Witten.

Zu dritt wuchten Mitarbeiter des Betriebsamtes eine riesige Couch - absurderweise noch bezogen mit einem inzwischen nicht mehr weißen Laken - die Anhöhe hinauf und auf den orangefarbenen Wagen des Betriebsamtes: Der wilden Müllkippe an der Brauckstraße (wir berichteten) ging es an den Unrat.

Der in Beton gegossene Stamm eines Ex-Weihnachtsbaumes ruht da neben der Schaukelschale eines einst hübschen Holzschaukelpferdes und einem Lampenschirm. Ein illegal Abladender hat seinen Schrott sogar ordentlich in einer Plastikklappkiste gleich neben die Liegestühle in den Hain an dem Wendekreis gestellt.

An dem blauen Zaun lehnen zwei Besen, zwei Schaufeln, ein Rechen. Es dauert, bis sie zum Einsatz kommen - denn erst muss das Grobe beseitigt werden, darunter Gartenschläuche, Elektroschrott, Kinderspielautos, staubende Baumaterialreste. Nach einer knappen Stunde ist die Ladefläche des Betriebsamtswagens das erste Mal randgefüllt.

„Ich fahr’ damit los“, informiert Waldemar Rifert seinen Chef Thomas Bodang, stellvertretender Leiter des Betriebsamtes. 520 Kilo sind aufgeladen. „Ich verstehe gar nicht, warum die Menschen den Müll illegal entsorgen. Jeder hat einmal im Jahr Sperrmüll frei. Was zur Umladestation gebracht wird, muss zumeist nicht mal bezahlt werden.“

Wer mehr Restmüll habe, als es eine Tonne zuließe, könne sich städtische Säcke für 1,50 Euro kaufen. „Die sind billiger als der Sprit, den man braucht, um hierher zu fahren.“

Ein ausgedienter Zaun jedenfalls muss auf die nächste Fuhre warten. Gegenüber weidet eine Schafherde. Müll im Idyll, ein seltsamer Kontrast. Der Zaun allerdings wäre bei der Abgabe beim Betriebsamt kostenpflichtig gewesen. „Aber auch da reden wir von 20 Euro - für so viel Müll, wie in einen Kombi passt“, erklärt Bodang.

Leser Johannes Ridder glaubt, dass illegale Müllkippen u.a. den Öffnungszeiten der Umladeanlage geschuldet sind: Privat kann dort montags bis freitags 13 bis 16.30 Uhr, samstags 9 bis 12 Uhr entsorgt werden.

„Ich wollte dort morgens meinen Staubsauger entsorgen, weil ich nicht nach den Öffnungszeiten gesehen hatte. Es war auch jemand da, aber ich durfte nichts in den Container werfen. Da war ich 18 Kilometer umsonst gefahren“, so der Anwohner der Straße Deipenbecke, wo seiner Aussage nach ebenfalls illegaler Müll lagert.

Zehn bis 15 Müllsünder, so Bodang, würden jährlich erwischt. „Das geht nur durch die Mithilfe der Bürger.“ Vor Jahren wären immer blaue Säcke mit Windeln an Containerstandorten am Ardey abgeladen worden. „Eines Tages rief mich ein Nachbar an, gab das Autokennzeichen durch. Es war ein Gewerblicher aus Wetter, den haben wir bekommen.“ Aber das sei die Ausnahme. Selbst wenn Adressen gefunden würden: „Man muss nachweisen, dass derjenige den Müll wirklich abgeladen hat“, beschreibt Bodang das Problem.