Witten. Regelmäßig fallen Senioren auf Anrufer herein, zahlen zum Beispiel eine hohe Kaution. Wie perfide die Masche ist, schildert eine Frau aus Witten.
Immer wieder warnt die Polizei vor Trickbetrügern, die mit großem schauspielerischen Talent meist ältere Leute anrufen und um Bargeld bitten. Und trotzdem gibt es jeden Monat mindestens einen Fall, bei dem die Kriminellen erfolgreich sind. Wie perfide die Nummer läuft, hat nun eine 79-Jährige aus Witten erfahren.
Am Mittwochnachmittag (1.11.) klingelte bei dem Ehepaar das Festnetztelefon. Es meldete sich die vermeintlich beste Freundin, die aufgewühlt schildert, sie hätte eine rote Ampel überfahren, dabei ein Kind auf einem Fahrrad tödlich verletzt. Der Hörer wird weitergereicht an einen „Polizisten“, der Details zur Freundin abfragt. Diese werde nun dem Haftrichter vorgeführt, könnte aber gegen eine Kaution von 72.000 Euro wieder auf freien Fuß und bittet nun darum, dass man ihr mit Bargeld aushelfe.
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Bei der hohen Summer wird die Seniorin hellhörig. „Wissen Sie, ich weiß ja gar nicht, ob Sie wirklich Polizist sind“, sagt sie. Der Mann äußert Verständnis, nennt ihr seinen Namen, die Dienstnummer. Als die Wittener Seniorin lieber auf der Wache anrufen will, gibt er ihr folgenden Tipp: „Dann drücken Sie jetzt die Rautetaste und dann die 110.“ Tatsächlich knistert es in der Leitung, dann meldet sich eine Frau. Gemeinsames Thema sind die Banden, die Senioren mit dem Telefontrick hereinlegen. „Sie können uns doch helfen, der Bande habhaft zu werden“, schlägt die angebliche Polizistin vor. Der Wittenerin wird es mulmig. „Wissen Sie, ich bin eine ängstliche Person. Darauf lasse ich mich nicht ein“, sagt sie – und legt auf.
Wittenerin: „Dieser Anruf hatte eine ganz andere Qualität“
Der Trickbetrug hat die Frau so aufgewühlt, dass sie sich bei der WAZ meldet. „Wir haben schon einmal einen solchen Anruf bekommen, von einer vermeintlichen Cousine aus Berlin. Aber das gestern war eine ganz andere Qualität“, warnt die 79-Jährige. Die Anrufer hätten echte Panik und Sorge um das angefahrene Kind in ihr geschürt. Die vermeintliche Weiterleitung zu der Wache habe sie beruhigt. „Das war alles wahrheitsgerecht. Ich möchte die Leute warnen“, sagt sie. Nach dem Anruf hat sie zuerst die Nummer ihrer Freundin gewählt, die im übrigen putzmunter gewesen sei und kurz darauf zum Pizzaessen vorbeikam.
Die Wittenerin hat sich zwar bei der Polizei gemeldet, ermitteln können die Beamten in solchen Fällen aber nicht. Polizeisprecher Frank Lemanis erklärt: „Die Telefonnummern kann man nicht zurückverfolgen. Die Anrufe kommen aus einem Callcenter im Ausland und dabei wird eine Verschleierungssoftware genutzt.“ Auch die Geldübergabe funktioniert meist ohne Täter-Opfer-Kontakt, weil irgendwo eine Tüte deponiert wird. Somit gibt es auch keine Personenbeschreibung. Darum setzen die Beamten auf Prävention, dass sich die Masche herumspricht.
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„Es werden regelmäßig horrende Summen erbeutet“, sagt Lemanis. „Für uns ist es erstaunlich, wie viel Bargeld die Menschen in ihrer Wohnung haben oder dass Bankmitarbeitende nicht stutzig werden.“ Er betont: Im deutschen Polizeiwesen gibt es kein Kautionssystem, das kennen die Leute nur aus amerikanischen Polizeiserien. Wenn solche Anrufe kommen, hilft nur eines: einfach Auflegen.
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