Witten. Nicht einmal jeder zehnte Hauptschul-Rektor und -Lehrer in NRW hält seine Schulform für ein Modell der Zukunft. Das ergab eine Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung. Peter Wehrmann, Leiter der Wittener Overbergschule, hat dabei nicht mitgemacht: „Aber ich hätte nichts anderes gesagt.”
Frage: Was kritisieren Sie genau?
Peter Wehrmann: Das dreigliedrige Schulsystem, so wie wir es jetzt haben, ist auf Dauer nicht haltbar. Kinder schon früh zu differenzieren – der eine soll auf die Schule, der andere auf eine andere – ist sehr schwierig. Der Zeitpunkt des Schulwechsels ist festgelegt, aber nicht alle Schüler sind dann schon soweit. Ein anderes Problem: Gute Schüler können sich in einer Hauptschule nicht mit besseren messen.
Also schlagen Sie wie auch die Hälfte der Befragten der VBE-Studie eine Gemeinschaftsschule vor?
Wehrmann: Die gibt es ja mit einer Sondergenehmigung schon in NRW. Das Problem ist einfach – das kostet Geld. Solche Schulen wären wie Stadtteilschulen, kleinere Systeme für die Sekundarstufe I. Jeder wird nach seinen Möglichkeiten gefördert. Das war ja auch der Traum der Gesamtschulen. Aber das ist so nicht machbar. Dazu kann das Gymnasium weiter bestehen bleiben oder man schafft Extrazentren für die Oberstufe.
Weil mehr Personal notwendig ist?
Wehrmann: Das fängt mit dem Personal an und geht mit der Austattung weiter. Wenn man alle Kinder individuell fördern möchte, braucht man für jeden weiteren Kurs einen Raum.
Schadet der Hauptschule auch ihr oft schlechter Ruf?
Wehrmann: In der Overbergschule arbeiten wir mit Top-Kooperationspartnern wie ISE oder dem Weichenwerk der Bahn zusammen. Sie sind auf uns zugekommen, wollen den Standort erhalten. Ich weiß auch, dass wir unsere Schüler gut ausbilden. Aber die Volksmeinung ist eine andere. Aber es würde auch nichts bringen, wenn wir dem Kind einfach einen anderen Namen gäben.
Also sind Sie für einen Schlussstrich unter das bisherige Schulsystem?
Wehrmann: Wir müssen auf Stopp drücken und dann ganz neu organisieren. Nach der Grundschule sollten alle Schüler auf eine Schulform gehen, wo genau geschaut werden kann, wo besondere Talente liegen. Und die sollten dann gefördert werden.