Witten. .
Statt London oder Paris könnte es bald immer öfter Winterberg oder Möhnesee heißen.
Nach einem Gerichtsurteil müssen Lehrern bei Klassenfahrten jetzt die Reisekosten erstattet werden. Für die meisten Schulen ein Ding der Unmöglichkeit. Teureren Fahrten an Wittener Schulen droht deshalb nun das Aus. Neue Ausflüge sollen teilweise gar nicht bewilligt werden.
„Bliebe es bei der jetzigen Regelung, wäre unser Budget fürs ganze Jahr ausgeschöpft“, sagt Axel Meuren, Leiter der Adolf-Reichwein-Realschule. Zurzeit sind zwei Klassen beim Skifahren. Jeweils zwei Pauker begleiten die Mädchen und Jungen beim Wintersport. Bei 250 Euro Reisekosten pro Lehrer bleibt von den 890 Euro Jahresetat nichts mehr übrig. Dabei sind weitaus kostspieligere Trips längst eingestielt. Meuren: „Davon können wir uns nicht wieder zurückziehen.“ Für die zweisprachigen Klassen seien Auslandsaufenthalte im englischen Hastings oder auf Malta wichtiger Bestandteil des pädagogischen Konzepts. Und wie soll das dann mit der Finanzierung gehen? „Zusammenschmeißen und teilen“ könne eine Möglichkeit sein.
Alle aufwändigen Fahrten sind betroffen
Auch die Sprach-Trips des Albert-Martmöller-Gymnasiums nach Rom oder Paris könnten nach jetzigem Stand ebenso ein Ende finden wie die Abschlussfahrt des Abiturjahrgangs oder selbst die erste Fahrt der Stufe sechs. „Wir befinden uns in einer misslichen Lage“, sagt der stellvertretende Schulleiter Norbert Kiesow. Die Organisation der meisten Touren beginne ein Jahr vorher. Sonst werde es zu teuer. Doch bereits die Finanzierung für die jetzt anstehenden und vom Schulleiter längst genehmigten Exkursionen wackelt. „Wir hängen in der Luft.“
Auch interessant
Schon für die Fahrten im vergangenen Jahr war eigentlich weniger Geld da. Trotzdem durften die Schüler reisen. Kiesow: „Wir haben uns schon gewundert, wo das Geld dafür herkommt.“ Gleichzeitig registrierte der Pädagoge, dass die Mittel für Lehrerfortbildungen um 50 Prozent reduziert wurden.
Schüler enttäuscht
An der Overberg-Hauptschule liegen alle Planungen für Schulausflüge auf Eis. „Solange die Finanzierung unklar ist, genehmige ich nichts“, erklärt die kommissarische Leiterin Marion Prapitz - obwohl es alles andere als sinnvoll sei, wenn solch „pädagogisch wertvollen“ Angebote gestrichen werden müssten.
Auch Schüler wie Robin Messingfeld und Kilian Henrichs vom Schiller-Gymnasium wären enttäuscht, wenn es keine große Abschlussfahrt gäbe. „Das wäre blöd“, meinen die 15-Jährigen. Gerne würden sie in zwei Jahren wie viele ihrer Vorgänger nach Prag reisen. Auch die beiden Realschülerinnen Vanessa Engel und Ashley Pluck (beide 14) gucken betroffen. In Ashleys Klasse war bis vor kurzem noch ein Kurztrip mit dem Bus nach England ein Thema. Die Nachricht, dass Klassenfahrten künftig gefährdet sein könnten, hat sie gestern überrascht.
Über Lösungen beraten die Schulleiter der Gymnasien im EN-Kreis am nächsten Freitag. Sie fordern eine Aufstockung des Budgets. Und Klarheit. Axel Meuren (Adolf Reichwein) fürchtet, schon genehmigte Fahrten selbst zahlen zu müssen. „Wenn ich Pech hab’, bin ich selbst dafür haftbar.“