Witten. Die Arche Noah muss das Gelände an der Wetterstraße verlassen. Die Stadt Witten arbeitet wieder mit dem Tierheim zusammen. Eine Kehrtwende.
13 Jahre lang hat der Verein Arche Noah die Fundtierbetreuung für die Stadt übernommen. Damit ist jetzt Schluss: Ab Januar übernimmt das Tierheim Witten für die nächsten vier Jahre die Aufgabe – und damit auch alle Räume an der Wetterstraße 77. Die Arche muss das städtische Gelände räumen.
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Gab es Probleme mit der Arbeit der Arche? Nein. Der befristete Vertrag für die Betreuung sei einfach ausgelaufen, teilt die Stadt als Begründung mit. Der Auftrag habe öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Tierheim und Arche warfen ihren Hut in den Ring. Den Zuschlag bekam das Heim. „Das Angebot des Tierheims überzeugte in Hinsicht auf die Preisgestaltung und die angebotenen Leistungen“, so Stadtsprecherin Lena Küçük. Entscheidend sei eine Kombination aus Qualifikation und „am günstigsten“ gewesen.
Tierheim und Stadt Witten hatten damals Streit
Günstig? Das war schon mal anders. Genau an dem Preis, den das Tierheim verlangte, war 2007 ein Streit mit der Stadt entbrannt, der schließlich dazu führte, dass die Fundtierbetreuung 2010 schließlich an die Arche Noah übergeben wurde. Denn die versprach die Aufgabe mit den bisherigen Zuschüssen von 36 000 Euro stemmen zu können, das Tierheim – seinerzeit noch unter anderer Leitung und mit anderem Vorstand – wollte damals das Doppelte. Welche Summe jetzt gefordert und gezahlt wird, darüber schweigen sowohl die Stadt als auch das Tierheim.
Carsten Verhoeven, der als Tierpfleger im Verein Arche Noah arbeitet, zeigt sich von der Entscheidung der Stadt „schwer enttäuscht“. „Damals haben sie uns angefleht, die Betreuung zu übernehmen“, sagt er. Auch Zweifel an der Qualifikation der Arche-Mitarbeiter, also auch an seiner Person, lässt er nicht gelten. „So lange hat unsere Arbeit gereicht. Und jetzt soll sie auf einmal nicht mehr gut genug sein?“
Entscheidung hat auch Vorteile für die Arche Noah
Allerdings: Mit der Entscheidung selbst könne die Arche Noah gut leben. Sie hätte die Aufgabe zwar weiterhin übernommen, aber das Aus habe durchaus auch Vorteile. „Die Fundtierbetreuung hat uns mehr Verluste als Einnahmen gebracht“, erklärt Verhoeven. Erst jüngst habe der Verein 2500 Euro an OP-Kosten für einen Hund bezahlen müssen. „Bei den Tierarztkosten werden wir nun einiges einsparen können.“
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Das Gelände und die Räume an der Wetterstraße müssten zwar bis Ende des Jahres geräumt werden, aber die Arbeit könne trotzdem wie gewohnt weitergehen. Der Verein werde weiterhin Abgabetiere aufnehmen. „Das Gute ist: Wir müssen dann nicht mehr jedes Tier akzeptieren und können etwa bei einem bissigen Hund auch mal Nein sagen“, so Verhoeven. Der Verein habe ein Netz von etwa 20 Pflegestellen, bei denen die Tiere auch künftig betreut werden könnten. Außerdem gebe es bereits Verhandlungen über ein neues Grundstück für die Arche Noah.
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Das Tierheim Witten-Wetter-Herdecke hingegen freut sich, das derzeit noch geteilte Gelände an der Wetterstraße künftig wieder ganz für sich zu haben. Leiterin Kirsten Simon ist zudem froh, endlich wieder mit der Stadt zusammenarbeiten zu können. „Wir tragen das Wort Witten schließlich in unserem Namen.“ Den Mehraufwand durch die etwa 100 Fundtiere jährlich fürchtet Simon – trotz aller Arbeitsbelastung schon jetzt – nicht. „Das ist überschaubar und für uns gut zu stemmen.“ Ansonsten hofft sie, dass der Streit über die Aufgabenverteilung nicht wieder neu aufflammt. „Schließlich geht es uns allen um das Wohl der Tiere.“