Witten..

Seit einiger Zeit steht das Ladenlokal, in dem das Traditionsunternehmen „Rosenberg“ längst nicht mehr nur Hosen verkaufte, leer.

Nun gibt es einen neuen Mieter, der im Oktober an der Ruhrstraße 1 einziehen will. Dort, wo sich ganz früher im alterwürdigen „Detaille“ die Wittener Gesellschaft einkleidete, gibt es dann Dessous und Dildos – mitten im Herzen der City.

Iris Heiling, die die Immobilie der Familie verwaltet, bestätigt: „Es wird hier bald ein Erotikgeschäft geben.“ Dessen Betreiber heißt Guido Geihsen, ist gelernter Bäcker und seit 25 Jahren in der Erotikbranche tätig. Drei Geschäfte hat er bereits eröffnet: in Iserlohn, Soest und Unna. Warum nun Witten? „Die Stadt ist nicht gerade klein, außerdem haben wir auch einen Versandhandel und dabei gemerkt, dass viele Bestellungen aus Witten kommen“, erklärt der 44-Jährige.

Er nutze also quasi eine Marktlücke, denn in der Ruhrstadt gibt es vieles, aber keinen Sexshop mehr. Nur wenige Läden hatten es hier versucht, der letzte im Gebäude an den Arkaden gegenüber der Stadtgalerie hat vor etwa einem halben Jahr dicht gemacht.

Wer nun glaubt, dass ein Ladenlokal, in dem sonst Oberbekleidung verkauft wurde, nicht einfach als Erotik-Geschäft genutzt werden kann, der irrt: „Gewerberechtlich spricht nichts dagegen“, sagt Burkhard Overkamp vom Ordnungsamt. Eine Mitarbeiterin des Gewerbeamtes erklärt: „Ob Sie nun Hosen oder Erotikartikel verkaufen – Einzelhandel ist Einzelhandel.“

Und Guido Geihsen betont: „Wir machen keinen Sexshop, in den die Leute mit hochgestelltem Kragen reingehen müssen.“ Die Branche sei komplett im Wandel. Deshalb auch werde sein Laden nicht schummrig rot beleuchtet und plüschig ausgestattet sein, räumt Geihsen mit gängigen Vorurteilen auf. 50 bis 70 Prozent seiner Kundschaft seien Frauen und Paare. Die können bei ihm hochwertige Reizwäsche finden und elektromechanisches Sexspielzeug aus Silikon, Glas oder Metall sowie DVDs.

Das Schaufenster zwischen McDonald’s und Ernsting’s familiy werde er „sehr harmlos“ dekorieren, sagt Geihsen. Er hat da nämlich schlechte Erfahrungen in Soest gemacht, wo auffällige Leuchtreklame und bunte Deko die Gemüter erhitzte, nicht zuletzt, weil ein Schulweg am Geschäft vorbeiführt. „Ich habe selbst ein kleines Kind“, beruhigt Geihsen. Keiner in der Nachbarschaft müsse Bedenken haben. Er ist sich sicher, „dass die Wittener positiv überrascht sein werden“. Vermutlich Mitte Oktober können sie sich selbst ein Bild machen.