Witten. Die Vorschläge der Initiative zur Rettung des Hammerteichs in Witten sieht die Stadt kritisch. Das ruft die Befürworter der Ideen auf den Plan.
Die Zukunft des Hammerteichs ist in Gefahr. Ablagerungen lassen ihn immer kleiner werden. Eine Initiative schlägt vor, das Material auszubaggern und den Aushub am Ufer aufzuschütten. Mit dem Vorstoß soll sich jetzt die Politik befassen, zugleich melden sich Kritiker und Unterstützer zu Wort.
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Die Interessengemeinschaft Hammerteich ließ mit ihrer Idee aufhorchen, die sie kurz vor der Sommerpause vorstellte. Die Sedimente, die dem kleinen See das Wasser abgraben, sollten ausgekoffert und gleich neben dem Gewässer aufgehäuft werden. Von einer Art Landschaftspark spricht die Initiative, der Witten bereichern könne. Damit das Projekt nicht in der Versenkung verschwindet, wird sich auf Antrag von CDU und Bürgerforum der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima in seiner Sitzung am Donnerstag, 1. September, (17 Uhr, Forschungs- und Entwicklungszentrum, Alfred-Herrhausen-Str. 44) mit dem Hammerteich befassen.
Initiative aus Witten will die Sedimente auskoffern lassen
Die beiden Fraktionen wollen gerne die Akteure in die darauffolgende Sitzung einladen, brauchen dazu aber grünes Licht des Ausschusses. „Wir hoffen auf Rückendeckung anderer Fraktionen und möchten vor allem darüber diskutieren, wie aus fachlicher Sicht der Vorstoß zu bewerten ist“, sagt Julian Fennhahn, stv. Fraktionschef. Der Hammerteich liege ihm sehr am Herzen, habe er doch „schon als kleines Kind dort gespielt“. An früher fühlten sich in den letzten Jahren oftmals Politiker erinnert, wenn es mal wieder um die Rettung des Teiches ging.
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Doch bislang schrumpft das Gewässer immer weiter. In einer ersten Bewertung des neuen Vorschlags reagiert die Stadt sehr vorsichtig. Das Engagement der Bürger findet zunächst einmal großes Wohlwollen. Wenn man nun die Sedimente im direkten Umfeld des Hammerteichs aufbringen wolle, „fallen viele Flächen schon weg, weil sie schlicht zu steil sind“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Wo das nicht der Fall sei, ,müssten wir Bäume fällen, also in die Natur eingreifen“.
Stadt befürchtet eine Vielzahl an Genehmigungen und Auflagen
Für ein „Landschaftsbauwerk“, das sich die Initiative vorstellt, bräuchte die Stadt eine Vielzahl an Genehmigungen, von wasser- über boden- bis hin zu naturschutzrechtlichen. Voraussichtlich seien sie mit hohen Auflagen verbunden. Um die Schlämme nutzen zu können, müsste die Stadt sie zudem entwässern. „Das ist wahlweise technisch aufwendig oder dauert sehr lange. Zudem bestehen die Schlämme zu einem großen Teil aus organischem Material, das nach und nach zerfällt.“ Das sei für das angedachte Landschaftsbauwerk eine zusätzliche Herausforderung.
Hinweise auf Schwermetalle überprüft
Das Ehepaar Sieglinde und Jörg Wischnewski aus Witten findet das Konzept der Initiative bedenklich, weil doch der Schlamm mit Schwermetallen belastet sei. Sie berufen sich auf Aussagen in Ratsausschüssen vergangener Jahre.
Beim Wegebau im Wittener Wald während der 60er und 70er Jahre soll danach Hochofenschlacke zum Einsatz gekommen sein.
Proben aus den Jahren 2014 und 2019 aus dem Hammerteich ergaben, so Stadtsprecherin Lena Kücük, allerdings keine Auffälligkeiten.
CDU-Fraktionsvize Julian Fennhahn regt ohnehin an, für neue Konzepte weitere Proben anzusetzen, um auf Nummer sicher zu gehen.
Einen weiteren Vorschlag, den die Initiative aufgebracht hat, diskutiert die Stadt derzeit mit der Unteren Wasserbehörde des EN-Kreises, nämlich den Borbach vom Hammerteich zu trennen. Aus Sicht der Wittener Verwaltung „ist das nicht die große Lösung“, um die Sedimente zu verhindern. Denn nicht der Borbach würde Ablagerungen transportieren, hauptsächlich entstünden laut Stadt die Sedimente durch das Laub herumstehender Bäume, das direkt im Wasser lande. Weiterhin verfolgt die Stadt den Plan, die Ablagerungen direkt in die Ruhr einzuleiten, so Schäfer. Bislang hätten die zuständigen wasserwirtschaftlichen Behörden das Ansinnen abgelehnt.
Aus Sicht der Initiative hat die Stadt das Thema seit Jahren vertagt
Die zahlreichen Bedenken der Stadt stoßen wiederum bei dem Wasserbauexperten Christoph König von der Interessengemeinschaft Hammerteich auf Kritik. Die Verwaltung habe in den vergangenen Jahren das Thema immer wieder vertagt, jetzt habe man den Eindruck, als würden konkrete Handlungsvorschläge einfach abgebügelt. Beispielsweise müsse auch die Stadt zahlreiche Genehmigungen einreichen, wenn sie die Situation des Gewässers wirklich verbessern wolle. Das Landschaftsbauwerk könnte man auch in der Weise errichten, dass Erdreich dazu an anderer Stelle ausgekoffert und das entstandene Loch mit den Schlämmen des Teichs gefüllt werde. Grundsätzlich aber, so König, sei es dringend an der Zeit, sich um den Hammerteich zu kümmern.
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