Witten. Vor einem Jahr wurde die Otto-Schott-Gesamtschule in Witten neu eröffnet. Das familiäre Konzept kommt gut an. Nun wird die Schule wachsen.
Endlich Ferien! Alle etwa 9100 Schüler und Schülerinnen in Witten haben am Mittwochmorgen ihre Zeugnisse erhalten und sind in die Sommerferien gestartet. Auch an der Otto-Schott-Gesamtschule, die lediglich 116 Kinder in die Ferien entlässt. Die kleinste weiterführende Schule des EN-Kreises ging nämlich erst vor einem Jahr in Betrieb.
Während die Kinder mit dem Zeugnis in der Hand aus dem Schultor strömen, herrscht im Lehrerzimmer der ehemaligen Hauptschule am Rhienschen Berg Hochstimmung. Die zwölf Lehrkräfte wollen offenbar gar nicht nach Hause, klönen lieber oder kraulen den Schulhund Soula. Der Mischling begleitet Mathe- und Sportlehrer Steffen Sagert (32) in den Unterricht, mittags dürfen die Kinder mit ihm Gassigehen. Ein ausgebildeter Schulhund wie Soula ist etwas Besonderes, ein Gewinn für die Schulgemeinschaft. „Wir haben ein Förderkind, das oft ganz aufgedreht ist. Nach einer Runde mit dem Hund ist es ganz konzentriert und ruhig“, sagt Schulleiter Andreas Stephan.
Weihnachtsfeier in der Werkstadt
Aber es gibt noch mehr Besonderheiten an der Otto-Schott-Gesamtschule. „Es ist eine Umstellung, dass man nur einen Jahrgang unterrichtet“, sagt Lehrerin Astrid Weigelt. Die Intensität sei eine andere, ganz familiär, man könne sich besser um die Kinder kümmern. Für die Lehrkräfte sei dieses erste Jahr wie ein Abenteuer gewesen: Gemeinsam etwas Neues entwickeln, viel improvisieren, „und dabei haben wir unheimlich viel auf die Beine gestellt“, lobt Leiter Andreas Stephan.
So habe es viele AGs gegeben – als Platzmangel fanden die teilweise im Zimmer des Schulleiters statt. Es gab Sportturniere, Wandertage, Museumsbesuche, die Teilnahme am Drachenbootrennen und sogar eine schöne Weihnachtsfeier. Mangels Aula wurde in der Werkstadt das schuleigene Theaterstück aufgeführt. Ohne Labor schwenkte Chemielehrerin Laura Mühlhaus auf Draußenunterricht um. Und als kurz vor Ostern die Hälfte der zwölf Lehrkräfte von der Erkältungswelle heimgesucht wurde, schaffte es der karge Rest trotzdem, keine Unterrichtsstunde ausfallen zu lassen.
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Ab 2024 Neubau am Viehmarkt
In diesem – nun beendeten – Schuljahr konnte die neue Gesamtschule nur einen Teil des geklinkerten Schulgebäudes belegen. Der andere Teil wurde vom Albert-Martmöller-Gymnasium genutzt. Während der Bauarbeiten für einen neuen Fachraumtrakt wurde die AMG-Unterstufe am Rhienschen Berg unterrichtet.
Ab August 2023 darf die Gesamtschule nun richtig wachsen und sich aufs gesamte Schulgebäude mitsamt Aula, Kunst- und Fachräumen ausdehnen. Es werden auch sechs neue Lehrkräfte kommen, schließlich rückt eine neue fünfte Stufe mit 108 Kindern nach. 2024 soll der Baubeginn für ein neues Schulgebäude am Standort der auslaufenden Realschule am Viehmarkt sein. Laut Andreas Stephan sei die theoretische Vorplanung fertig. In etwa fünf Jahren, wenn die alte Overbergschule zu klein wird, möchte die Schulgemeinschaft in ihr neues Gebäude ziehen.
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Ob bis dahin vieles Provisorium bleibt? Vor dem Schulgebäude steht jetzt ein Container-Haus, in dieser Mensa bekommen ab August die Gesamtschüler ihr Mittagessen. In den vergangenen Monaten mussten sie sich die Speisen an der Essensausgabe abholen, es die Treppen hoch ins Klassenzimmer tragen, danach die leeren Teller wieder runter und dann: selbst spülen!
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AMG nur noch an einem Standort
Das Albert-Martmöller-Gymnasium nimmt zum neuen Schuljahr ab August den neugebauten Fachraumtrakt in Betrieb. Damit kann auch die Unterstufe wieder in das Schulgebäude ziehen. Sie war zwei Jahre lang in die ehemalige Overberg-Hauptschule ausgelagert gewesen.
„Das war ein ziemliches Hin- und Hergelaufe für uns“, bilanziert die stellv. Schulleiterin Rut Fröhlings. In den Pausen seien die Lehrkräfte meist zu Fuß, aber auch per Fahrrad oder Roller zwischen dem AMG im Oberdorf und dem Nebengebäude am Rhienschen Berg gependelt. Für die Schüler sei der Schulhof sehr beengt gewesen. „Wir sind glücklich, dass es jetzt nur noch an einem Standort weitergeht“, so Fröhlings.
Nicht nur bei den Schülern, auch bei den Lehrern ist die Mini-Gesamtschule beliebt. „Das ist eine einmalige Chance. Wann wird schon einmal eine neue Schule eröffnet?“, erklärt Vize-Schulleiter Marc Högemann seinen Entschluss, sich aus Hemer an die Wittener Schule zu bewerben. Ähnlich argumentiert Sonja Lohmann-Hütte: „Mit dem Neuanfang kann ich etwas zu bewirken und verändern.“ In diesem Moment kommen Antje Hoffmann und Judith Brandt vorbei, die im neuen Schuljahr von der Otto-Schott-Realschule an die Gesamtschule wechseln dürfen. Den Versetzungsantrag hatten beide schon länger gestellt. „Drüben geht mir nach 25 Jahren die Energie verloren“, sagt Judith Brandt. „Ich habe noch fünfeinhalb Jahre bis zur Pensionierung und da will ich neue Ideen umsetzen. Zum Beispiel diese: Neben Bio und Sport wird sie künftig das Schulfach „Glück“ unterrichten.