Wanne-Eickel. Die Vincenz Gruppe Ruhr hat rückwirkend zum 1. Januar das Gehalt ihrer 2200 Mitarbeiter um 2,9 Prozent erhöht - freiwillig. Eine Krankenschwester mit durchschnittlichem Einkommen hat damit etwa 100 Euro pro Monat mehr in der Tasche.

Dass ein Arbeitgeber seinen Beschäftigten freiwillig mehr Geld zahlt, kommt eher selten vor - doch die St. Vincenz Gruppe Ruhr hat sich nun zu diesem Schritt entschlossen. Rückwirkend zum 1. Januar 2012 erhalten die rund 2200 Beschäftigten in allen Häusern der Gruppe 2,9 Prozent mehr Gehalt. Das gilt für die Mitarbeiter in Küche, Labor und technischen Abteilungen ebenso wie für den Pflegedienst und die Ärzte. „Für eine Krankenschwester mit einem durchschnittlichen Gehalt macht das knapp 100 Euro im Monat aus“, rechnet Geschäftsführer Theo Freitag vor.

Die Gruppe habe sich bei ihrem Schritt von der Devise „Geld folgt der Leistung“ leiten lassen. „Die Leistungsdichte ist bei uns enorm hoch“, sagt Freitag, „die Mitarbeiter sind hochmotiviert und engagiert.“ 2011 seien sieben Prozent mehr Patienten behandelt worden als 2010, für 2012 zeichne sich schon jetzt eine ähnliche Steigerung ab. Deshalb habe man nicht warten wollen, bis im Herbst oder vielleicht noch später eine Entscheidung über die Vergütung in katholischen Krankenhäusern getroffen werde, die an das Tarifrecht des Caritasverbandes geknüpft sind (AVR). „Wir wollen mit der Erhöhung die Leistung unserer Mitarbeiter anerkennen.“

Der neue Tarif soll für die nächsten zwölf Monate gelten; die letzten, wenn auch kleinen Tariferhöhungen von 0,5 und 0,6 Prozent hatte es im vergangenen Jahr gegeben. Sollte der AVR-Tarif über den 2,9 Prozent liegen, „ziehen wir natürlich eins zu eins nach“, sichert Freitag zu. Andererseits brauchten die Mitarbeiter bei einem niedrigerem Abschluss keine Rückzahlen zu leisten. Freitag hat auch den Abschluss im Blick, um den Verdi zurzeit streitet und streikt: Bekämen die Mitarbeiter in städtischen Kliniken danach mehr Geld, werde der Tarif für die St. Vincenz Gruppe ebenfalls angehoben. „Das Verdi-Ergebnis ist natürlich ein Referenzwert“, so Freitag. „Wir können es uns nicht leisten unsere Fachkräfte an andere Einrichtungen zu verlieren.“

Von Seiten der Mitarbeitervertretung habe es keinen Widerspruch gegen die Tariferhöhung gegeben, versichert Alexandra Winkler: „Wir haben den Schritt sehr begrüßt.“

Für die 2200 Mitarbeiter der Gruppe fallen pro Jahr 83,8 Mio Euro Personalkosten an; die Gehaltserhöhung schlägt mit 2,5 Mio Euro zu Buche.

Die St. Vincenz Gruppe Ruhr

Zur St. Vincenz Gruppe Ruhr gehören das St. Anna-Hospital in Wanne, das St. Marien-Hospital in Eickel, das Rheumazentrum Ruhrgebiet in Wanne-Süd und das St. Marien-Hospital in Witten. Hinzu kommen außerdem das Gästehaus St. Elisabeth in Wanne, das Bildungszentrum Ruhr, die Medizinische Reha für psychische Gesundheit, die Zentralapotheke am St. Anna-Hospital, das Herner Lukas-Hospiz, das Zentrallabor und die Zentralküche am St. Marien-Hospital in Witten. In den Häusern der St. Vincenz Gruppe Ruhr wurden im vergangenen Jahr rund 100 000 Patienten stationär und ambulant behandelt. Außerdem sind dort im vergangenen Jahr 141 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.