Witten. . Viele Erstklässler haben Probleme mit Motorik, Konzentration und Wahrnehmung. Grund dafür seien veränderte Spiel- und Freizeitgewohnheiten in den Familien. Denn vor dem Fernseher werde die Feinmotorik nicht geschult. Die Grundschule Crengeldanz beugt vor und unterrichtet Kita-Kinder.

„Wir haben festgestellt, dass manche Kinder trotz einer sehr guten Kindergartenarbeit mit Defiziten eingeschult werden“, sagt Julia Nowicki, Schulleiterin der Grundschule Crengeldanz. Zusammen mit Kolleginnen und Erzieherinnen der umliegenden Kitas entstand so die Idee einer gemeinsamen Vorschulförderung. Seit dem Sommer ist dieser Plan Praxis, deshalb gehen jetzt schon Fünfjährige in die Schule und und gucken auf: eine liegende Acht.

„Meine Acht schläft gern im Liegen, drum ist sie gleich im Bett geblieben“, sagt Lehrerin Angelika Hohlweck und macht mit den Armen den Über-Kreuz-Schwung der Acht. Nicht die Zahl ist hier wichtig, sondern die Bewegung. Denn: Das Zusammenspiel aller Sinne bildet die Basis fürs späteres Lernen und genau daran hapert es heutzutage.

Kaum Erfahrungen im Wahrnehmungs- und Bewegungsbereich

„Kindern fehlt es häufig an Erfahrungen im Wahrnehmungs- und Bewegungsbereich“, weiß Angelika Hohlweck. Dafür seien veränderte Spiel- und Freizeitgewohnheiten in den Familien verantwortlich. Vorm Fernseher schult man seine Feinmotorik nicht. Perlen auffädeln, Mikado, mit Murmeln oder einem Ball spielen, das wäre was. Dieses Problem ist bekannt. Dass eine Grundschule mit einem so lang angelegten Projekt für gleich mehrere Kindergärten antwortet, ist ungewöhnlich.

Fast täglich kommen jetzt die Vorschulkinder des Ev. Kindergartens Christuskirche an der Sandstraße, vom Luisenzentrum und aus dem Familienzentrum von St. Marien in kleinen Gruppen in die Schule. Die Lehrerinnen Angelika Hohlweck, Ulrike Rubens und Ulrike Schneider unterrichten sie spielerisch. „Aber“, betont Julia Nowicki, „es soll keine Verschulung des Kindergartens sein.“

Natürlich lernen die Knirpse so auch ihre spätere Grundschule kennen und haben dann weniger Bammel vor dem Schulstart. Die Eltern sind ebenfalls mit im Boot und wurden bei einem Elternabend informiert.

"Können nicht auf jedes Problemchen reagieren!

„Schön ist das hier“, schwärmen Lina und Zeycan, die gerade über Kreuz einen Ball tauschen. Auf die Schule freuen sich die beiden schon: „Wir tun schon immer so, als könnten wir schreiben.“ Und könnt ihr denn auch still sitzen? „Also wir sind doch nicht zappelig!“ empören sie sich. Sich melden und nicht dazwischen quasseln , das beherzigen sie schon.

Angelika Hohlweck lässt die Kinder jetzt Knöpfe und Plättchen nach Formen sortieren. Gar nicht so einfach und doch irgendwie simpel. „Teilweise haben wir 30 Kinder in der Klasse“, sagt Julia Nowicki. „Auf jedes Problemchen können wir dann nicht mehr reagieren.“