Witten. .
Für Wittens Erstklässler beginnt in gut einer Woche der Ernst des Lebens. Aber bevor sie lesen und rechnen lernen, müssen die i-Dötzchen erst einmal sicher zur Schule kommen. Klar, da gibt’s das Taxi Mama. Aber auf Dauer führt kein Weg am Schulweg vorbei.
Mit umfangreichen Vorschul-programmen bereiten sich etwa die Kindergärten vor. Wie der evangelische Markus-Kindergarten in Stockum. „Wir haben konsequent ein ganzes Jahr lang den ‘Schulkindertreff’ eingerichtet, in dem alle Vorschüler schon früh auf die Schule eingestimmt werden“, sagt Leiterin Anja Hylla. Mit Verkehrspolizisten und in der Gruppe lernten die Kleinen, welche Ampeln in ihrem Vorort besonders geeignet sind und bei welchen Kreuzungen und Verkehrssituationen besondere Vorsicht geboten ist. Hylla: „Bei Ausflügen zur Feuerwehr, zum Rathaus oder in den Zoo können die Kinder das zusätzlich üben.“
Auch im evangelischen Kindergarten an der Herbeder Kirchstraße wird entsprechend geschult. „In Zusammenarbeit mit der Polizei Bochum haben wir zusätzlich einen Elternabend eingerichtet, bei dem ein Polizist Hinweise und Tipps gegeben hat“, erklärt Melanie Kunze, die in Kürze die Leitung des Kindergartens übernehmen wird. „Da gab es auch für uns Erzieherinnen noch Neues zu lernen. Zum Beispiel, dass man Kindern früher immer gesagt hat, dass sie an Ampeln warten müssen, bis auch wirklich alle Autos angehalten haben. Aber der Polizist hat erklärt, dass das nicht immer richtig ist, weil viele Autos zwar abbremsen, aber noch ganz langsam weiterrollen. Wenn die Kinder dann warten, könnte es sein, dass die Ampel schon wieder auf Rot umspringt, während sie rübergehen.“
Im Hevener Kindergarten Vogelnest legen die künftigen i-Dötzchen zusätzlich zum Vorschulunterricht sogar einen „Fußgängerführerschein“ ab. „Dabei wird das richtige Verhalten im Straßenverkehr geübt und die Kinder gehen in Begleitung ihre jeweiligen Schulwege ab“, erläutert Leiterin Marina Reysz. „Damit bereiten wir sie schon seit Mai etwa vor.“
Hauptkommissar Klaus Frommberger ist schon seit zwölf Jahren an Wittener Grundschulen und Kindergärten unterwegs, um aufgeregten Kindern und Eltern die Angst vor dem Schulweg zu nehmen. Der erfahrene Polizist rät: „Eltern sollten ihre eigene Nervosität und Aufregung den Kindern auf keinen Fall zeigen.“ Würden die Kinder erst merken, dass auch die Eltern ihre Sprösslinge mit flauem Gefühl im Magen zur Schule schicken, würden auch die i-Dötzchen nervöser als nötig. „Ganz wichtig ist: Ruhe bewahren! Ich sage den Eltern auch immer, dass sie sich nicht sorgen sollen. Ihre Kinder werden das schon schaffen.“
Beim Schulweg sollte nicht die kürzeste, sondern die sicherste Strecke eingeübt werden, rät der Beamte. „Man sollte sich lieber mal ein paar Minuten mehr Zeit nehmen und einen Umweg mit Ampel in Kauf nehmen, als direkt durch Baustellen gehen.“ Mit älteren Kindern sollte auch das Busfahren geübt werden. „Wichtig dabei ist: Beim Aussteigen immer warten, bis der Bus weg ist, und erst dann die Straße überqueren.“ Für die dunkle Jahreszeit empfiehlt er Reflektoren an Ranzen und Jacke. Am besten seien Sicherheitswesten.
Für sehr ängstliche Eltern, die ihr Kind trotz kurzer Strecken zur Schule fahren wollen, hat der Polizist mahnende Worte: „Die Schule ist doch kein Drive-In. Wenn man das Kind schon mit dem Auto bringt, dann muss man es nicht gleich bis zum Schulhof vorfahren. Bewegung tut schließlich gut. Dann lernt es sich auch besser.“