Witten. .

Bisher einmalig in Witten ist ein neues Kindergräberfeld für Tot- oder Fehlgeburten. Es wird Ende Oktober auf dem Marienfriedhof eingesegnet.

Ein kleines Holzkreuz ragt aus dem verwilderten Gras hervor. „Vanessa“ steht auf dem schlichten Kreuz. Das kleine Kindergrab ist eingezäunt. Ein silberner Engel liegt auf dem Gras und hält eine Hand beschützend über die letzte Ruhestätte. Die von Vanessa ist eine von vielen, die auf dem Marienfriedhof zu finden sind. Neben ihrem Grab sieht man einige Holzstücke aus dem Boden ragen. Auf jedem steht ein Name. Dort ist die jetzige Sammelgrabstelle für Fehlgeburten.

Zurzeit findet man die Kindergräber noch weit unten auf der linken Seite des Friedhofs. „Das wollen wir nicht mehr. Es sieht so abgeschoben aus. Deshalb wird das neue Kindergräberfeld auch zentral eingerichtet“, sagt Pfarrer Reinhard Edeler von der katholischen Mariengemeinde.

„Jedes Leben ist wertvoll, egal wie klein es noch ist“

Das neue Feld ist ungefähr zehn Meter lang. In der Mitte steht eine Säule, die oben abgebrochen ist. „Sie symbolisiert das Leben, das aufstrebend war, aber leider abrupt endete“, erklärt Pfarrer Edeler. Ein totes Kind, das unter 500 Gramm wiege, wenn es zur Welt kommt, gelte vom Gesetz her noch nicht als vollwertiges Leben, sondern als „Material“, so Edeler. „Die Kirche sieht das anders. Jedes Leben ist wertvoll, egal wie klein es noch ist. Deshalb hat es auch ein Recht auf eine Bestattung.“

Kindergräberfeld

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Für viele Eltern sei es wichtig, sich anständig verabschieden zu können, weiß die leitende Hebamme Beate Schulte aus dem Marien-Hospital. „Den Eltern hilft es, mit der Trauer zurechtzukommen, wenn sie wissen, dass ihr Kind auf einem Friedhof liegt und sie es auch besuchen können“, so Schulte. Totgeburten kommen drei- bis viermal im Jahr vor, Fehlgeburten öfter.

„Eltern werden ihr Kind nie vergessen“

„Manchmal haben wir sechs Wochen keine Fehlgeburt und dann drei in einer Woche. Das ist leider zum Teil auch die Natur“, erzählt die Hebamme. „Sternenkinder“ nennen die Geburtshelferinnen die Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Die Eltern seien oftmals geschockt, manche verdrängten auch die Trauer.

Stadtsprecherin Lena Kücük betont, dass es ein Kindergräberfeld wie auf dem Marien-Friedhof bisher nicht gab, aber es dennoch möglich war, die Kinder zu beerdigen. „Wenn Eltern den Wunsch hatten und die Pathologie die Kleinen freigab, dann wurden sie auch auf einem Friedhof begraben“, erklärt sie.

Hebamme Beate Schulte findet es gut, dass es diese neuen Grabstätten gibt, gerade, um die Eltern zu unterstützen. „Eltern werden ihr Kind nie vergessen, auch nicht, wenn sie weitere bekommen. Es bleibt immer im Herzen.“