Witten. Die Otto-Schott-Realschule in Witten geht ihrem Ende entgegen. Zu Gast waren nun Ehemalige, die noch die Anfänge vor über 60 Jahren gut kennen.
Über sechs Jahrzehnte sind vergangen, seit sie ihr Abschlusszeugnis erhalten haben. Die Rede ist von Ehemaligen der damals noch ganz neuen Otto-Schott-Realschule. Sie feierten jetzt ein Wiedersehen.
Vor dem Schulgebäude gibt es ein großes Hallo: Wilhelm Ringelsiep, den alle nur Willi nennen, heißt sechs ehemalige Mitschüler willkommen, die sich - wie er - auf dieses Treffen riesig freuen.
Ehemalige wollen „ihre“ Schule noch einmal sehen
Über einen Artikel in der WAZ haben die Männer von der geplanten Schließung der Wittener Realschule erfahren. Nun kehren sie zurück an den Ort, an dem sie einst die Schulbank gedrückt haben. Sie wollen das Gebäude „noch einmal sehen, bevor das hier alles ein Parkplatz wird“, wie Ringelsiep befürchtet. Dazu werde es aber wohl nicht kommen, betont die kommissarische Schulleiterin Aysel Koc-Polat gleich bei der Begrüßung.
Was genau an dem Standort passiere, sei zwar „noch nicht zu hundert Prozent festgelegt“. Nach bisherigen Plänen werde aber wohl ein neuer Trakt gebaut und der jetzige abgerissen, so die Leiterin. Statt Parken steht wohl auch weiterhin Pauken auf dem Programm.
Seit 2020 nimmt die Realschule nun keine neuen Schüler mehr auf, doch Kinder und Jugendliche der bestehenden Klassen 7 bis 10 können noch ihren Abschluss absolvieren. Folglich bleibt die Realschule die vier Jahre über erhalten. „Dann können wir ja zu unserem 65. Jubiläum wiederkommen“, freut sich Ringelsiep.
Lesen Sie auch:
- Neue Otto-Schule-Gesamtschule geht in Witten an den Start
- Schott-Grab bekommt eine Erklärungstafel
- Bombe aus Zweitem Weltkrieg auf Schulhof in Witten gefunden
Schüler von einst fanden über das Internet zueinander
In den genau 61 Jahren seit dem eigenen Abschluss hat sich einiges verändert. Reine Jungenklassen wie sie damals noch an der Schule vorhanden waren, gibt es schon lange nicht mehr. Auch die Klassenstufen wurden damals anders gezählt, erklärt Gerd Klass, der zu den Ehemaligen gehört. „Wir waren vier Jahre in der Volksschule und sind dann auf die Realschule gewechselt. Dort wurde von Neuem gezählt. Es begann mit der ersten Klasse, es gab sechs Jahrgangsstufen und wir waren am End die 6b.“
Zusammengefunden haben sich die mittlerweile über 70-Jährigen mit Hilfe der Videoplattform Zoom. Was in einer Gruppe mit fünf Mitgliedern während der Coronazeit eher klein anfing, nahm mit dem Auftauchen einer alten Klassenliste richtig Fahrt auf. „Wir haben dann angefangen, im Internet nach unseren früheren Klassenkameraden zu suchen. Das war jede Menge Arbeit“, verrät Ringelsiep stolz. Von den 31 Mitschülern haben 17 seitdem wieder Kontakt. Ein Teil hatte sich nun zu dem Treffen eingefunden.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Dass auch die Schule mittlerweile im Digitalen angekommen ist, bestaunen die älteren Herren bei einem Rundgang durch das Gebäude. Im ehemaligen Schreibmaschinenraum wird zwar immer noch getippt, jedoch stehen die Tastaturen jetzt vor Bildschirmen. Als die Gruppe im Musikraum ankommt, stellt sie fest: Statt des Flügels wie früher hat hier heute ein Keyboard seinen Stammplatz.
Den Kartenraum nannten die Schüler früher das „Tanzzimmer“
Trotz vieler Veränderungen ist auch einiges geblieben wie es war. Zwar arbeiten die Schüler mittlerweile im Geographieunterricht eher mit iPads als mit mannshohen Karten. Doch der Kartenraum selbst hat die Jahrzehnte überdauert. Peter Michels kann sich noch gut erinnern, wie er sich hier früher in der Pause um Ausgabe und Annahme des Materials kümmerte.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Die Schüler hatten dem Ort jedoch einen ganz anderen Namen gegeben, sprachen von einem „Tanzzimmer“ und das aus gutem Grund. „Wir haben hier in der Pause oft Tanzschritte geübt“, erklärt Michels. Zum Beweis legt er noch einen kurzen Walzer mit Gerd Klass auf das Parkett. Die beiden beweisen: Sie haben nichts verlernt.
Der Dienst im Kartenraum war nur wenigen vertrauenswürdigen Schülern vorbehalten, erinnert sich Dieter Peussner. Das galt auch für „Filme, die wir damals noch im Rathaus abgeholt haben“. Die Vorführungen hatten allerdings Seltenheitscharakter, „vielleicht einmal im Jahr“, sagt der einstige Realschüler. „Das war wirklich etwas Besonderes.“
Heute gibt es die Medien im Internet oder auch vor Ort. Manche werden sogar in der Schule produziert. Im Digitalcafé, das zwei Lehrer in ihrer Freizeit betreuen, entstehen mittlerweile Podcasts. Ausgestattet mit modernster Technik können sich Schüler hier medial austoben. Möglicherweise wird es in Zukunft auch eine Folge mit Willi Ringelsiep und seinen Klassenkameraden geben. Bis zum Abriss des jetzigen Gebäudes dürfte jedenfalls dazu noch etwas Zeit bleiben.