Witten. .

Während ein Schüler der Hardensteinschule mühsam mit Kreide auf die Tafel schreibt, zieht ein anderer flugs Namen und Amtszeit der Bundespräsidenten auf das „Whiteboard“. Die interaktive Tafel wird den Schulalltag verändern.

Holger Jahnke (37), Lehrer am Hardenstein, führte jetzt das Whiteboard einigen Schülern des Zwölfer-Jahrgangs exemplarisch vor. Es steht in der dortigen Aula und soll nach den Herbstferien im richtigen Unterricht zum Einsatz kommen. „Es wäre schön, wenn wir genügend Gelder zusammenbekämen, um alle Klassenräume mit diesen interaktiven Tafeln ausstatten zu können. Aber das steht in den Sternen“, sagt Christian König, stellvertretender Leiter der Hardensteinschule.

Denn so ein Whiteboard hat einen stolzen Preis, es liegt zwischen 3500 und 5000 Euro, je nach Ausstattung. „Unser Schulleiter Erwin Eßmann und weiter Kollegen haben bei einer Fortbildungsveranstaltung das Whiteboard und seine Möglichkeiten kennengelernt und waren gleich Feuer und Flamme“, so König. Mit Spenden und Mitteln aus dem städtischen Haushalt habe die Schule es vor etwa anderthalb Wochen anschaffen können.

„Es macht wirklich Spaß“, sagt Holger Jahnke bei der Whiteboard-Vorführung und die Schüler nicken zustimmend. „Viele Schüler sitzen heute in ihrer Freizeit am Computer. Und diese neue Schultafel ist viel näher an ihrem Alltag, als es die Kreide-Tafel war“, erklärt Schülerin Stefanie (17). „Ich glaube, damit spielen die Lehrer eher“, meint augenzwinkernd eine ihrer Mitschülerinnen.

Doch die Anwendung zeigt, dass es hier durchaus um ernst zu nehmende Inhalte geht. So sollen die Schüler aus einer digitalen Liste von Namen, Daten und Parteien mit einer Handbewegung die Folge der zehn Bundespräsidenten auf der linken Seite des Whiteboards richtig hintereinanderbringen. Wer sie von Heuss bis Wulff inklusive Amtszeit und Parteizugehörigkeit mal im Kopf Revue passieren lässt, wird feststellen: keine leichte Aufgabe.

.„Es ist ein bisschen wie bei Günther Jauch“, sagt lachend Lehrer Jahnke. Ein quäkendes Geräusch ertönt, als er bewusst eine falsche Jahrszahl an einer gefragten Datumsstelle ablegt. „Das erinnert vielleicht an Computerspiele wie Pacman“, schlägt Jahnke die Brücke zum Freizeitalltag vieler Jugendlicher.

In vielerlei Hinsicht sind die Whiteboards auf der Höhe der digitalen Zeit: So lassen sich Symbole und Bilder blitzartig verschieben oder in Texte einfügen, lassen sich zur Ergänzung filmische Szenen einspielen. Und selbst Zeitlimits und Benotungen sind möglich.

„Durch die neue Tafel können wir ja jetzt die Lehrer abschaffen“, meint lachend Daniel Leibfritz. Doch wer sieht, wieviele Inhalte unter anderem in Politik, Chemie oder Biologie durch entsprechende Programme zu vermitteln sind, wird die Lehrer eher in Fortbildungen als abgeschafft sehen.