Witten. Die Energiekrise trifft auch die Kirchen. Einige Gotteshäuser in Witten bleiben deshalb ziemlich kalt. Eine Gemeinde geht aber einen anderen Weg.

Auch wenn es derzeit tagsüber noch mild ist, so merkt man zum Nachmittag und Abend hin schon, dass der Herbst eingekehrt ist. Die Tage werden kürzer, in den Wohnungen wird es kälter. In Zeiten der Energiekrise überlegt man sich zweimal, ob man die Heizung hochfährt. Die Freie evangelische Gemeinde (FeG) in Witten-Bommern hat sich deshalb eine ganz besondere Aktion überlegt.

Die Gemeinde öffnet ab diesem Donnerstag (10. November) bis einschließlich 23. Dezember den Raum „nebenan“ am Goltenkamp 4. Dort können alle Wittenerinnen und Wittener donnerstags und freitags von 15 Uhr bis 20 Uhr verweilen, Tee trinken und Kuchen essen oder einfach ein Buch lesen. Auch WLAN ist verfügbar, um im Internet zu surfen. Schülerinnen und Schüler können zudem Hausaufgaben erledigen. „Die Frage in allen Kirchen ist ja derzeit, ob man die Temperaturen runterfährt oder nicht“, sagt Pastorin Anja Ströhmann. Das Motto der Aktion lautet „WinterWärme“.

Stadt Witten fördert Projekt

„Wir haben etwas gegen Kälte und steigende Heizkosten“, so Ströhmann weiter. Bereits im September habe man sich mit dem Projekt beschäftigt und sich für eine Förderung aus dem Quartiersbudget der Stadt beworben. Die Idee sei gut angekommen und vor knapp drei Wochen kam dann die Zusage. „Die Menschen beschäftigen sich derzeit mit dem Thema und in dem Zeitraum, wo sie bei uns sind, müssen sie zu Hause nicht heizen und sparen Energie.“

Im Raum „nebenan“ der Freien evangelischen Gemeinde kann man etwas Wärme tanken.
Im Raum „nebenan“ der Freien evangelischen Gemeinde kann man etwas Wärme tanken. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Aber nicht nur darum geht es bei der Aktion. Gerade das Miteinander ist der Freien Gemeinde wichtig. Menschen aller Generationen sind eingeladen, das „nebenan“ zu besuchen, eine Altersgrenze gibt es nicht. „Wir wollen Wärme spenden, auch für die Herzen“, sagt die Pastorin. Was die Besucherinnen und Besucher letztendlich tun, ist jedem selbst überlassen. Für die kleinsten gibt es eine eigene Spielecke. Außerdem wird jeden Donnerstag und Freitag zwischen 18 und 19 Uhr eine heiße Suppe serviert.

Das Thema „Energiekrise“ ist auch bei den Kirchen längst angekommen. Noch lässt die milde Witterung zwar nur erahnen, was auf die Gläubigen zukommt, wenn die Außentemperaturen fallen. Viele Gemeinden in Witten haben aber bereits jetzt schon erste Pläne erarbeitet, wie man den Winter überstehen will. „Wir halten uns da an die Empfehlungen des Bistums Paderborn“, sagte Friedrich Barkey, leitender Pfarrer des Pastoralen Raums, bereits im Oktober.

Bistum Paderborn sieht niedrige Temperaturen vor

Normalerweise war es bei katholischen Gottesdiensten im Schnitt 15 Grad warm, nun ist eine Temperatur von fünf Grad vorgesehen. Auch auf die Beleuchtung hat das Ganze Auswirkungen. So bleibt die Marienkirche, die sonst oft von außen angestrahlt wird, dunkel. Auch bei St. Maximilian Kolbe in Stockum will man auf kleinere Fensterbeleuchtung verzichten, sagt Verwaltungsleiter Alexander Böduel.

Für die katholischen Kirchen des Bistums Paderborn in Witten sei das Energiesparen aktuell allerdings noch keine Kostenfrage, so Böduel. Sämtliche sakralen Gebäude besitzen Heizluftheizungen, die mit Gas von den Stadtwerken betrieben werden. Somit würden sich die steigenden Preise erst im nächsten Jahr bemerkbar machen.

Die Freie evangelische Gemeinde in Bommern geht nun aber einen anderen Weg und dreht die Heizungen hoch. Nicht nur, aber auch, um die Herzen der Menschen in der dunklen und kalten Jahreszeit zu erwärmen.