Witten/Bochum/Hattingen. Er feierte beim Zeltfestival Premiere und setzte gleichzeitig den Schlusspunkt unter die 17 Tage am See: Trettmann rappte kurz, aber gewaltig.

Anglerhut, Sonnenbrille, viel Schwarz-Weiß: Das ist Trettmann. Am Kemnader See huldigte er mit alten und neuen Songs der Fan-Gemeinde. Seine Premiere war zugleich der letzte Act beim Zeltfestival. Und mit 70 Minuten vermutlich der kürzeste.

Ungewöhnlich viele junge Menschen sind an diesem Sonntagabend auf dem Gelände unterwegs und füllen bald das Sparkassenzelt. Nicht bis auf den letzten Platz, aber doch nahe dran. Kollege Ahzumjot steht vorab auf der Bühne, um wortwörtlich den „Soundtrack für die Nacht“ einzuläuten. Schriller zwar als auf Youtube oder sonstwo im Netz. Aber er heizt die Stimmung ordentlich an. „Habt ihr Bock auf Tretti?“, fragt er die Menge. Klar hat sie. Doch wo bleibt er bloß?

Trauriger Trennungs-Song

Eine Dreiviertelstunde nach offiziellem Konzertstart geht es los. Mit „6 Nullen“, der ersten vom neuen Album „Insomnia“ veröffentlichten Single. Einem traurigen Trennungs-Song, minimalistisch inszeniert. Doch es kracht auch kräftig im Zelt. Trettmann mischt seinen schlichten Sound mit Beats, Trap und Dancehall. Er rappt, manchmal begleitet von Tänzern, auf der Bühne hin und her, während im Hintergrund einzelne Wörter oder sein Großporträt über die Leinwand flimmern.

„Was für ‘ne Ehre, für euch spielen zu dürfen“, ruft Trettmann ins Publikum. Es ist sein letzter Gig in dieser Saison. „Das Beste kommt zum Schluss“, versprüht er Selbstbewusstsein. Er kann es sich leisten – auch mit fast 50 noch. Den runden Geburtstag feiert Stefan Richter, so sein bürgerlicher Name, im kommenden Monat. Doch seine Stimme, die klingt irgendwie jünger. Die Fans sind es – bis auf wenige Ausnahmen – sowieso.

Das ganze Zelt ein Lichtermeer

„Ich will Feuerzeuge sehen“, ruft Trettmann. Und bekommt leuchtende Handys. Das ganze Zelt ein Lichtermeer. „Standard“, „Bye Bye aka Delicious“, „5 Minuten“ , „Skyline“ – Trettmann lässt Emotionen raus, hat Geschichten zu erzählen, die seine Fans verstehen. „Grauer Beton“ darf da nicht fehlen. Es ist seine Antwort auf die Kindheit im Plattenbau des heutigen Chemnitz.

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Nach einer Stunde gibt’s drei Zugaben. „Ich will noch nicht nach Hause gehen“, singt Mit-Interpretin Alli Neumann in „Zeit steht“ nicht live, sondern auf der Leinwand. „Nur noch einen, allerallerletzten an der Bar“, wünscht sich Trettmann. Dem Publikum geht es genauso.

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Geschenkt, dass auch dieser Künstler – wie so viele andere Stars beim Zeltfestival – nur immer wieder Bochum grüßt (obwohl wir doch in Witten sind). Geschenkt, dass nach 70 Minuten schon Schluss ist. „Tretti, ich lieb’ dich“, ruft einer in der Menge. Er hat das letzte Wort.