Witten. Kalte Duschen in Sportstätten: Geht gar nicht, sagen Wittener Politiker. Sie fühlen sich übergangen. Ändert das die Entscheidung der Stadt?
Die Entscheidung der Stadt, das heiße Wasser in den Wittener Sportstätten abzustellen, hat eine regelrechte Protestwelle ausgelöst. Vereine laufen Sturm wegen der kalten Duschen. Auch die Politik ist wenig begeistert von dem Entschluss. Doch der Bürgermeister verteidigt seinen Schritt, mit dem er nicht nur der Gasknappheit vorbeugen möchte.
Seit diesem Montag (25.7.) kommt nur noch kaltes Wasser aus den Duschen, hier und da der Technik wegen vielleicht auch erst ein paar Tage später. Die SPD hatte zuerst öffentlich reagiert. Christoph Malz bezeichnet das Verhalten der Stadt als „Aktionismus“. Der Vize-Fraktionschef wirft der Verwaltung vor, nur eigene Ausgaben einsparen zu wollen. Schließlich würden die Sportler dann eben zuhause duschen.
Wittener Politiker: Gemeinsam Konzept erarbeiten
WBG-Geschäftsführer Hans-Peter Müller schließt sich dieser Aussage an. „Das geht gar nicht“, kommentiert der Vertreter der Wittener Bürger Gemeinschaft den Schritt der Stadt. Denn Wasser werde ohnehin verbraucht, sagt auch er. Für nicht stichhaltig hält er das Argument, in den Duschen der Sportvereine müsse das Wasser dauerhaft auf Temperatur gehalten werden.
„Jeder Haushalt wird eine Vorlauftemperatur nutzen. Vermieter machen das grundsätzlich“, sagt Müller. Ob zuhause oder im Verein – „Gas und Wasser werden gleich verbraucht“. Daheim ließen sich viele eher noch länger berieseln, während es in den Gemeinschaftsduschen meist „hoppla hopp“ gehe.
Harald Kahl vom Bürgerforum+ schließt sich dieser Argumentation der WBG an („einleuchtend“) und kritisiert das Vorgehen der Stadt. Trotzdem müsse man an die Zukunft denken. „Eine effektive Erstmaßnahme wäre es, die Temperatur des heißen Wassers zu senken. 40 Grad reichen auch.“ Die Verwaltung solle aber vor allem mit den Betroffenen gemeinsam ein Konzept erarbeiten.
„Witten muss etwas tun, um Energie zu sparen“
„Unpopuläre Entscheidungen sind immer schwierig“, sagt CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki. Auch er bedaure, dass es nun die Vereinssportler besonders trifft. „Aber auch wir sehen keine andere Möglichkeit. Denn es muss etwas getan werden, um Energie zu sparen.“ Es sei der Union jedoch wichtig, die warmen Duschen in den Lehrschwimmbecken aufrechtzuerhalten.
Piraten-Chef Stefan Borggraefe ist – ebenso wie Christian Walker (Grüne) – enttäuscht, dass die Entscheidung nicht mit der Politik beraten und kein direktes Gespräch mit den Vereinen gesucht worden sei. Borggraefe vermutet, dass es ein grundsätzliches Problem bei der Effizienz der städtischen Warmwasseraufbereitung gebe. Dies müsse verbessert werden. „Energiesparen ist superwichtig“, betont Borggraefe. Was ihn bei all dem jedoch wundert: Dass die Saunen des KSV weiterbetrieben und „rege genutzt“ würden.
Wittener Bürgermeister: Nur eine „Komforteinschränkung“
Bürgermeister Lars König lässt die „sehr emotional geführte Diskussion“ nicht völlig kalt. Doch in Krisenzeiten „müssen Entscheidungen getroffen werden, die wenig Freude bereiten“, sagt er am Montag zur WAZ. Dabei gehe es diesmal lediglich um eine „Komforteinschränkung“. „Wir stellen schließlich die Lehrschwimmbecken oder andere Sportstätten nicht grundsätzlich in Frage.“
Der Krisenstab
Am Dienstag (26.7.) findet das erste Treffen des Krisenstabs zur Energiesicherheit statt. „Es geht noch nicht darum, Beschlüsse zu fassen“, so der Bürgermeister. Man wolle nur auf Szenarien vorbereitet sein und Kommunikationswege festlegen. Feuerwehr, Polizei, Gebäudemanagement, Stadtwerke und Verwaltungsvorstand gehören zum Stab.
Tatsächlich würde nun das Vorheizen des Wassers in den Sportstätten komplett entfallen, so König – und damit Geld und Energie gespart. Der Stadtsportverband sei am letzten Mittwoch (20.7.) informiert worden.
Er bedaure, dass es noch keine Vorgaben von Bund und Land gebe, wie mit drohenden Gasengpässen umzugehen sei. „Aber wir können nicht warten und machen uns deshalb selbst auf den Weg“, erklärt der Bürgermeister. Und: „Jeden Euro, der weniger verbraucht wird, muss der Bürger nicht tragen.“