Bei der nach eigenen Angaben größten Beschäftigtenbefragung, die eine Gewerkschaft je durchgeführt hat, hat die IG Metall im Rahmen der Kampagne "Gemeinsam für ein gutes Leben" auch Beschäftigte in Witten befragt. Manfred Müller, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Witten, kritisierte die Politik.

Im Vordergrund standen bei der Umfrage, die vom 1. April bis 30. Juni durchgeführt wurde, die Themen Arbeit, Einkommen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bildung, Mitbestimmung, Mindestlohn und Leiharbeit, außerdem die Rente.

89 Prozent der Befragten fordern einen sicheren Arbeitsplatz, 83 Prozent ein Einkommen, von dem man gut leben kann. Die materielle Sicherheit bei Arbeitslosigkeit und Krankheit (79%) und die Einführung von Mindestlöhnen (78%) waren den Befragten ebenfalls sehr wichtig. Bei Leiharbeit fordern 77 Prozent gleiches Geld für gleiche Arbeit.

Sicherheit im Alter

Zugleich hat die Sicherheit im Alter einen hohen Stellenwert. 81 Prozent der Befragten erteilten der Rente mit 67 eine klare Absage. 73 Prozent forderten eine gerechte Rentenversicherung, in die auch Selbstständige und Beamte einzahlen sollten. Abgesichert sein, eine Zukunft plane können, das wollen 80 Prozent der Befragten. 77 Prozent fordern ausreichend Zeit für Familie und private Interessen, 62 Prozent vermissen eine Verbesserung der Kinderbetreuung.

Insbesondere Rentner (83%) und Erwerbslose (79%) fordern noch deutlicher als der Durchschnitt, dass es gerecht zugeht zwischen Arm und Reich. Arbeitnehmer fordern mit knapp 75% überproportional die wirksame Regulierung der Finanzmärkte. Die Einführung von Mindestlöhnen wird mit 87% am nachdrücklichsten von den Erwerbslosen eingefordert. Leiharbeiter und Befristete liegen mit 82% ebenfalls über dem Durchschnitt.

Aber auch immaterielle Aspekte sind den Menschen wichtig: Knapp 76% der Befragten halten ebenfalls für „sehr wichtig, dass die Leistungen der Arbeitnehmer anerkannt werden, und für 67% ist auch „sehr wichtig“, dass ihre Arbeit ihnen Spaß macht. „Zeit für Familie und Privates“ ist für Männer (74,5%) und Frauen (77,6%) von vergleichbarer Bedeutung. Die Verbesserung der Kinderbetreuung wird aber von Frauen deutlich stärker (68%) als von Männern (58%) gefordert.

Kritik an Bürgerferne der Politik

Manfred Müller, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Witten, kritisierte die Politik, die "selten so weit von den Erwartungen der Menschen entfernt" gewesen sei. Müller: "Die IG Metall wird die Bundestagskandidaten und Parteienvertreter in Witten mit den Ergebnissen konfrontieren und auffordern, Politik für die Mehrheit der Menschen zu machen." Die zentralen Interessen der Menschen müssten wieder Grundlage für politische Entscheidungen werden.