Witten. . Gemeinsam beten, getrennt predigen - dieses Modell mit drei Pfarreien für den künftigen Pastoralverbund Witten wollen die katholischen Pfarrer im Sommer Erzbischof Hans-Josef Becker und Generalvikar Alfons Hardt vorschlagen.

Alle katholischen Kirchengemeinden der Stadt mit Ausnahme von Herbede, das zum Bistum Essen gehört, sollen wegen Priestermangels und zurückgehender Katholikenzahl bis 2019 in einem pastoralen Raum mit dem Zentrum St. Marien zusammengeschlossen sein. So hat es der Paderborner Erzbischof angeordnet, und so wird es geschehen. Nicht angeordnet hat er dagegen, wie dieser pastorale Raum genau aussehen soll.

Dafür gab es letztlich zwei Pläne. Den der Großpfarrei Witten mit einem Kirchenvorstand und sieben Gemeinden, zentral organisiert durch St. Marien. Der Plan kommt, wer hätte das gedacht, aus St. Marien selbst und hatte außerhalb der Innenstadtgemeinde ausgesprochen wenig Befürworter.

Schwierige Verbundenheit untereinander

Die wenigsten im Osten der Stadt, wo es vor allem in Annen grummelte und gärte. Ergebnis des Grummelns und Gärens war der Plan, der demnächst in Paderborn vorgelegt werden soll: Drei Pfarreien und drei Kirchenvorstände unter dem Dach eines Pastoralverbundes, der bei St. Marien seinen Sitz haben soll.

Das klingt so einfach, wie es in Wirklichkeit gar nicht ist. Nehmen wir nur mal Witten-Ost. Da gibt es mit Annen, Rüdinghausen und Stockum drei beteiligte Gemeinden, die sich in gegenseitiger freundlicher Abneigung verbunden sehen. Verbunden müssen sie sich sehen, weil sie wegen des kirchlichen Personalmangels inzwischen mit Friedrich Barkey (48) alle denselben Pfarrer haben.

Die Abneigung rührt daher, dass die Stockumer und Rüdinghauser Katholiken früher zu Annen gehörten, dann aber selbstständig wurden. Die Begeisterung, sich nun wieder mit Annen zusammenzutun, ist entsprechend gering.

Keine Schere im Kopf

Zugestimmt haben sie trotzdem, um ein Groß-Sankt-Marien zu verhindern. Nun soll es drei Pfarreien in Mitte, Ost und Ruhrtal (Bommern und Heven) geben. Pfarrer Friedrich Barkey: „Die Leute sind motiviert. Im Sommer werde ich den Generalvikar fragen, ob wir loslegen können.“

Das Erzbistum hat aus Fehlern anderer Bistümer, die Gemeindefusionen schnell und von oben durchgezogen hatten, seine Lehren gezogen und will auf die Leute vor Ort hören. Bistumssprecher Ägidius Engel: „Die Tore sind für alle Optionen offen. Wir nehmen uns die Zeit, in intensiven Gesprächsprozessen zu einvernehmlichen Lösungen zu kommen.“ Es sei durchaus vorstellbar, dass innerhalb des Erzbistums verschiedene Modelle nebeneinander stehen werden. Engel: „Wir haben dabei keine Schere im Kopf.“

Das Wittener Modell der Einheit in der Dreiheit hätte also realistische Chancen. Fest steht jedoch auch: „Das letzte Wort hat der Erzbischof.“