Witten. . Der Junge aus Bommern kam am 29. Februar auf die Welt. Deshalb kann er nur alle vier Jahre an diesem Datum feiern. Wie alt wird er jetzt eigentlich?

Felix Wilshaus freut sich schon wie verrückt auf Montag, denn da hat der junge Mann aus Bommern Geburtstag. Das ist doch nichts Besonderes, denken Sie vielleicht? Aber klar doch, denn es ist der 29. Februar – seit vier Jahren endlich wieder mal. Felix wurde genau an diesem Tag vor zwölf Jahren geboren und genießt es, sein Wiegenfest ausnahmsweise am richtigen Datum feiern zu können. Größer als sonst. „Und mit mehr Geschenken“, wie er hofft.

Wenn ihn jetzt jemand fragt, wie alt er wird, dann sagt Felix immer: „Drei Jahre.“ Er grinst: „Dann gucken alle komisch und dann löse ich das auf.“ Längst hat er sich mit seinem ungewöhnlichen Datum angefreundet. Er merkt, es ist etwas Besonderes, „manche beneiden mich sogar ein bisschen darum“. So wie er Schwester Marlene (8) beneidet, die am gleichen Tag wie eine der beiden Omas Geburtstag hat, mitten im Oktober allerdings. Mama Sandra (41) dagegen ist gar nicht so begeistert, dass Felix am 29. Februar auf die Welt wollte. „Ich dachte, ich schaffe das noch vorher“, erinnert sie sich an die Nacht im Marien-Hospital. Aber wie das oft so ist beim ersten Kind – es dauerte etwas länger: bis 9.24 Uhr.

Heiraten möchte am Montag keiner

Die Einwohnermeldestelle teilt mit, dass am 29. Februar exakt 70 Wittenerinnen und Wittener Geburtstag haben. Heiraten möchte an diesem Tag keiner – es ist ein Montag. Wochentage sind nach Auskunft des Standesamtes nicht sehr begehrt. Das habe nichts mit dem speziellen Datum zu tun.

Mit dem Schalttag wird das Kalenderjahr längerfristig dem die Jahreszeiten bestimmenden Sonnenjahr, das Bruchteile eines Tages länger als das 365 Tage lange „Gemeinjahr“ ist, angeglichen. Im römischen Kalender stand der Monat Februar ursprünglich an zwölfter und damit letzter Stelle.

Wenn nicht gerade ein Schaltjahr ist, dann feiert Felix seinen Geburtstag am 1. März: „Sonst würde ich ja vorfeiern und das macht man nicht“, sagt der Sechstklässler, der auf die Helene-Lohmann-Realschule geht. Hoffentlich liest seine Rektorin Bärbel Faustmann diesen Artikel, damit sie nicht vergisst, was sie Felix neulich versprochen hat: an seinem Ehrentag eine Durchsage zu machen. „Mein Englischlehrer hat mir ja auch was geschenkt – eine Englischarbeit in der ersten Stunde“, erzählt Felix. Die doppelte Aufregung wird ihn am Sonntagabend wohl nur schwer einschlafen lassen.

Geweckt wird er am Geburtstagsmorgen von seiner Mutter, die mit einer Klappkarte ins Zimmer kommt, die ein Lied spielt, wenn man sie öffnet: „Happy Birthday“, was sonst. „Das ist immer so ein hoher Ton“, mault Felix. „Dann wirst du wenigstens wach“, schmunzelt die Mama. Zum Kaffeetrinken am Nachmittag reist die Verwandtschaft an, um die 30 Gäste werden erwartet. Es gibt – das hat Tradition – Zitronen-Schoko-Kuchen. Den macht Oma Heidi Grünschläger (71). Und ja, sie darf ihn auch diesmal noch mit bunten Schokolinsen verzieren, obwohl Felix sonst nicht mehr auf solchen Kinderkram steht. Deshalb feiert er auch nicht groß mit Freunden: „Das ist altmodisch“, sagt er. Lieber geht er mal mit einem Kumpel ins Kino oder zockt mit seinen Jungs ‘ne Runde im Partykeller.

Bloß kein Fieber kriegen

Computer spielen, das liebt er. Aber Felix mag auch Badminton und will nach den Osterferien Klavierspielen lernen. Seine Lieblingsfächer sind Mathe und Physik und in der siebten Klasse kann er endlich Technik dazuwählen. Letztes Jahr gab’s eine Dampfmaschine zum Geburtstag. Diesmal wünscht sich Felix was zum Bauen und Konstruieren. Und Geld, „damit ich mir was Schönes kaufen kann“. Nur eins kann er am Montag gar nicht gebrauchen: „Als ich acht wurde, habe ich abends Fieber bekommen. Das will ich jetzt auf keinen Fall.“