„Vater unser in der Hölle” hat Ulla Fröhling ihr Buch über den rituellen Missbrauch eines Kindes genannt, und dieser Titel ist so unfassbar wie die Erinnerungen, die die junge Frau der Autorin erzählt hat. Davon hat Ulla Fröhling auch den Teilnehmern des

Ins Leben gerufen wurde er vor fünf Jahren von der Aussteigerberaterin Silvia Eilhardt: „Ich hatte mit Opfern ritueller Gewalt zu tun, die neben der Beratung auch psychologische und rechtliche Unterstützung brauchten.” Alle, die den Opfern helfen können, müsste man an einen Tisch bekommen, dachte Silvia Eilhardt. Beim ersten Mal waren es acht Teilnehmer, heute gehören schon 35 Fachleute aus ganz Deutschland zum Arbeitskreis – Psychologen, Theologen, Ärzte, Berater, Juristen und Polizisten.

Bei den Treffen, die zweimal pro Jahr in Witten stattfinden, informieren sich die Teilnehmer über aktuelle Entwicklungen im Bereich rituelle Gewalt, es geht aber vor allem darum, ein dichtes Netz zu knüpfen, um den Opfern umfassend helfen zu können. Aus Witten gehören Pro Familia und die Kanzlei Baumeister und Römer zum Expertenkreis, so Eilhardt. „Dass wir das geschafft haben, so viele Fachleute zusammenzuführen, das ist schon ein Erfolg.”

Rituelle Gewalt in Verbindung mit Satanismus ist ein Tabuthema. Und doch kommt es vor. Um rituellen Missbrauch unterbinden zu können, müsse die Gesellschaft solche Fälle „erstmal erkennen wollen”, sagt Silvia Eilhardt. Zusätzlich zu den Qualen, die auch Opfer sexueller Gewalt erleiden, würden Kinder in solchen satanischen Kreisen noch durch den „religiösen” Hintergrund in Angst versetzt. Eine jahrelange Therapie sei nötig, um diese furchtbaren Erlebnisse aufarbeiten zu können.

Unbekannt seien den meisten Menschen auch die Symbole und Riten solcher Kreise oder Familien, zum Beispiel in die Haut eingeritzte Kreuze. Die Fachleute des Arbeitskreises wollen auch hier mit ihrem Wissen andere beraten, die rituelle Gewalt bei jemandem vermuten. Denn sie wollen verhindern, dass in solchen Fällen weggeschaut wird.

Angela, das Opfer in Ulla Fröhlings Buch, hat die Qualen ausgehalten, indem sie sich in viele Persönlichkeiten aufgespalten hat: „Jede hatte gerade so viel mitgemacht, wie sie durchstehen konnte. Dann war sie wieder verschwunden, in irgendeiner geheimen Nische von Angelas Seele.”