Witten. . Die heilpädagogischen Einrichtungen in Witten sind tief bestürzt über die Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt. Doch die Lebenshilfe sowie der Christopherus-Hof sind für so einen Notfall gut vorbereitet.
Die verheerende Brandkatastrophe in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt mit 14 Todesopfern hat bei den heilpädagogischen Einrichtungen Wittens tiefe Bestürzung ausgelöst. Sowohl bei der Lebenshilfe an der Dortmunder Straße, als auch beim Christopherus-Hof in Annen zeigten sich die Leiter sehr betroffen. Vorkehrungen gegen einen vergleichbaren Vorfall haben beide Einrichtungen längst getroffen.
Kein offenes Feuer ohne Begleitung
Ein mögliches Brand-Szenario lässt Magdalena Gleitz, Einrichtungsleiterin des Christopherus-Hofes, erschaudern. „Hoffentlich passiert das hier nie“, sagt sie. 92 Menschen mit Behinderung leben im Wohnheim. Die meisten gehen tagsüber einer Tätigkeit in den Werkstätten in Bochum und Dortmund nach. Doch einige Bewohner sind in Rente und halten sich tagsüber in der Einrichtung auf. Vorbeugend gebe es in allen Zimmern Rauchmelder, die Feuer und Rauch schnell melden könnten. Außerdem achteten die Mitarbeiter darauf, dass keine offene Flamme mehr brennt, sobald die Bewohner unter sich sind, so Gleitz. Zwar gebe es natürlich auch einen Brandschutzplatz, doch eine letzte Ungewissheit bleibe. Nur eins sei klar: „Alles abzusichern geht nicht“, meint Gleitz. Wie soll man in Schockstarre verharrende Bewohner retten oder Rollstuhlfahrer? Zumindest die gehbehinderten Bewohner könnten mit Hilfe von Evakuierungstüchern notfalls schnell aus ihren Zimmern gezogen werden. Diese lägen jederzeit unter den Matratzen, so dass zwei Helfer die Betroffenen aus einem brennenden Haus heraustragen könnten.
Im Ernstfall müssen 400 Personen das Gebäude verlassen
Bei der SOVD-Lebenshilfe gibt es auch die vorgeschriebenen Evakuierungstücher. Um das Verhalten von Bewohnern und Mitarbeitern auf die Probe zu stellen, wurde der Ernstfall simuliert. Brennt es im Wohnheim oder in den Werkstätten, müssen innerhalb kurzer Zeit mehr als 400 Personen die Gebäude verlassen. Grundsätzlich sieht Geschäftsführer Thomas Becker die Einrichtung gut aufgestellt. „In sechs Minuten waren alle beim Sammelpunkt“, erklärt er. Letztlich feilten die Mitarbeiter nur noch an Kleinigkeiten. Möbelstücke, die die Rettungswege blockierten, mussten aus dem Weg geräumt werden. Bei der zentralen Brandmeldeanlage wurde danach die Lautstärke höher eingestellt.
"Wir vermitteln ihnen, dass sie nicht drängeln oder jemanden schubsen sollen"
Auch abseits der Übungen mit der Berufsfeuerwehr Wittens proben die Mitarbeiter mit den Bewohnern, wie sie ihre Wohnstätten und den Arbeitsplatz diszipliniert verlassen. „Wir vermitteln ihnen, dass sie nicht drängeln oder jemanden schubsen sollen“, sagt Becker. Doch beim Gedanken an einen Ernstfall wird dem Juristen mulmig. „In einer Situation, in der Menschen womöglich schreien, ist man dem Geschehen ein Stück weit ausgeliefert“, so Becker. Wie die Menschen dann reagierten - wer weiß? Daher setzt der Geschäftsführer auf sich einspielende Abläufe. Darin sieht Becker das beste Mittel, eine Brandsituation möglichst sicher hinter sich zu bringen. Allein – erleben will sie in Witten niemand.