Witten. . Es war ein Versuch und er ist gescheitert: Markthändlerin Erika Hagemeier spricht von einem „Schuss in den Ofen“. Nach sechs Monaten verabschieden sich Schausteller und Stadtmarketing einvernehmlich vom Wochenmarkt donnerstags vor der Stadtgalerie. Nun kommt sogar der Rathausplatz wieder ins Spiel.

Was in sommerlicher Hitze begann, endet nun im trostlosen Februar-Grau: Der Wochenmarkt vor der Stadtgalerie ist über ein sechsmonatiges Versuchsstadium nicht hinausgekommen. Händler und Stadtmarketing tragen ihn jetzt gemeinsam zu Grabe. Das Kaufinteresse sei zu gering gewesen.

Offiziell teilte das Stadtmarketing nach dem letzten Treffen am Montag (17.2.) mit dem Händlerbeirat mit: „Der Wochenmarkt vor der Stadtgalerie am Donnerstag wird aufgeben.“ Ab nächster Woche gibt’s Obst, Gemüse, Fisch und Wurst nur noch an Ständen in der Bahnhofstraße - dienstags, donnerstags und samstags, zumindest „bis auf Weiteres“, wie Stadtmarketing-Geschäftsführerin Inge Nowack (53) betont. Soll heißen: Auch die Bahnhofstraße muss noch keine Dauerlösung sein. Nicht zuletzt, weil sich bei einer Umfrage unserer Zeitung eine klare Mehrheit für den Rathausplatz (und gegen die Stadtgalerie) ausgesprochen hatte, ist selbst eine Rückkehr dorthin nicht ausgeschlossen.

Geschäftsleute werden befragt

Möglich ist am Ende auch eine Doppellösung: Einige Stände bleiben in der oberen Bahnhofstraße und führen die Kunden quasi auf den zuletzt nicht mehr sonderlich gut besuchten Rathausplatz. Aber noch ist alles offen. Entscheidend sei, dass am Ende alle Seiten zufrieden sind, sagt Nowack, „vor allem die Kunden“. Abwarten will man eine Umfrage unter den Geschäften auf der Bahnhofstraße. Hier soll es vereinzelt Kritik geben, gerade dort, wo es enger wird, zum Berliner Platz hin. Dies ist ein weiterer Grund, warum der Rathausplatz zumindest zusätzlich wieder einbezogen werden soll: Einerseits will man neue Händler für den Wochenmarkt gewinnen. Andererseits seien in der Bahnhofstraße nicht ausreichend Standplätze vorhanden, so Stadtmarketing.

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Die Schausteller sind jedenfalls froh, nicht mehr zur Stadtgalerie zurückkehren zu müssen. „Das war nicht gut fürs Geschäft“, sagt Iris Lucht (49), die am Obst- und Gemüsestand der Hagemeiers vor dm in der oberen Bahnhofstraße steht. Ob Berliner Platz, Stadtgalerie oder untere Bahnhofstraße „da will doch keiner hin“, sagt Erika Hagemeier, die seit 1955 auf dem Wochenmarkt in Witten verkauft. Die 79-Jährige meint damit die Kunden. Und sie selbst? „Wir möchten gerne hier bleiben und nicht auf den Rathausplatz zurück.“ Der Standort vor dem gut besuchten Drogeriemarkt könnte gar nicht besser sein.

Vernünftiges Konzept für Rathausplatz gefragt

Was allerdings nicht bedeuten muss, dass nun der nächste Streit droht, nämlich um den Rathausplatz. „Wenn es ein vernünftiges Konzept gibt, werden wir uns nicht dagegen sträuben“, sagt Rolf Nehm junior (46), einer der Sprecher der Marktleute. Jetzt sei man erst einmal froh, dass es mit der Stadtgalerie so schnell geklappt habe. Gegen diesen Platz hatten seine Kollegen sogar gestreikt, bevor sie nach Aufforderung des Stadtmarketings noch einmal zurückkehrten. Händlerinnen-Urgestein Erika Hagemeier fühlt sich „hin- und hergeschoben, gerade in den letzten Jahren“.