Witten. Das „Metropolrad“ rollt nach Witten. Ab Sommer kann man die Räder leihen. Dahinter steckt Anbieter Tier, der hier schon mal etwas versucht hat.
Erst Ende Februar sind die türkisfarbenen E-Scooter des Anbieters Tier aus Witten verschwunden. Doch bald macht das Mobilitätsunternehmen den Wittenern ein neues Angebot. Im Sommer geht testweise für ein Jahr ein Fahrradverleih-System an den Start.
Dieses Testjahr geht auf ein Engagement der Stadtverwaltung zurück. „Wir wollen 50 Räder an zehn Stationen zur Verfügung stellen“, sagt Verwaltungssprecher Jörg Schäfer. „Das wird natürlich an zentralen Verkehrsknotenpunkten wie dem Hauptbahnhof, dem Bahnhof Annen-Nord und dem Rathaus sein. Die weiteren Standorte stehen noch nicht endgültig fest.“ Anders als bei den E-Scootern ist der Fahrradverleih stärker in die Stadtgesellschaft eingebunden. Und mit dem Kooperationspartner haben andere Kommunen seit Jahren gute Erfahrungen gemacht.
„Nextbike“ wurde von Tier aufgekauft
Unter dem Namen „Metropolrad Ruhr“ bietet das Leipziger Unternehmen „Nextbike“ seit Jahren ein Leihsystem an, das erstmals zur Kulturhauptstadt 2010 in Essen startete. Ende 2021 wurde Nextbike vom Berliner E-Roller-Anbieter Tier gekauft. Im Gegensatz zu den E-Scooter-Anbietern trat Nextbike bisher als offizieller Partner von Städten oder Verkehrsverbünden auf. Auch das System ist etwas anders. Nutzer lassen die Räder nach Gebrauch nicht irgendwo liegen – wie es bei den Rollern zu beobachten war –, sondern geben sie an einer der Stationen wieder ab.
Das Metropolrad kann man inzwischen in zehn Ruhrgebietsstädten ausleihen und die Zahlen steigen ständig. Ein Grund ist die Kooperation mit den Verkehrsunternehmen. Die Abonnentinnen und Abonnenten von Ticket 1000 und 2000, Bären-Ticket und Young-Ticket Plus fahren bei Metropolrad Ruhr 30 Minuten bei jeder Ausleihe kostenlos. „Durch die Einbindung in den ÖPNV kann Bike-Sharing sein volles Potenzial entfalten“, erklärte „Nextbike by Tier“-Sprecherin Nadine Lindner der WAZ in Herne. Die Mieträder seien im Zusammenspiel mit Bus und Bahn eine praktische Lösung für die letzte Meile. Freiminuten ermöglichten dabei einen niederschwelligen Zugang zu dem Verleihsystem.
Ausleihe kostet 1 Euro pro Viertelstunde
Auch einige Firmen haben mit Nextbike eigene Tarife für ihre Belegschaft ausgehandelt. Sie zahlen einen Grundbetrag an den Betreiber, Bedienstete erhalten dann Freiminuten. In Witten haben bereits mehrere Betriebe zugesagt, sich an diesem Modell zu beteiligen, etwa die Stadtverwaltung oder die Wohnungsgesellschaften. Die Uni will Studierende über das Semesterticket am Leihsystem beteiligen.
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Ansonsten zahlt man im Monatsabo zehn Euro für jeweils halbstündiges Mieten, im Basistarif einen Euro pro Viertelstunde, maximal 15 Euro. Die Ausleihe erfolgt über eine App auf dem Handy. Erst dann öffnet sich das Rahmenschloss am Hinterrad. Auch die Rückgabe wird automatisch von einem Terminal erfasst, erst dann endet der Ausleihvorgang in der App.
Erste Pläne für ein Fahrradverleihsystem stammen aus 2017
Eine erste Anfrage für ein Fahrradverleihsystem gab es in Witten bereits im Jahr 2017. Doch selbst zwei Jahre später, 2019, hatte Nextbike der Stadtverwaltung noch einen Korb gegeben. Witten erfülle nicht die „finanziellen Voraussetzungen“, hieß es damals. Die Erfolgsaussichten wurden gering eingeschätzt. Daraufhin machte sich die Stadtverwaltung auf die Suche nach Mitfinanciers.
„Im Zuge der Verkehrswende und sicher auch bestärkt durch den Fahrradboom während der Corona-Pandemie hat sich der Blick auf ein solches Angebot geändert“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Inzwischen ist in Witten ein Fahrradverleihsystem als attraktive Alternative zum Auto gewünscht. 2020 fasste dazu der Verkehrsausschuss einen Entschluss.
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In einem Testjahr will die Stadtverwaltung nun herausfinden, wie diese Möglichkeit angenommen wird. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger: „Die Einführung eines Fahrradverleihsystems ist ein weiterer Schritt hin zu einer nachhaltigen Mobilität in Witten. Neben dem Ausbau der Radinfrastruktur erweitern wir damit die Alternativen zum Pkw und setzen eine weitere Maßnahme des Radverkehrskonzeptes um.“
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