Witten. Die rotgetigerte Katze ist Facebook-Star: Sie fährt Rolltreppe oder liegt bei Woolworth im Regal. Seit Mitte November fehlt von ihr jede Spur.

Unter den Katzen in Witten ist er ein echter Promi: Fidi, der rotgetigerte Kater aus dem Wiesenviertel. Fidi wurde berühmt, weil er sich an ungewohnte Orte wagte, sich fotografieren ließ und so zum Facebook-Star avancierte. Doch seit Mitte November ist die eigensinnige Samtpfote spurlos verschwunden.

Was der hübsche Kater in der Stadtgalerie alles gemacht hat, kann man bei Facebook beobachten. Er fährt zum Beispiel sehr behutsam Rolltreppe. Er ist einmal in das Woolworth-Geschäft hineinspaziert – in die Abteilung mit den Hundebetten – und hat sich dort für ein Nickerchen in einen Plüschkorb gelegt. Er hat sogar schon einen Feuerwehreinsatz ausgelöst, weil er in der Postbank-Filiale eingeschlossen war. Besucher hatten ihn hinter der verschlossenen Glastür umherflitzen sehen. Nachdem die Feuerwehr und der Sicherheitsdienst der Deutschen Bank ihn befreit hatten, wurde er am nächsten Tag übrigens wieder in der Stadtgalerie gesehen.

Ein normales Hauskatzenleben geht mit Fidi nicht

Fidis Besitzer, Can und Carolin Sefzick, haben schon einiges mit ihrer abenteuerlustigen Katze erlebt: „Ein normales Hauskatzenleben ging mit ihm nicht.“ Fidi macht, was ihm passt – ein Tierarztbesuch zum Beispiel nicht. In der Wohnung wurde es dem 13-jährigen Haustier schnell langweilig. „Er kratzte ständig an der Tür, miaute, wollte raus“, erzählt Can Sefzick.

Dinge wie einen Katzenbaum ignorierte er. Er nervte so lang, bis Herrchen oder Frauchen ihn das Treppenhaus runter und aus der Haustür herausließen. Meist drehte er für ein paar Stunden seine Runden und kam dann wieder, aber die Ausflüge wurden mit den Jahren immer größer. Wenn er nach Hause wollte, setzte der 2011 geborene Kater sich einfach irgendwann auf den Bürgersteig vor das Haus an der Steinstraße 13 und miaute – oder wartete heimlich im warmen Kiosk nebenan, bis er dort abgeholt wurde.

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Manchmal faulenzte Fidi auch einfach in einem der Baumbeete in der Steinstraße in Witten.
Manchmal faulenzte Fidi auch einfach in einem der Baumbeete in der Steinstraße in Witten. © WAZ | Michael Kapmeyer

Anfangs machten die Touren des Freigängers die Sefzicks noch nervös. Aber im Prinzip ging immer alles gut. Blieb er ein paar Tage länger weg, fanden die Besitzer ihn in den Fundtier-Portalen. Etliche Male haben sie ihn aus dem Tierheim Witten abgeholt, einmal sogar aus dem Tierheim Hagen. „Wir rätseln bis heute, wie er dorthin gekommen ist“, sagt Can Sefzick.

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Kater stammt aus der Lüneburger Heide

Viele Anwohner im Wiesenviertel kennen Fidi bereits. „Er wurde immer zutraulicher. Viele Leute betüddelten ihn, er ging in die Geschäfte, manchmal bekam er Futter.“ Richtig Sorgen machte sich das Ehepaar Sefzick nicht mehr, dem Kater steckt einfach die Freiheitsliebe in den Knochen. Er stammt übrigens wie Carolin Sefzick aus der Lüneburger Heide und zog mit ihr, der Liebe wegen, nach Witten. Vom Dorf ins urbane Leben.

Hier wohnt Fidi: In einer Wohnung im Obergeschoss eines Hauses an der Steinstraße. Sind seine Besitzer nicht zuhause, wartet die Katze manchmal heimlich im „City Kiosk“.
Hier wohnt Fidi: In einer Wohnung im Obergeschoss eines Hauses an der Steinstraße. Sind seine Besitzer nicht zuhause, wartet die Katze manchmal heimlich im „City Kiosk“. © WAZ | Florian Peters

Seit Mitte November ist Fidi jedenfalls von einer seiner Touren nicht mehr heimgekehrt. „Wir waren uns natürlich schon im Klaren, dass irgendwann so etwas passieren kann“, sagt Can Sefzick resigniert. Zumal es zig Möglichkeiten gibt, wo Fidi stecken könnte: Bestenfalls in einem neuen Zuhause, irgendwo im Keller eingeschlossen, schlimmstenfalls von einem Auto erfasst.

Sie hoffen, dass Fidi dennoch irgendwie den Weg nach Hause findet, denn er sei eben ein besonderes Exemplar: „Lieb, kuschelig, aber unheimlich engstirnig.“ Sollte Fidi für immer wegbleiben, tröstet sie ein Gedanke: „Seit unser Kater durchs Wiesenviertel streunt, trauen sich viel mehr Katzenbesitzer, ihre Tiere rauszulassen“, findet Can Sefzick. „Sein Verhalten hatte auch was Gutes.“

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