Witten. . 500 Neugierige kamen zur Eröffnung des Geschäfts mit der Lust an der Ruhrstraße 1. Kritiker sehen den Erotik-Shop in bester City-Lage allerdings falsch platziert, auch, weil viele Schüler an dieser Stelle vorbeikommen. Direkt nebenan liegt Ernsting’s Family, wo Familien mit Kindern einkaufen.
„Ich hatte es mir da drin schummriger und anrüchiger vorgestellt. Aber es hat eher Supermarkt-Charakter.“ Mit „da drin“ meint die Passantin den neuen Erotik-Shop an der Ruhrstraße 1. Der 120 qm große Laden in bester City-Lage ist jetzt eröffnet.
Die Stadt hat keine Handhabe dagegen, weil es sich um normale Einzelhandelsnutzung handelt.
Einige Wittener haben sich schon zwischen Sex-Spielzeugen, Dessous und freizügigen DVD-Filmen umgesehen haben. Rund 500 Neugierige seien zur Eröffnungsfeier gekommen, 350 davon hätten etwas gekauft, sagt „Erotik-Land“-Inhaber Guido Geihsen. „Etwa 80 Prozent der Kundinnen waren Frauen.“
Vibratoren in der Auslage
Sein Geschäft sieht der 44-Jährige nicht „als billigen Sex-Shop, sondern als Erotik-Lifestyle-Laden. Wir müssen uns nicht verstecken.“ Während also Reizwäsche, Massageöle und in Kartons verpackte Vibratoren in der Auslage Kunden ansprechen sollen, stehen an der vielleicht nach dem Bahnhof meistgenutzten City-Fußgängerampel zahlreiche Passanten, darunter viele Schüler, und warten auf Grün.
„Falsch platziert“, findet deshalb der 27-jährige Christian den Laden: „Auch weil direkt nebenan Ernsting’s Family liegt, wo viele Eltern mit ihren Kindern Kleidung einkaufen. Und die Kleinen sehen dann im Nachbarschaufenster dieses Sex-Zeug.“
Der andere Nachbar des Erotik-Geschäftes ist McDonald’s. „Wenn dort noch ein Bestatter rein kommt, ist der Kreislauf des Lebens perfekt abgebildet“, meint grinsend der 26-jährige Niklas.
Lieber Volkshochschule, Diakonie oder das Kolpingwerk
Grundsätzlich nichts gegen Erotik-Geschäfte hat Sabine: „Der Markt dafür ist sicher da. Aber an dieser Stelle bereichert so ein Geschäft die Wittener Meile bestimmt nicht.“ Viel eher würde sich die 52-Jährige dort die Volkshochschule, Diakonie oder das Kolpingwerk wünschen: „Denn diese Institutionen tun was für unsere Stadt. Warum sind sie nicht zentral präsent?“
Für Erotik-Händler Geihsen ist der gewählte Standort nur konsequent. „Ein vernünftiger Geschäftsmann will verkaufen. Dazu bietet sich diese 1 A-Lage einfach an.“ Schon als 18-Jähriger eröffnete der Mann aus Unna, der im elterlichen Betrieb zunächst eine Bäckerlehre absolvierte, seinen ersten Erotik-Laden in Kassel.
Längst hat er weitere in Iserlohn, Unna, Soest und ist auch im Versandhandel tätig. Geihsen ist selbst Vater eines Dreijährigen und will auch aus Rücksicht auf vorbeikommende Kinder den Laden „dezent“ halten.
Gar nicht verstehen kann die 22-jährige Carina die ganze Aufregung. Sex sei doch das Normalste der Welt, findet die Bürokauffrau, die gerade an der Ruhrstraßen-Ampel steht. „Wie sind Sie denn gemacht worden?“ fragt sie den Reporter, „bestimmt nicht im Reagenzglas!“