnte finanziell profitieren

Der Wunsch, ein individuelles Abschiednehmen mit einem naturnahen und pflegefreien Konzept und überschaubaren Kosten zu verbinden, spiele für immer mehr Menschen einen Rolle, erläuterte Ratsfrau Simone Tillmann (Bürgerforum). Die nächsten Bestattungswälder befänden sich in Hagen, Selm, Möhnesee, Bergisch Gladbach und Odenthal. Dabei liege es doch nahe, dass Interessierte keine langen Anfahrten in Kauf nehmen wollten. Ein entsprechendes Angebot in Witten, glaubt Tillmann, „stößt auf ein Bedürfnis nach würdigen und alternativen Bestattungsformen in der ganzen Region“. Im Übrigen könne die Stadt finanziell profitieren und zusätzlich den Erhalt eines Teils des Stadtwaldes sichern.

Von den mehr als 100 Bestattungswäldern in Deutschland werden jeweils über 50 von den Anbietern „FriedWald“ und „RuheForst“ betrieben, die sich ihre Marke mit dem kleinen ® haben schützen lassen. Die Asche Verstorbener wird dort in (bei „FriedWald“ biologisch abbaubaren) Urnen an ausgewählten Bäumen, Sträuchern oder auch Steinen beigesetzt.

Das Wittener Friedhofsamt hat sich schon eigene Gedanken zu Baumbestattungen gemacht. Dabei gehe es aber nicht um den Wald, sondern um alte Baumgruppen auf städtischen Friedhöfen, sagt Detlef Kottowski, „oder um Urnenbeisetzungen, bei denen man gleichzeitig einen jungen Baum pflanzt, so dass ein ganzer Hain entsteht“.

Sicherheit der Waldbesucher und Führungen

Arbeite man mit den großen Anbietern zusammen, seien die Rollen klar verteilt, weiß Kottowski: „Die machen Verwaltung und Vermarktung, wir übernehmen die praktische Seite.“ Dazu gehörten die Sicherheit der Waldbesucher und Führungen. Die übernehme in der Regel der Förster.

Zunächst einmal müsste aber ein geeignetes Waldstück gefunden werden , das gut zu erreichen, aber nicht überlaufen ist. Die vier großen städtischen Waldgebiete sind Hohenstein, Vormholzer Forst, Herren- und Buchenholz. Alle sind beliebte Erholungsorte. „Auf den ersten Eindruck könnte es schwierig werden, eine geeignete Fläche zu finden,“ schätzt Kottowski.“ Aber die Suche gehe ja erst los.