Witten. Wer am 29. Februar Geburtstag hat, kann nur alle vier Jahre am „richtigen“ Tag feiern. Das betrifft 67 Wittener - darunter Felix Wilshaus.
Herzlichen Glückwunsch! Das kann man an diesem 29. Februar 67 Menschen aus Witten wünschen. Sie alle sind Schaltjahrkinder, ihr Geburtstag steht also nur alle vier Jahre im Kalender. Einer von ihnen ist Felix Wilshaus aus Bommern, der heute 20 wird und trotzdem eigentlich erst seinen fünften Geburtstag feiert.
Endlich mal wieder richtig Geburtstag! Ganz traditionell hat Mama Sandra Wilshaus zwei Geburtstagszahlen gekauft, eine 20 und eine 5. Schließlich kommen an diesem „echten“ Geburtstag sogar die Verwandten. „Sonst gibt‘s Geschenke immer am Tag nach dem 28. Februar, also meist am 1. März“, erklärt Felix Wilshaus. In Schaltjahren freilich ist sein Geburtstag noch einen Tick besonderer. Deswegen fielen die Feiern zum 16. Geburtstag 2020, zum 12. 2016, zum 8. 2012 und der vierte 2008 irgendwie größer aus. An einem Wochenende hatte er noch nie Geburtstag. „Doch“, wirft Mutter Sandra Wilshaus da ein. „Du bist an einem Sonntag geboren!“
Darum gibt‘s ein Schaltjahr
Alle vier Jahre gerät unser Kalender aus dem Rhythmus und das Jahr besteht aus 366 Tagen. Der Grund: In unserem Sonnensystem kreist die Erde stetig um die Sonne. Um sie einmal komplett zu umkreisen, benötigt sie 365 Tage, 5 Stunden und 49 Minuten. Nach vier Jahren haben sich die zusätzlichen Stunden auf rund 24 - einen Tag - addiert. Darum wird dieser als 29. Februar eines Schaltjahres in den Kalender eingefügt.
Als Hochzeitstag ist der 29. Februar - wen wundert‘s - übrigens nicht so sehr gefragt. Im Wittener Standesamt stehen heute keine Trauungen an. Überhaupt haben sich in diesem Jahrtausend bisher nur sechs Paare in Witten das Ja-Wort an einem 29. Februar gegeben. „Den Hochzeitstag wollen die meisten wohl doch lieber jedes Jahr feiern“, schmunzelt Standesamt-Leiterin Monika Wittrien.
Vor 20 Jahren hatte sie so sehr gehofft, ihr Sohn würde doch am 28. Februar zur Welt kommen. Da lag sie nämlich schon mit Wehen im Marien-Hospital. Aber wie das oft so ist beim ersten Kind – es dauerte etwas länger: bis 9.24 Uhr an jenem Schalttag.
Mit diesem verflixten Datum hat sich Felix Wilshaus mittlerweile arrangiert. Früher war das nicht so. „Erklären Sie mal einem Kind, warum gerade sein Geburtstag nicht im Kalender steht“, sagt seine Mutter (49). „Inzwischen find ich es ganz okay“, meint ihr Sohn. „Nur der 18. Geburtstag war doof.“ Auch die Volljährigkeit fiel in ein Jahr ohne einen 29. Februar. Das war 2022.
Während der Ausbildung nicht ein echter Geburtstag
Da steckte der Bommeraner noch in seiner Ausbildung zum Industriemechaniker bei den Edelstahlwerken. Nach seinem Abschluss an der Helene-Lohmann-Realschule war er einer der wenigen Absolventen gewesen, die sich für eine Ausbildung und gegen die weitere Schullaufbahn entschieden hatten. Leicht war das in der Corona-Zeit nicht. Zum Start der Lehre ging‘s direkt für ein halbes Jahr ins Homeoffice. Die anderen Azubis, stellte sich nachher heraus, waren alle weit älter als der 16-Jährige. Nach der Schule direkt in die Lehre ist eben heutzutage etwas Ungewöhnliches.
- Zum vierten Geburtstag: Endlich mal Geburtstag
- Zum 12. Geburtstag: Felix kann endlich mal wieder Geburtstag feiern
- Die Erklärung: Warum gibt‘s in einem Schaltjahr den 29. Februar?
Während der gesamten Ausbildung hatte Felix nicht einmal richtig Geburtstag. Aber jetzt ist es so weit, kurz nachdem er vor einem Monat bei DEW im Walzwerk angefangen hat. „Meine Arbeitskollegen denken wie alle Leute: Sie finden mein Geburtsdatum entweder ganz toll oder ganz blöd“, sagt der junge Mann. An diesem Ehrentag hat er natürlich frei. Und er weiß schon, was er geschenkt bekommt: Tickets für einen Vier-Tage-Trip in den Europapark Rust.
Bestes Geschenk für Wittener: ein Freizeitpark-Besuch
Die Familie Wilshaus ist begeistert von Freizeitparks. Mutter und Sohn können zu allen Anlagen Tipps geben. Natürlich haben sie eine Jahreskarte für den Heide-Park an der Ostsee. In erreichbarer Entfernung von Witten finden sie das Phantasialand am besten. Und insgesamt? „Ich glaube, das Legoland Billund“, so das Geburtstagskind. Allein schon aus Nostalgie - einmal im Jahr fährt die Familie nach Dänemark.
Hat Felix schon einmal ein anderes Schaltjahrkind kennengelernt? „Persönlich noch nicht“, sagt er. Dabei sind es laut der städtischen Bürgerberatung noch 66 andere Wittener, die den 29. Februar im Pass stehen haben. In ganz NRW sind es 11.200 Menschen, so das Statistische Landesamt. Seit dem Jahr 2000 sind insgesamt 2261 Kinder dazugekommen. Das macht einen Anteil von 0,06 Prozent an den Geburten insgesamt in diesem Zeitraum aus.
Ihn ist allen gemein, dass sie immer jung sein werden, wenn man nur die echten Geburtstage zählt. „Mehr als meinen 25. Geburtstag feier‘ ich nicht“, prophezeit Felix Wilshaus. Der ist im Jahre 2104 - wir kommen vorbei!
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