Titisee-Neustadt. Bei einem Brand in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt im Schwarzwald sind am Montag 14 Menschen gestorben. Ein Sprecher der Feuerwehr in Freiburg sagte, weitere sieben Menschen seien verletzt worden.
Noch am Abend prägen Blaulicht, Krankenwagen, Notärzte und eine riesige Anzahl von Einsatzkräften den Ort der Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt. Für 13 Behinderte und eine Betreuerin in der Behindertenwerkstatt kam am Montagnachmittag jede Hilfe zu spät. Dabei war die Feuerwehr bereits sechs Minuten, nachdem die Brandmelder angeschlagen hatten vor Ort. Der malerische Ferienort im Hochschwarzwald steht unter Schock.
"Ich bin seit 30 Jahren bei der Polizei, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Freiburg. Die Beamten waren mit schwerem Atemschutzgerät in das Gebäude vorgedrungen, um die Bewusstlosen ins Freie zu bringen. Einige wurden noch beim Heraustragen beatmet, berichtet eine Augenzeugin. "Aber dann mussten die Retter draußen feststellen, dass die Menschen bereits tot waren."
Mit einer so großen Anzahl von Toten hatte niemand gerechnet. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben acht weitere Menschen verletzt. Zahlreiche psychologische Betreuer mussten sich nicht nur um die Geretteten und Angehörige der Opfer kümmern, auch die Einsatzkräfte brauchten zum Teil ihre Hilfe. "Bei sehr starker Rauchentwicklung tritt bereits nach zwei bis drei Atemzügen vor der Bewusstlosigkeit eine starke Bewusstseinstrübung ein", sagte der Sprecher.
Medien berichten über Explosion in Titisee-Neustadt
Der Brand war in der Behindertenwerkstatt der Caritas im Ortsteil Neustadt ausgebrochen. Gegen 14 Uhr wurde die Feuerwehr über einen Brandmelder alarmiert. In der Werkstatt sind etwa 120 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung unter anderem in der Metall- und Holzverarbeitung sowie in der Elektromontage beschäftigt.
Die Brandursache sei weiterhin unklar, sagte der Polizeisprecher, die Brandermittler seien im Gebäude. Medienberichten zufolge soll sich in einem Lagerraum im Dachstuhl des Gebäudes eine Explosion ereignet haben. Dies konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der sich vor Ort ein Bild von der Katastrophe machte, sagte: "Die Nachricht über den Brand in der Behindertenwerkstatt und das schreckliche Ausmaß haben mich zutiefst getroffen." In Gedanken sei er bei den Opfern. Sein tiefes Mitgefühl gelte ihren Angehörigen. "Ganz Baden-Württemberg trauert mit ihnen."
Auch der Caritasverband Freiburg-Stadt zeigte sich entsetzt: "Wir sind völlig fassungslos, wie in einer modernen und gut ausgestatteten Werkstatt am helllichten Tag eine solche Katastrophe passieren kann", sagte der Stellvertreter des Vorstands, Rainer Gantert. Zur Brandursache konnte Gantert zunächst keine Angaben machen. Die Sicherheitsvorkehrungen entspreche nach jetzigem Stand "absolut jeglichen Anforderungen", sagte er. (dapd)