Witten. .

Die Regale sind leer geräumt, eine Frau putzt noch mal den Boden in der Schlecker-Filiale an der Ruhrstraße.

„Lieber Kunde, diese Filiale schließt am 25. 1.“ ist auf einem Aushang in der Schaufensterscheibe zu lesen. Das ist zwar am Mittwoch, „doch die Verkäuferinnen sind bereits seit Montag weg“, erzählt die putzende Frau. Und sie ergänzt: „Sie sind in anderen Filialen untergekommen.“

Die Schließung von Schlecker an der Ruhrstraße war, wie bereits berichtet, seit einiger Zeit im Rahmen der bundesweiten Restrukturierungsmaßnahmen des Unternehmens beschlossene Sache. Doch nachdem Schlecker nun Planinsolvenz beantragt hat, ist die Verunsicherung zahlreicher Mitarbeiter noch deutlicher zu spüren.

„Wir bleiben erstmal“, meint eine Verkäuferin der Schlecker-Filiale an der Bahnhofstraße. Und die gut gefüllten Regale sowie der rege Kundenandrang am Dienstagvormittag deuten tatsächlich darauf hin. Aber ihre Betonung auf „erstmal“ lässt nicht auf grenzenlosen Optimismus schließen.

„Ich habe schon eine Schließung hinter mir“, erzählt eine Schlecker-Mitarbeiterin aus einer anderen Wittener Filiale. Sie sei dorthin versetzt worden, nachdem die Geschäftsstelle in einer Nachbarstadt, wo sie zuvor gearbeitet hatte, geschlossen worden sei. „Aber Hauptsache, man kann im Konzern bleiben“, sagt sie.

Nie unter Tarif bezahlt

Sie erzählt, dass sie bereits seit weit über zehn Jahren im Unternehmen beschäftigt sei. „Und ich wurde von Anfang an nie unter Tarif bezahlt“, tritt sie bundesweiten Medienberichten der letzten Jahre von Lohndumping bei Schlecker entgegen.

„Durch die derzeit unklare Situation fühlt man sich einfach unsicher“, meint eine andere Kollegin in einer weiteren Wittener Filiale. Und sie überlege, sich zur Sicherheit schon mal nach einem anderen Arbeitsplatz umzusehen. Die Verkäuferin vermutet, dass besonders die älteren und die kleineren Schlecker-Märkte besonders betroffen seien, wenn die Schließungswelle weiter rolle.

Auch ein verändertes Kundenverhalten meint sie in den letzten Jahren festgestellt zu haben: „Früher hatte nicht jeder ein Auto, da kauften die Leute in ihrem Stadtteil ein. Heute fahren viele raus in die großen Einkaufszentren und holen alles auf einen Rutsch.“

Wir fahren indessen weiter nach Annen. Dort erzählen zwei Mitarbeiterinnen der Schlecker-Filiale an der Bebelstraße, die planmäßig am 8. Februar schließt, dass sie in anderen Geschäftsstellen des Unternehmens in Witten unterkommen würden.

„Aber man würde es auch akzeptieren, wenn man weiter fahren müsste. Das gehört in vielen Berufen heute einfach dazu“, meint eine der beiden. Und sie ergänzt: „Schließlich muss man froh sein, überhaupt Arbeit zu haben.“