Witten. Landwirt Christian Thiele ist sicher: Er hat einen Wolf in Witten gesichtet. Die Jagdgenossenschaft Durchholz bestätigt diese Einschätzung.
Ein Tier, das aussieht wie ein Wolf, ist in Witten gesichtet worden. Es lief durch Durchholz und Bommerholz, überquerte die Kellerstraße und näherte sich anschließend auch den Häusern im Muttental. Die Behörden sind informiert.
Einer der ersten, der das wolfsähnliche Tier durch Witten streifen sah, ist Christian Thiele. Der Landwirt war am Donnerstag (19.1.) gegen 11 Uhr am Vormittag von seinem Hof in der Mutte aufgebrochen, als er auf ein Auto aufmerksam wurde, das mit angeschalteter Warnblinkanlage am Straßenrand stand. „Ich schaute, was los ist und dachte erst, dass ein Hund übers Feld läuft“, berichtet der 38-Jährige. Doch als er den „Hund“ dann von der Seite sah, war ihm klar: „Das ist kein Hund, das ist ein Wolf.“
Wittener Landwirt nahm die Verfolgung auf
Thiele reagierte prompt. Er nahm mit dem Auto die Verfolgung auf, überlegte, wo das Tier entlang kommen könnte, wartete dann an der Kellerstraße – und richtig: Kurz darauf kreuzte der „Wolf“ die Straße. Thiele konnte Fotos und ein kurzes Video davon machen.
Dieses Material hat er an die Wolfssichtungsstelle NRW geschickt, dort soll es nun geprüft werden. Thiele hat aber keinerlei Zweifel, dass anschließend bestätigt wird, dass es sich um einen Wolf gehandelt hat. „Das Tier sah nicht nur anders aus, es lief auch ganz anders als ein Hund“, sagt der 38-Jährige. Auch die Fährte habe sich deutlich von der eines Hundes unterschieden: „Die Spuren der Pfoten waren deutlich größer.“
Außerdem habe sich das Tier auch nicht wie ein Hund verhalten. Es habe einen großen Bogen um eine Fußgängerin mit Hund und sogar zwei Rehe gemacht. Thiele: „Ich bin zwar kein Experte, aber zu 99 Prozent sicher: Das war ein Wolf.“
Jagdgenossenschaft geht von einem Streuner aus
Diese Einschätzung teilt auch Ulrich Oberste-Padtberg. Der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Durchholz geht ebenfalls davon aus, dass es sich bei der Sichtung um einen Wolf gehandelt hat – und zwar um einen „auf der Durchreise“. Ein streunender Wolf habe einen Aktionsradius von rund 200 Quadratkilometern, erklärt der Jäger. Das Tier, das in Witten gesehen worden ist, könne also ebenso aus Ostwestfalen stammen wie vom Niederrhein, erklärt er. Sehr wahrscheinlich sei, dass es sich um das gleiche Tier handelt, das im Januar auch schon in Radevormwald und dann in Breckerfeld gesichtet worden ist, meint auch die Kreisjägerschaft.
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Oberste-Padtberg betont, man müsse einen streunenden Wolf deutlich von einem Rudel, das sich in einem Revier niederlässt, unterscheiden. „Wir können also nicht sagen, wir haben jetzt Wölfe in Witten.“ Sorgen bereitet dem Hobby-Landwirt die Sichtung dennoch. „Auch ein streunender Wolf hat Hunger“, sagt er. Ein Rudel mit Welpen sei zwar schlimmer, aber auch ein Wolf auf der Durchreise könne durchaus Tiere reißen. Deswegen seien am Donnerstag viele Schafe in den Hölzern sehr schnell in Sicherheit gebracht worden. Sein Rat an Spaziergänger, die dem Wolf eventuell noch einmal begegnen: „Ruhe bewahren, den Hund kurz nehmen, ausweichen.“
Kreisjägerschaft mahnt zur Vorsicht
Das rät auch die Kreisjägerschaft: Wenn der Wolf sich dann nicht zurückziehe, solle man laut sprechen oder in die Hände klatschen, um sich bemerkbar zu machen. „Rennen Sie nicht davon, dies könnte ein Verfolgungsverhalten des Tieres auslösen“, so Simon Nowack, Vorsitzender der Kreisjägerschaft im Ennepe Ruhr Kreis. „Sollte der Wolf sich Ihnen wider Erwarten nähern, bleiben Sie stehen und machen Sie sich groß, versuchen Sie ihn einzuschüchtern.“
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Nowack warnt ausdrücklich: „Versuchen Sie nicht, sich einem Wolf anzunähern und schon gar nicht, ihn anzulocken.“ Man müsse dem Tier Raum für den Rückzug lassen. Wölfe sollten unter keinen Umständen gefüttert werden. Die instinktive Vorsicht, die Wölfe Menschen gegenüber zeigen, könne verloren gehen, wenn die Tiere positive Reize vom Menschen erfahren. Das könne gefährlich werden. Denn Nowack betont: „Ein Wolf ist kein Kuscheltier.“