Witten. .
Sand, Erde und paar müde Grashalme - so hatte sich Margot Preus das Grab ihres Mannes in Heven nicht vorgestellt. Beim Rasenmähen verschwanden jetzt sogar die Holzkreuze von den Gräbern der Verstorbenen.
Die Stadt sagt, Margot Preus sei einfach falsch informiert gewesen.
Früher, da nannte man Friedhöfe auch Gottesacker. Und wie ein Acker, so sieht das Grab von Erich Preus auf dem städtischen Friedhof in Heven am Steinhügel auch aus. „Weil wir keine Kinder haben und auch sonst niemanden, der einmal die Gräber pflegen könnte, habe ich mich für ein Rasengrab entschieden“, sagt Margot Preus.
Da hatte die 78-jährige Seniorin noch die Vorstellung, ihr Mann, der im September 2009 verstarb, würde unter einen grünen Rasen zu liegen kommen. Tatsächlich zeigt sich das Grab in einer Mischung aus staubiger Erde, Sand, einigen Grasbüscheln, Löwenzahn und Unkräutern unbestimmter Zusammensetzung. Margot Preus: „Das ist alles, bloß kein Rasen.“
Es sollte noch schlimmer kommen: Nachdem Margot Preus den Wildwuchs auf den Rasengräbern auch gegenüber der Stadtverwaltung beklagt hatte, rückte die Mähmaschine tatsächlich an - und die Gärtner nahmen die Holzkreuze allesamt gleich mit. „Ich habe die Arbeiter auf das Grabkreuz meines Mannes angesprochen. Da hieß es, wenn Sie es haben wollen, können Sie sich das ja beim Friedhofsamt wieder abholen.“ Margot Preus ist sichtlich gehbehindert.
„Frau Preus ist vom Bestatter offensichtlich falsch informiert worden“, sagt Hannelore Oswald von der Friedhofsverwaltung. Üblich sei es, nach einem Viertel-, spätestens einem halben Jahr die provisorischen Holzkreuze durch eine in den Boden eingelassene Steinplatte zu ersetzen. Eine entsprechende Erklärung habe Margot Preus auch unterschrieben.
Hannelore Oswald: „Da Herr Preus im letzten Herbst verstorben ist, sind unsere Arbeiter davon ausgegangen, dass die Platte nun wohl täglich kommen würde, und haben die Kreuze beim Mähen dann gleich eingesammelt.“ Die Platte kommt aber erst in zwei Monaten; das hätte die Stadt bei Margot Preus, dem Annener Steinmetz oder dem Hevener Bestatter problemlos erfahren können.
Gefragt worden, ob ihr das denn auch recht sei, ist Margot Preus nicht. Auf ihre Proteste hin wurde das Grabkreuz ihres Mannes wieder zum Grab zurückgebracht. „Bekannte hatten mich bereits darauf angesprochen, sie könnten das Grab gar nicht finden“, sagt sie. Jetzt ist das Kreuz tatsächlich wieder erschienen, lieblos und schief am Fußende des Grabes in den Boden gestopft. Die übrigen Kreuze sind weiter verschwunden.
Margot Preus steht mit Tränen in den Augen vor dem Grab, das nach Angaben der Stadt nochmals frisch eingesät worden sei - wegen des langen winters habe dies etwas länger als üblich gedauert. Grassamen sind dort nicht zu erkennen. 1900 Euro habe sie für die Grabstätte an die Stadt gezahlt, „und man hat mir gesagt, da ist alles mit drin - Rasen, Pflege, alles inklusive.“ So allerdings hat sie sich das Ergebnis nicht vorgestellt: „Es sieht so schrecklich aus - ich kann hier nicht trauern.“