Witten. Auf dem Christopherus-Hof in Witten gab’s am Wochenende viel Theater. Zu sehen waren eine Realsatire und ein besonderer Krimi.
Der Kulturstall des Christopherus-Hofes wurde am vergangenen Wochenende zur Bühne. Das Ensemble des Stockumer Theatervereins (STV) präsentierte im Wullen gleich zwei Stücke - eine komödiantische Realsatire und einen barocken Krimi, der im Frankreich des 17. Jahrhunderts spielt. Die Leichtigkeit und Spielfreude der Amateur-Schauspieler begeisterte die Besucher des Sommertheaters.
Die „Hansi-Bar“, betrieben von Chefin „Penny“, ist der Mittelpunkt der Realsatire „Currywurst mit Pommes“. Im kleinen, aber feinen Kiosk an einer Autobahnraststätte herrscht ein reges Kommen und Gehen. Die resolute Budenbesitzerin, gespielt von Jill-Christin Lorenz, versteht es bestens, ihre bunt gemischte Kundschaft so zu bedienen, dass jeder in aller Eile zufrieden ist. Es sind echte Typen, die hier mal eben Pommes essen und einen Kaffee runterschütten, um für die nächsten Kilometer auf der Autobahn auf Touren zu kommen.
Im Kulturstall des Christopherus-Hofes in Witten stehen 28 „Typen“ auf der Bühne
Es ist ein Kaleidoskop von verrückten Geschichten, die die vielen Reisenden im Handgepäck haben. Jede kleine Szene hat jede Menge Ruhrgebiets-Charme. Die Leute reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. So gelingt es den Schauspielern immer wieder, die Zuschauer zum Schmunzeln und zum Nachdenken zu bringen. Budenbesitzerin Penny ist und bleibt der Ruhepool. Eine stille Beobachterin, eine geduldige Zuhörerin und energische Chefin.
Jill-Kristin Lorenz bleibt im gesamten Stück ihrer Rolle treu. Die anderen sieben Bühnenakteure schlüpfen nach kurzen Episoden immer wieder in neue Figuren. So treten Schlag auf Schlag 28 verschiedene Typen auf. Eine tolle, schauspielerische Leistung. Klischees werden bestens gespiegelt, aber immer mit einem Augenzwinkern. Die satirischen Momentaufnahmen stammen aus der Feder von Frank Pinkus und Nick Walsh.
Theater Hagen hat Stockumer Theaterfreunden Barock-Kostüme geliehen
Eine „Welturaufführung“ konnten die Zuschauer im Kulturstall des Christopherus-Hofes mit der Inszenierung des Kriminalstücks „Das Fräulein von Scudéry“ erleben. Autor Thor Truppel war zur Premiere extra aus Leipzig angereist. Truppel hat die moderne Theaterfassung für die gleichnamige Novelle von E. T. A. Hoffmann aus dem Jahr 1819 geschrieben. Spielort ist ein alter französischer Adelssitz im Barock-Zeitalter.
2023 wird der Stockumer Theaterverein 40
Im kommenden Jahr feiert der gemeinnützige Stockumer Theaterverein sein 40-jähriges Bestehen. Sein Motto: „Spaß am Spielen“. Der Verein hat 46 Mitglieder, die aber nicht alle auf der Bühne stehen. Denn es werden auch Menschen für die Maske, Requisiten, Kostüme, Licht- und Tontechnik und für den Bühnenbau benötigt.
„Unsere Kulissen müssen als Module immer leicht transportabel sein“, sagt die zweite Vorsitzende Florina Schmalstieg. Denn: Der Theaterverein hat keine eigene Bühne. Diese ist der große Traum der Mitglieder. Geprobt wird dienstags im katholischen Gemeindehaus Maximilian-Kolbe in Stockum. Weitere Infos zum Theaterverein gibt’s im Netz: www.theater-stockum.de
Erzählt wird die Geschichte des „Fräuleins von Scudéry“, der ersten Detektivin. Die Titelrolle der Mademoiselle de Scudéry hat Manou Ruthmann exzellent verkörpert. Sie spielt die Rolle als alterndes „Fräulein im Nachtgewand“ sehr charmant. Obwohl Scudéry durch eine Krankheit ans Bett gefesselt ist, kommt sie mit ihrem Scharfsinn jedem kleinen Geheimnis, jeder Ungereimtheit auf die Spur. Unter der Regie von Florian Schmalstieg haben die acht Akteure seit Februar für die Premiere geprobt. Die beeindruckenden Kostüme für die Darstellung der Barockzeit hat das Theater Hagen den Stockumer Theaterfreunden geliehen.