Witten. Stadt fordert zwischen Kabel und Bodenplatten 40 Zentimeter Schotter. Telekom hält 15 Zentimeter und „Wiederherstellung wie vorgefunden“ für ausreichend.
Der erst im Mai begonnene Ausbau des Glasfasernetzes in Teilen der Innenstadt sowie von Heven und Annen ist im Wesentlichen an der Frage gescheitert, wie stark die Frostschutzschicht (Schotter) sein muss, die zwischen Kabeln und Gehwegplatten eingebaut wird. In der gemeinsamen Presseerklärung vom Donnerstagabend zum Stopp des Ausbaus (wir berichteten kurz) berufen sich Stadt und Telekom auf dieselbe bundesweit geltende „Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen“ (RSTO). Sie verweisen aber zugleich auf unterschiedliche „Auslegungen“. Die Stadt Witten fordert den Einbau einer Frostschutzschicht von 40 Zentimetern – unabhängig davon, wie der Bürgersteig vorher ausgesehen hat. Werde der fürs neue Kabel aufgerissen, müsse der Standard für eine Neuverlegung angelegt werden. Die Telekom steht auf dem Standpunkt, in solchen Fällen reiche eine „Wiederherstellung wie vorgefunden“. Im übrigen hält sie 15 Zentimeter Frostschutz für ausreichend.
Die Telekom hatte das Projekt auf Grundlage des Telekommunikationsgesetzes durchkalkuliert. Wenn man jetzt höhere Schutzschichten einbauen müsse als anderswo, oder nicht vorhandene erst erstellen müsse, seien damit Mehrkosten für Material und Arbeitszeit verbunden, trägt sie vor. „Damit“, so Reinhard Rohleder, Regional-Manager für den Ausbau in Witten, „ist die Wirtschaftlichkeit für uns nicht mehr gegeben.“ Die Gesamtinvestition war auf mehr als zehn Millionen Euro beziffert worden. Die Mehrkosten liegen laut Telekom „im hohen sechsstelligen Bereich“. Die Stadt Witten schätzt sie im übrigen weit niedriger ein: auf 50 000 bis 80 000 Euro. Stadtbaurat Markus Bradtke verwahrt sich gegen den Vorwurf einer „Paragrafenreiterei“. Auch er hätte das Projekt gerne realisiert gesehen, es habe dazu mehrere Spitzengespräche und ein Kompromissangebot von Seiten der Stadt gegeben, die Frage des Frostschutzes sei aber leider „kriegsentscheidend“ gewesen. „Wir können nicht sehenden Auges Sicherheitsrisiken für Fußgänger und Folgekosten für die Allgemeinheit produzieren“, erläutert Baurat Markus Bradkte, warum die Stadt Witten gegenüber der Telekom auf einer Frostschutzschicht von 40 Zentimetern bestanden hat.
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Wegen den Naturbeschaffenheit der hiesigen Böden, die viel Wasser aufnähmen, seien „hochfrierende Gehwege und lockere Gehwegplatten in Witten kein theoretisches Problem“, so Bradtke. Genau das passiere, wenn der Frostschutz nicht ausreiche. Bradtke verweist zudem auf die Gleichbehandlung: Auch den Stadtwerken, Kabel NRW oder Unity Media erteile man dieselben Auflagen. Auch die Telekom selbst habe sich bei drei Neuverlegungen in Witten im vergangenen Jahr an die 40 Zentimeter gehalten. „Deshalb sind wir auch davon ausgegangen, dass das jetzt auch geht.“ Die Telekom habe ihrerseits angeführt, dass man in anderen Städten mit weniger Frostschutz auskomme. Diesen Hinweisen sei die Stadt nachgegangen, so Bradtke, habe sie aber nicht bestätigt gefunden.
Die Telekom wollte in Witten 1650 Kunden, die einen Vorvertrag haben, ans Glasfasernetz anschließen. Etwa 15 Prozent der Anschlüsse sind bereits gelegt. Diese Haushalte sollen auch tatsächlich das schnelle Internet bekommen. Die Telekom will sämtliche Glasfaser-Kunden (Vorvertrag) schriftlich darüber informieren, was für ihren Haushalt gilt.