Witten. Aus Angst vor Automatensprengern baut die Sparkasse den Geldautomaten im Boni-Center in Witten ab. Doch die Kunden kommen weiterhin an Bargeld.

„Echt jetzt? Der war doch erst neu!“ Nicht nur Ronja Meier wundert die Nachricht, dass der erst vor gut zwei Jahren aufgestellte Geldautomat im Boni-Center abgebaut wird. Doch viele Geldautomaten sind binnen kurzer Zeit aus Witten verschwunden. Vermisst werden sie offenbar nicht so arg wie man meinen könnte, denn immer mehr Wittener und Wittenerinnen lassen sich an den Supermarkt-Kassen Bargeld auszahlen.

Wie berichtet, muss die Sparkasse am Samstag (9.3.) auf Wunsch von Boni ihr kleines Servicecenter in dem Supermarkt abbauen. Gekündigt wurde der Standort aus Sorge vor den zunehmenden Sprengstoffanschlägen auf Geldautomaten. Nicht unbegründet: Im Nachbarort Haßlinghausen war im November 2023 der Geldautomat der Volksbank Witten/Bochum am Eingang des Rewe-Marktes gesprengt worden. Das Supermarktgebäude wurde beschädigt und öffnete erst knapp zwei Wochen später wieder. Einen Automaten gibt es dort nicht mehr, Rewe verweist auf die Bargeldauszahlung an der Kasse.

Dieses Service-Angebot fast aller Supermarktketten erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Das Prinzip: An der Kasse nennt man beim Bezahlen den Betrag, den man in bar abheben möchte. Dieser wird auf die Einkaufsrechnung addiert, meist sind nur maximal 200 Euro möglich. Man zahlt mit Karte und die Kassenkraft zahlt das Bargeld aus.

Jeder siebte Kunde holt Geld ab

Hier steht noch ein Geldautomat: Andreas zieht Scheine am Automaten bei Rewe Kesper in Rüdinghausen.
Hier steht noch ein Geldautomat: Andreas zieht Scheine am Automaten bei Rewe Kesper in Rüdinghausen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Das machen viele Kunden“, heißt es auf Nachfrage bei Edeka Schwalemeyer in Bommern. „Ein paar Tausend Euro am Tag“ würden an der Supermarktkasse ausgezahlt. Auch in einem anderen Supermarkt bestätigt sich der Trend. „Danach fragen immer mehr. Die Leute finden das bequemer, als in die Bankfiliale zu gehen“, so ein Mitarbeiter. Mitunter müsse man schon mittags wieder das Bargeld in den Kassen auffüllen.

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Auch Julia Rode, die zusammen mit ihrem Bruder Tobias Rewe Kesper in Rüdinghausen betreibt, sieht eine deutliche Zunahme bei der Bargeldauszahlung an der Ladenkasse. „Das passiert inzwischen bei jedem siebten Einkauf“, schätzt sie. Und das, obwohl es in ihrem Rewe einen Geldautomaten der Sparkasse Witten gibt. Bald ist dies der einzig verbleibende in einem Supermarkt-Foyer in Witten. Er war mit dem Neubau von Rewe Kesper Ende Januar 2023 eröffnet worden, „auf Wunsch der Sparkasse“, so Julia Rode.

Sparkasse: Keine Lösung fürs Hammertal

Die Sparkasse Witten musste auch den SB-Standort im Hammertal im September 2023 aufgeben. Auch hier hatte der Vermieter gekündigt - aus dem gleichen Grund: Sicherheitsbedenken vor möglichen Sprengstoffangriffen auf Geldautomaten.

Die Sparkasse Witten möchte weiterhin im Hammertal präsent sein. „Zwei zunächst jeweils vielversprechende Ideen bezüglich eines alternativen Standorts mussten zwischenzeitlich aufgrund verschiedener planerischer Umstände aufgegeben werden“, so Sparkassensprecher Peter Nehm. „Die Sparkasse Witten ist nach wie vor sehr daran interessiert, einen alternativen Standort im Bereich Hammertal zu realisieren. Dazu gibt es weiterhin laufende Gespräche.“

Auch der Geldautomat im Boni stand nur kurz in einem schicken Würfel neben der Gemüseabteilung. Seit gut zwei Jahren konnte man dort Geld abheben und Kontoauszüge drucken. An diesem Vormittag ist das SB-Terminal gut besucht. Die Sparkassen-Kunden sind überrascht, wenn im Display der Geräte der Hinweis auftaucht, dass der Geldautomat schon bald abgebaut wird. „Sehr schade“, findet das eine Kundin, die oft in ihrer Mittagspause bei Boni ihre Erledigungen macht. Ein älterer Herr hat Verständnis: „Wenn in meiner Immobilie ein Automat stehen würde, würde ich den auch entfernen lassen.“