Witten. Die Coronazahlen steigen bundesweit wieder an. Auch in Witten scheint das Virus zurückzukehren. Eine Praxis reagiert auf das Infektionsgeschehen.

Auf einmal sind die Beine wieder schwer, die Glieder und der Kopf tun weh. Die Nase ist zu und auch der Husten darf nicht fehlen. Die Beschreibung klingt zwar wie eine Reise in die Vergangenheit der letzten drei Jahre, ist bei vielen Menschen derzeit aber wieder Realität. Corona scheint sich bei schönstem Spätsommerwetter wieder auszubreiten – auch in Witten.

„Niemand will es wahrhaben. Wir dachten alle, man hätte einen Haken hinter Corona gemacht“, sagt Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen. Die Realität sieht anders aus. Der Allgemeinmediziner spricht aktuell von einer „mittelstarken Infektwelle“. Alleine vier seiner Mitarbeiterinnen hätten sich in den letzen 14 Tage angesteckt. Zudem würde es viele Menschen erwischen, die Covid bislang aus dem Weg gehen konnten.

Auch in den Büros und Betrieben sind wieder Mitarbeiter erkrankt, darunter solche, die es längst schon mal hatten. Laut EN-Kreis wurden in den vergangenen vier Wochen kreisweit 167 Fälle registriert. Die Inzidenz liegt derzeit bei 51,4, vor zwei Wochen lag sie noch bei 40,9.

Praxis in Witten behandelt Corona-Patienten getrennt

Meinshausen hat in seiner Praxis im Rathaus der Medizin in Herbede bereits darauf reagiert. Alle Patienten mit Symptomen müssen eine Maske tragen und werden getrennt im Untergeschoss behandelt. „Das funktioniert auch ganz gut und läuft viel gesitteter ab als am Anfang der Pandemie“, sagt der Arzt.

Dr. Arne Meinshausen behandelt in seiner Praxis wieder mehr Coronafälle.
Dr. Arne Meinshausen behandelt in seiner Praxis wieder mehr Coronafälle. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Die Infektionsgefahr sei wieder deutlich angestiegen. Meinshausen: „Die Variante „Eris“ ist sehr virulent.“ Sprich ansteckend. Wie viele Fälle es gibt, kann allerdings nicht genau gesagt werden, da nicht mehr getestet wird. „Einige Patienten kommen aber zu uns und haben bereits selbst einen Test gemacht.“ Wie schon zu Hochzeiten der Pandemie warnt der Mediziner davor, das Virus auf die leichte Schulter zu nehmen. „Es ist kein einfacher Schnupfen. Das kann auch aufs Gehirn gehen.“

Im Rathaus der Medizin in Herbede werden Patienten mit Symptomen ab sofort nur noch im Untergeschoss behandelt.
Im Rathaus der Medizin in Herbede werden Patienten mit Symptomen ab sofort nur noch im Untergeschoss behandelt. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Deshalb sei es gerade für gefährdete Personengruppen wichtig, sich in diesem Herbst erneut gegen Corona impfen zu lassen, zumal bald auch die Grippezeit beginnt. „Alle Personen über 60 Jahre und Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich impfen lassen. Wir haben keinen bessere Schutz“, sagt Meinshausen. Bei Jugendlichen und fitten jungen Erwachsenen sei das nicht mehr nötig. Jüngere Leute mit einer Immunschwäche sollten sich die Impfung aber ebenfalls abholen.

EvK Witten hat eigene Infektionsstation

In den Kliniken ist Corona auch wieder angekommen, aber noch ist alles beherrschbar. Das Marien Hospital spricht von wenigen Patienten, im Evangelischen Krankenhaus (EvK) gibt es vier positive Fälle. „Einen kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen können wir nicht beobachten. Zuletzt hatten wir im Schnitt ein bis fünf Corona-positive Patienten“, sagt Verwaltungsleiter Dennis Klaebe. Sie würden aber nicht wegen der Infektion behandelt, „sondern kommen wegen einer anderen Indikation zu uns“.

Die Klinik hat nach eigenen Angaben den Vorteil, als einziges Krankenhaus im EN-Kreis eine Infektionsstation zu besitzen. „Dort haben wir die entsprechenden Räumlichkeiten und speziell geschultes Personal, um die Patienten optimal zu versorgen“, so Klaebe. Zudem würden alle Patienten bei der Einlieferung auf das Virus getestet.

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Es sei jedoch gut möglich, dass die Infektionsschutzmaßnahmen in den kommenden Wochen ausgeweitet werden. „Derzeit stimmen wir in den entsprechenden Gremien die Test- und Schutzkonzepte für die bevorstehende Wintersaison ab“, so Klaebe.

So etwas wie in den vergangenen Jahren wird man im EN-Kreis aber vermutlich nicht mehr erleben. „Das Hochfahren einer Pandemie-Infrastruktur wegen Corona wird es so wie in den Jahren 2020 bis 2022 nicht mehr geben“, sagt Astrid Hinterthür, EN-Fachbereichsleiterin Gesundheit. Der Kreis beobachte die Entwicklung jedoch und „ergreift die nach dem Infektionsschutzgesetz notwendigen und möglichen Maßnahmen“. Der nasskalte Herbst steht schließlich vor der Tür.

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