Witten. Ein Wahlkrimi: In Witten legte die CDU eine beeindruckende Aufholjagd hin. Nur knapp gewinnt die SPD die Landtagswahl 2022. Der Überblick.

Was für ein Wahlkrimi: In der SPD-Hochburg Witten legte die CDU-Spitzenkandidatin Sarah Kramer eine beeindruckende Aufholjagd hin. Nur knapp verlor sie gegen die SPD-Abgeordnete Nadja Büteführ, die damit zum zweiten Mal in Folge das Direktmandat für Witten holt.

Der gute Landestrend für die CDU hat sich auch im Wahlbezirk Witten/Herdecke niedergeschlagen. Bei der Wahlparty auf dem Hof von Wittens CDU-Parteichef Ulrich Oberste-Padtberg in Durchholz herrscht beste Stimmung. Gerade einmal zwei Prozentpunkte trennen Kramer und Büteführ am Ende, damit hatte die 29-jährige CDU-Kandidatin selbst nicht gerechnet. „Ich freue mich, wenn es eng wird“, hatte sie vor der Auszählung gesagt. Laut Ulrich Oberste-Padtberg ist das gute CDU-Ergebnis nicht nur dem Landestrend geschuldet. „Witten ist noch nie so schlecht in Düsseldorf repräsentiert worden wie in der Zeit von Frau Büteführ“, sagt er.

Grüne dankbar für Rückenwind aus Berlin

Und jubeln dürfen auch die Grünen. Das Ergebnis ist ein großer Erfolg für die Direktkandidatin Verena Schäffer (35). Sie erhielt im Vergleich zur Wahl 2017 doppelt so viele Stimmen. „Sie hat als Fraktions-Chefin der Grünen im Düsseldorfer Landtag ein klares Profil gezeigt“, so Jan Dickerboom, Geschäftsführer der Grünen in Witten. Über den Erfolg freue sie sich sehr, meinte die Politikerin, es sei offensichtlich gelungen, vor allem mit den Themen Klimaschutz, erneuerbare Energien und Mobilität zu überzeugen. Das habe sich auch an den Wahlständen gezeigt. Eine wichtige Rolle habe auch, so Schäffer, der Rückenwind aus Berlin mit Annalena Baerbock und Robert Habeck gespielt.

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Auf Verena Schäffer kommt nun eine Menge Arbeit zu. Denn es stehen nun Verhandlungen mit der CDU und der SPD an. Für weitere Aussagen, so betonte die Grünen-Politikerin, sei es im Moment noch viel zu früh. An einem solchem Abend sollte eben auch Zeit sein, sich über das gute Abschneiden zu freuen. Das geschah dann auch bei den heimischen Grünen in der Kulturkneipe Roxi. Hier zeigte sich schon, dass eine Reihe von Mitgliedern doch so ihre Bedenken haben, sollte es auf eine Koalition mit den Christdemokraten zulaufen.

Maue Stimmung bei der SPD im Maschinchen Buntes

Fassungslos hingegen verfolgten die SPD-Anhänger die Niederlage der Landespartei im Maschinchen Buntes. Echte Stimmung kommt hier nicht auf. Als Hendrik Wüst auf der Leinwand erscheint, wenden sich die Genossen kopfschüttelnd ab. Verhalten applaudieren einige, als klar wird, dass zumindest Schwarz-Gelb keine Mehrheit mehr hat. „Daran kann man sich ja nicht hochziehen“, murmelt ein Genosse mehr zu sich selbst.

Da jubeln sie noch: Nadja Büteführ (Mitte) Landtags-Kandidatin der SPD zeigt sich siegessicher vor der Gaststätte Maschinchen Buntes in Witten.
Da jubeln sie noch: Nadja Büteführ (Mitte) Landtags-Kandidatin der SPD zeigt sich siegessicher vor der Gaststätte Maschinchen Buntes in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nadja Büteführ zeigt beharrliche Zuversicht – erst als es für sie immer enger zu werden droht, bröckelt ihr Optimismus ein wenig. „Ich habe im Wahlkampf hunderte Klinken geputzt. Die Stimmung war super“, sagt die 55-jährige Kommunikationswissenschaftlerin, die seit fünf Jahren im Düsseldorfer Landtag sitzt. Dass es dann doch so knapp werden würde, „das wundert mich“.

Schlechte Ergebnisse für FDP, Linke und AfD

Deutlich schlechter als der FDP-Direktkandidat von 2017, Frank Steffen Fröhlich, schnitt der diesmalige Bewerber Enric Tange ab. Er erreichte nicht einmal die Hälfte der Stimmen seines Vorgängers.

Federn lassen muss auch die AfD. Kandidat Jean Valton kam auf 5,32 Prozent, 2017 hatte die Partei bei den Erststimmen noch 6,2 Prozent erlangt. Die Linke, mit der Wittener Ratsfrau Ulla Weiß eigentlich prominent besetzt, sackt auf 2,4 Prozent ab.